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„Mit gutem Beispiel vorangehen“

Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016

Zur guten Führung gehört auch, in puncto Vereinbarkeit von Beruf und Familie selbst ein Vorbild zu sein. Gerade männliche Beschäftigte nehmen Elternzeit und Teilzeit eher wahr, wenn ihnen dies von Vorgesetzten vorgelebt wird.

Der aktuelle Unternehmensmonitor des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt: 83 Prozent der befragten Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen halten es für selbstverständlich, dass man in ihrem Betrieb Job und Familie gut unter einen Hut bekommt. Von den Mitarbeitern sehen dies aber nur rund 60 Prozent genauso. Auch bei der Frage, ob Beschäftigte mit und ohne familiäre Pflichten die gleichen Entwicklungschancen haben, differiert die Wahrnehmung um rund 20 Prozentpunkte.

Dass die Unternehmenskultur in diesem Punkt so unterschiedlich erlebt wird, könnte an vier Kriterien liegen:

1. Es hapert an der Kommunikation; die Mitarbeiter werden nicht aus­reichend und regelmäßig über die betrieblichen Angebote informiert.

2. Die Angebote beschränken sich – tatsächlich oder vermeintlich – auf bestimmte Teile der Belegschaft.

3. Die Angebote decken sich nicht mit den Bedürfnissen der Belegschaft – z. B. weil die Unternehmensführung nicht regelmäßig nach den Wünschen der Beschäftigten fragt und die Mitarbeiter nicht in die Gestaltung der Angebote einbindet.

4. Die Führungskräfte bestärken die Arbeitnehmer nicht in ihrem Wunsch, familienfreundliche Maßnahmen in Anspruch zu nehmen.

Besonders Letzteres wirkt sich stark auf die Arbeitszufriedenheit aus: Wo das Management die Beschäftigten nicht bestärkt, sind 27 Prozent der Beschäftigten „unzufrieden“ oder „eher unzufrieden“. In Firmen, die dies tun, liegt der Anteil der (eher) Unzufriedenen nur bei rund 5 Prozent.

Das Thema ist auch für Jüngere und Singles wichtig!

77 Prozent der Geschäftsleitungen und Personalmanager finden das Thema Familienfreundlichkeit für ihr Unternehmen (eher) wichtig. Dabei geht es um Aspekte wie Mitarbeitergewinnung oder Motivationssteigerung. Eine familienfreundliche Unternehmenskultur erscheint ihnen vor allem für Mitarbeiter mit Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen wichtig – was diese beiden Gruppen auch so sehen.

Auffällig ist dagegen die Diskrepanz, wenn es um Beschäftigte ohne Kinder und pflegebedürftige Familienangehörige geht: Nur 43 Prozent der Firmen halten das Thema auch für diesen Teil der Belegschaft für (eher) wichtig. Bei den betreffenden Mitarbeitern – meist Jüngere und Alleinstehende – sind es aber 81 Prozent! Betriebe, die für Arbeitnehmer attraktiv sein wollen, dürfen diesen Aspekt also nicht vernachlässigen.

Väter sollen die Angebote nutzen

Familienfreundlichkeit ist auch für Männer wichtig. „Das Gelingen einer partnerschaftlichen Aufgabenteilung in den Familien steht und fällt damit, dass auch Männer Angebote zur Vereinbarkeit erhalten und nutzen“, so ­Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) in ihrem Vorwort zum Unternehmensmonitor. Hier kommt es besonders auf das Vorbild der männlichen Führungskräfte an: Elternzeit nehmen nur drei Prozent der Väter, wenn das Management es ihnen nicht vormacht, gegenüber rund 16 Prozent in Betrieben, wo es die Führungskräfte vorleben. Ähnliches gilt für den Anteil der Männer, die in Teilzeit arbeiten.

Auch in der Apotheke ein Thema

„Für die öffentlichen Apotheken, die sich die Vereinbarkeit von Beruf und Familie seit Langem auf die Fahnen schreiben, macht die Untersuchung deutlich: Zwischen der eigenen Einschätzung als Inhaber und der Bewertung durch die Mitarbeiter können große Unterschiede bestehen“, sagt ADEXAs Erste Vorsitzende Barbara Stücken-Neusetzer. „Es ist daher nötig, sein Team regelmäßig nach den Wünschen und Anforderungen zu fragen. Solche Teamsitzungen zählen laut ­Tarifvertrag selbstverständlich als Arbeitszeit. Mit einem Betriebsrat kann man seine Angestellten auch gut an der Planung von möglichst passgenauen Maßnahmen beteiligen. Und auch wenn manche gesetzlichen Ansprüche erst für größere Betriebe gelten, wird es im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte immer wichtiger, auch ­freiwillige Angebote zu machen.“ |

Quelle

Unternehmensmonitor Familienfreundlichkeit 2016; http://bit.ly/296YwzU

Dr. Sigrid Joachimsthaler

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