Arzneimittel und Therapie

Im Doppel bei Hörsturz

Glucocorticoide systemisch und intratympanal geben

Koreanische Forscher haben in einer retrospektiven Fall-Kon­troll-Studie verschiedene Therapieansätze bei Hörsturz verglichen. Unter Kombination aus systemischer und intratympanaler Dexamethason-Gabe sprachen anteilig deutlich mehr Patienten auf die Therapie an als unter systemischer Therapie allein.

Die häufigsten Theorien zur Entstehung des idiopathischen Hörsturzes sind eine Minderdurchblutung oder eine viral bedingte Entzündung des Innenohrs. Daraus leiten sich die Therapieansätze ab, wie der Einsatz von Vasodilatatoren, antiviralen Mitteln, Glucocorticoiden und hyperbarem Sauerstoff. Am häufigsten werden Glucocorticoide systemisch gegeben, verbunden mit vielen Nebenwirkungen. Zudem können diese die Barriere zwischen Blut und Perilymphe des Innenohrs nur schwer überwinden, um wirksame Konzentrationen zu erreichen. Seit Kurzem wird die Methode der Corticoid-Injektion direkt in die Rundfensternische (intratympanal) praktiziert, die aber schwankende Wirkstoffspiegel mit sich bringt.

Hörschwelle erniedrigt

In einer retrospektiven Fall-Kon­troll-Studie wurden die Daten von insgesamt 105 Patienten mit Hör­sturz ausgewertet, die über zehn Tage nur systemisch mit Dexamethason (10 mg/Tag für fünf Tage, danach 5 mg/Tag) oder zusätzlich mit intratympanal appliziertem Dexamethason (0,3 bis 0,7 ml einer Lösung 5 mg/ml über zehn Tage) behandelt wurden.

Beide Gruppen wiesen vor Behandlungsbeginn ähnliche Werte im Reintonaudiogramm auf (Hörschwelle: 71,5 dB bzw. 72,5 dB). Nach zehn Tagen lag die Hörschwelle in der Kombinationsgruppe mit 53,8 dB schon etwas niedriger als in der Vergleichsgruppe mit 60,2 dB. Größere signifikante Unterschiede in allen Frequenzen zeigten sich 90 Tage nach der Therapie: Die Hörschwelle der Kombinationsgruppe lag nur noch bei durchschnittlich 43 dB (vs. 54,8 dB). Das Sprachaudiogramm ergab ähnliche Werte. Zudem lag die Ansprechrate auf die Kombinationstherapie mit 69,8% deutlich höher als auf die Monotherapie (57,7%).

Euphorie am Ende gedämpft

Vermutlich kann Dexamethason die Apoptose der Haarzellen verhindern oder zumindest verzögern. Durch Eindämmung der Entzündungsprozesse könnte es die Angiogenese fördern und durch seine mineral­corticoide Wirkung die Homöostase der Endolymphe stabilisieren. Eine zusätzliche intratympanale Injektion kann die nötige systemische Glucocorticoid-Dosis und die damit verbundenen Nebenwirkungen reduzieren. Im Gegensatz zu früheren Studien mit Methylprednisolon traten bei intratympanaler Gabe von Dexamethason keine lokalen Nebenwirkungen wie Perforationen, chronische Mittelohrentzündung oder Schmerzen auf.

Die Studie ist jedoch aufgrund des retrospektiven Designs, fehlender Randomisierung und kleiner Patientenzahl nur bedingt aussage­kräftig, bietet aber einen guten ­Anknüpfungspunkt für zukünftige Untersuchungen. |

Quelle

Da JJ. The Efficacy of Combination Therapy for Idiopathic Sudden Sensorineural Hearing Loss. Laryngoscope 2016, 12. März; doi: 10.1002/lary.25751

Apothekerin Sarah Katzemich

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