Arzneimittel und Therapie

ASS schützt vor kolorektalen Tumoren

Gleichzeitig wird der Benefit von Screeningmaßnahmen erhöht

Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) kann das Krebsrisiko senken. Dieser protek­tive Effekt zeigt sich vor allem in einer verringerten Inzidenz für Darmkrebs. Um diesen Nutzen zu erlangen, ist allerdings eine mindestens sechsjährige Einnahme von ASS erforderlich.
Foto: stevecuk – Fotolia.com

Seit einiger Zeit verdichten sich die Hinweise, dass die regelmäßige Einnahme von ASS das Risiko für kolorektale Tumore senken kann. Weniger klar ist der Einfluss von ASS auf die Inzidenz anderer Krebsarten. Auch ist unbekannt, ob eine ASS-Einnahme den Benefit von Screeningmaßnahmen (z. B. Koloskopien) verbessern kann. Eine amerikanische Arbeitsgruppe wertete zwei große prospektive Kohortenstudien mit knapp 136.000 Teilnehmern unter diesen Gesichtspunkten aus. Aus diesem Datenpool, in dem über 32 Jahre hinweg rund 28.000 Tumorerkrankungen erfasst wurden, wurde das relative Risiko (RR) für ­bestimmte Krebsarten ermittelt. Die Auswertung führte unter anderem zu folgenden Aussagen:

  • Die regelmäßige ASS-Einnahme war mit einem um 3% verringerten Krebsrisiko (RR 0,97) assoziiert. Dieses verringerte Gesamtrisiko zeigte sich vor allem bei gastrointestinalen Tumoren (Abnahme um 15%; RR 0,85), vornehmlich beim Darmkrebs (Abnahme um 19%; RR 0,81).
  • Das verringerte Risiko, an gastrointestinalen Tumoren zu erkranken, trat erst bei einer wöchentlichen Einnahme von 0,5 bis 1,5 ASS-­Standarddosen (eine Standarddosis entspricht 325 mg ASS) über sechs bis acht Jahre hinweg auf.
  • Zwischen der regelmäßigen Einnahme von ASS und der Inzidenz von Mamma,- Prostata- und Lungen­tumoren wurde keine Assoziation festgestellt.

ASS ergänzend zur Koloskopie?

Berücksichtigt man zusätzlich den Einfluss von Screeningmaßnahmen (Koloskopie) auf die Häufigkeit von Darmkrebs ergibt sich folgendes Bild: Bei über 50-Jährigen, die keine inva­siven Screeningmaßnahmen in Anspruch genommen hatten, kann die langfristige ASS-Einnahme innerhalb von 100.000 Personenjahren 33 Darmkrebserkrankungen verhindern. Wurden Vorsorgeuntersuchungen durchgeführt, können innerhalb von 100.000 Personenjahren durch die ASS-Einnahme 18 kolorektale Tumore verhindert werden. Das heißt, dass der Benefit einer Koloskopie durch die ASS-Einnahme erhöht werden kann. Das heißt aber auch, dass die ASS-Einnahme eine mögliche – wenn auch schlechtere – Alternative zur Koloskopie darstellt, die bei limitierten Ressourcen in Betracht gezogen werden kann. Erforderlich ist nun nach Meinung der Studienautoren eine Kosten-Nutzen-Analyse, um Vorteile (kardio- und tumorprotektive Effekte) und Nachteile (Blutungen) einer ASS-Einnahme besser einschätzen zu können. Ferner sollte nach Biomarkern gesucht werden, um vorherzusagen, wer von einer ASS-Einnahme profitiert. |

Quelle

Cao Y et al. Population-wide impact of long-term use of aspirin and the risk for cancer. JAMA Oncol 2016, published online 3. März, doi:10:1001/jamaoncol.2015.6396

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

Magenschutz auch bei niedrig dosierter ASS

Protonenpumpenhemmer (PPI) reduzieren das Risiko gastrointestinaler Ereignisse unter der Einnahme von ASS. Unbekannt war bislang, ob eine PPI-Prophylaxe auch bei niedrig dosierter ASS sinnvoll ist. Dieser Frage nahm sich eine internationale Arbeitsgruppe an, die eine bereits 2010 publizierte Studie (COGENT-Studie) neu auswertete. Verglichen wurden zwei Studiengruppen, die entweder niedrig dosierte ASS (< 100 mg; n = 2480) oder höher dosierte ASS (> 100 mg; n = 1272) im Rahmen einer antithrombotischen Therapie erhalten hatten. Ermittelt wurde das Auftreten gastrointestinaler und kardiovaskulärer Ereignisse in Abhängigkeit von der ASS-Dosis. Diese traten in beiden Gruppen ungefähr gleich häufig auf: gastrointestinale Ereignisse bei 1,7% unter der hohen ASS-Dosis und bei 2,1% unter der niedrigen ASS-Dosis sowie kardiovaskuläre Ereignisse bei 4,8% vs. 5,5%.

Niedrig dosierte ASS ist demnach nicht mit weniger Nebenwirkungen verbunden als höher dosierte ASS. In einer weiteren Analyse wurde in den beiden Studiengruppen Placebo mit einer PPI-Prophylaxe (Gabe von Omeprazol) verglichen. Die PPI-Gabe führte in beiden Gruppen zu einer signifikanten Abnahme gastrointestinaler Komplikationen (niedrig dosierte ASS: 1,2% unter PPI vs. 3,1% unter Placebo; hoch dosierte ASS: 0,9% unter PPI vs. 2,6% unter Placebo).

Fazit: Auch niedrig dosierte ASS kann zu gastrointestinalen Ereignissen führen. Diese können durch eine PPI-Gabe deutlich reduziert werden.

Quelle
Vaduganathan M et al. Proton-Pump Inhibitors reduce gastrointestinal events regardless of Aspirin dose in patients requiring dual antiplatelet therapy. J Am Coll Cardiol 2016;67:1661-1671

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.