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Aus den Ländern
Hoffnung für Pruritus-Patienten
Symposium der Gesellschaft für Dermopharmazie
Pruritus ist definiert als Juckreiz, der über mindestens sechs Wochen anhält. Dieses weit verbreitete Problem schränkt die Lebensqualität stark ein. Als mögliche Ursachen nannte Prof. Dr. Martin Metz, Berlin, dermatologische, systemische, neurologische und psychosomatische Erkrankungen. Meist gebe es mehrere Ursachen, in einigen Fällen sei keine Ursache erkennbar. Neben der Therapie der Grunderkrankung erfordere der Pruritus selbst eine komplexe Therapie. Eine Maßnahme allein führe meist nicht zum Ziel. Hauttrockenheit, Hautirritationen und individuelle Trigger sollten vermieden werden. Die Patienten sollten milde Waschsyndets und rückfettende Produkte für die Basispflege nutzen.
Ansätze zur systemischen Therapie
Die meisten Patienten benötigen eine weiter gehende Therapie, aber keiner der in Leitlinien genannten systemisch wirkenden Arzneistoffe ist für diese Anwendung zugelassen. Die Leitlinien beruhen auf wenigen kleinen Studien. Darin werden bei nephrogenem Pruritus Gabapentin und Pregabalin und bei cholestatischem Pruritus Colestyramin und Rifampicin als mögliche Therapeutika genannt. Bei unklarer Genese werden Antihistaminika empfohlen, die jedoch nur bei Urtikaria zugelassen sind. An zweiter Stelle stehen dann wiederum Gabapentin und Pregabalin.
Damit besteht großer Bedarf an neuen Arzneistoffen gegen Juckreiz. Die Aufmerksamkeit konzentriert sich derzeit auf Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten wie Serlopitant, Tradipitant, Orvepitant und Aprepitant, mit denen mehrere Studien stattfinden. Dabei soll die Blockade des Neurokinin-1-Rezeptors den Effekt der Substanz P als Mediator für Entzündung und Juckreiz hemmen. Aprepitant wird bereits gegen Emesis bei Chemotherapie eingesetzt (Emend®). Doch zumindest bis sich eine neue systemische Therapie des Pruritus etabliert, ist die topische Behandlung mit Basistherapeutika zur Stabilisierung der Barrierefunktion und gegen trockene Haut umso wichtiger.
Rezeptur bleibt wichtig
Nach Einschätzung von Priv.-Doz. Dr. Petra Staubach, Mainz, ist mangelnde Compliance die häufigste Ursache für das Therapieversagen. Sie erinnerte daran, dass ein Zwölfjähriger für eine zweimal tägliche Anwendung am ganzen Körper etwa 250 Gramm einer streichfähigen Zubereitung pro Woche benötigt.
Staubach betonte die Bedeutung von Rezepturarzneimitteln in zahlreichen therapeutischen Nischen und erklärte: „Wir brauchen Rezepturen.“ Dazu verwies sie auf eine bei der GD-Jahrestagung präsentierte Untersuchung von Stefan Salzmann, Mainz, nach der 54 Prozent der klassischen Rezepturen in Deutschland von Dermatologen verordnet werden. An zweiter Stelle unter den Verordnern seien Kinderärzte mit 19 Prozent. Etwa zwei Drittel dieser Verordnungen seien Individualrezepturen. Der Anteil der standardisierten Magistralrezepturen sei mit einem Drittel noch zu gering, beklagte Staubach. Dr. Andreas Hünerbein, Naumburg, neuer Leiter der GD-Fachgruppe Magistralrezepturen, betonte die unteilbare Verantwortung des Apothekers für das Produkt, die der Arzt ihm nicht abnehmen könne.
Liposomen gegen Pruritus
Als Option für Rezepturen stellte Dr. Stefan Bär, Hamburg, Liposomen vor. Diese Lipidpartikel, die innen mit einer wässrigen Phase gefüllt sind, dienen meist als Transportvehikel, mit denen Wirkstoffe in die Haut geschleust werden, die dort sogar ein Depot bilden können. Für die Anwendung beim Pruritus würden sich jedoch auch unbeladene Liposomen eignen. Die Linolensäure aus den Liposomen verstärke die Hautschutzbarriere und behindere das Eindringen von Allergenen. Bär empfahl, im Handel erhältliche „Allergo-Liposomen“ mit Phenoxyethanol zu konservieren. |
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