Prisma

Eine zweite Haut

… zum Verschönern und Heilen

cae | Ein Silicon, das nach dem Auftragen auf die Haut vernetzt wird, legt sich unsichtbar wie eine zweite Haut darüber und hält 24 Stunden lang. Die amerikanische Erfindung erscheint ideal für Anwendungen in der Kosmetik und Dermatologie.
Foto: Melanie Gonick/MIT

Die zweite Haut ist dünn, durchsichtig (unsichtbar), elastisch und luftdurchlässig – alles in allem: sehr angenehm zu „tragen“.

Beim Ausgangsmaterial Silicon handelt es sich um ein lineares Polysiloxan (Grundgerüst: –Si–O–Si–), das durch Vernetzung in ein Elastomer überführt werden kann, wie es in der Arzneibuchmonografie „Silicon-Elastomer für Verschlüsse und Schläuche“ (Ph. Eur.) beschrieben ist. Im Fall des Silicons, das Chemiker am Institute for Medical Engineering and Science des Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt und getestet haben, führt ein Platinkatalysator die Ver­netzung herbei.

Allgemeine Struktur eines linearen, vernetzungsfähigen Polysiloxans. Aus: Pharm. Eur. 8, S. 541.

Die praktische Anwendung auf der Haut erfolgt kurz nacheinander durch Auftragen von zwei Cremes, von denen die erste das Silicon und die zweite das Platin enthält. Das vernetzte Polymer (crosslinked polymer layer, XPL), das sich danach in sehr kurzer Zeit bildet, ist luftdurchlässig, hält aber den Schweiß großenteils zurück, sodass es trockene Haut besser vor Wasser­verlust schützt als Vaseline oder eine Feuchtigkeitscreme. Die „zweite Haut“ haftet 24 Stunden lang und ist in dieser Zeitspanne nicht abwaschbar. Sie lässt sich auf das 2,5-Fache dehnen (Haut nur 1,8-fach), ohne zu reißen. Setzt man eine Saugglocke an, hebt sich das XPL ab und wird deformiert, kehrt aber nach der Entspannung in seinen Ausgangszustand zurück.

Als dünner Film glättet das XPL Hautfalten. Eine Studie mit zwölf Personen zeigte, dass es sogar Tränensäcke verkleinert – die Anwendung erfolgte jeweils nur auf der einen Gesichtshälfte, während die andere Gesichtshälfte als Kontrolle diente.

In medizinischer Hinsicht erscheint das XLP, in das auch Arzneistoffe eingearbeitet werden könnten, zur Ab­deckung von Wunden und zur Be­handlung von Ekzemen von Interesse. Hier muss es allerdings den Test im Vergleich mit etablierten Materialien noch antreten und bestehen. |

Quelle

Yu B, et al. An elastic second skin. Nature Materials; Epub 9.5.2016

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