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Prisma
Große Verschwendung
Präklinische Studien in der Kritik
Im Editorial der jüngsten Ausgabe von PLOS Biology werden schwere Vorwürfe gegen die aktuelle Forschungslage erhoben und mit Quellen belegt, darunter:
- Von etwa 200 Milliarden Dollar, die 2010 weltweit in die biomedizinische Forschung flossen, wurden 85 Prozent nutzlos verschwendet.
- Mehr als die Hälfte der präklinischen Studien sind nicht reproduzierbar; das kostet allein in den USA jährlich 28 Mrd. Dollar.
- Viele Wirkstoffe, die bei Versuchstieren erfolgreich getestet wurden, versagen in klinischen Studien beim Menschen – ein Grund dafür, dass innovative Arzneimittel immer teurer werden.
Wegen der neuen Zielsetzung hat PLOS Biology das Editorial Board um die Sektion Meta-Research erweitert und auch den Berliner Neurologen Ulrich Dirnagl zum Mitglied ernannt. Dirnagl und Mitarbeiter haben soeben einen Beitrag zum Thema „Wo sind all die Mäuse geblieben?“ veröffentlicht. Dabei geht es um den Verschleißbias bei Tierversuchen, d. h. dass die Ergebnisse eines Experiments nicht objektiv sind, weil in den Vergleichsgruppen der jeweiligen Studie unterschiedlich viele Versuchstiere ausgeschieden sind; je kleiner die Gruppen sind, desto stärker werden die Ergebnisse durch den Verschleißbias verzerrt. Dirnagls Team führte eine Metaanalyse von über 500 Tierexperimenten zu den Themen „Hirninfarkt“ und „Krebs“ durch und fand, dass nur bei knapp einem Viertel die Angaben zur Anzahl der Versuchstiere und ihrer Veränderung im Lauf der Studie korrekt waren. |
Quellen
Kousta S, et al. Meta-Research: Broadening the Scope of PLOS Biology. PLOS Biol 14(1): e1002334
Holman C, et al. Where Have All the Rodents Gone? The Effects of Attrition in Experimental Research on Cancer and Stroke. PLOS Biol 14(1):e1002331
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