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Arzneimittel und Therapie
Mit einem Neuroleptikum gegen Übelkeit
Olanzapin als Zusatz zum Standardregime bei Chemotherapie-induzierter Nausea
Übelkeit und Erbrechen können belastende Begleiterscheinungen einer Chemotherapie bei Krebs sein. Wie stark diese unerwünschte Wirkung ausgeprägt ist, hängt von den eingesetzten Zytostatika ab. Wirkstoffe wie Cisplatin und Cyclophosphamid lösen in hoher Dosierung so gut wie immer starke Übelkeit und Erbrechen aus und gelten deshalb als hoch emetogen. Ziel einer medikamentösen Behandlung sollte sein, das akute Erbrechen ebenso wie die verzögert auftretende Übelkeit möglichst vollständig zu unterbinden. Internationale Leitlinien empfehlen bei hoch emetogener Chemotherapie eine Kombination aus einem 5-HT3-Antagonisten (Palonosetron, Ondansetron oder Granisetron), Dexamethason und einem NK1-Rezeptorantagonisten (Aprepitant oder Fosaprepitant). Trotz dieser antiemetischen Prophylaxe leiden bei einer hoch emetogenen Chemotherapie immer noch mehr als die Hälfte der Patienten an Übelkeit. Insbesondere die verzögert einsetzende Übelkeit, die erst etwa 24 Stunden nach der Chemotherapie beginnt und drei bis fünf Tage lang anhalten kann, ist medikamentös schwer zu beherrschen.
Olanzapin blockiert mehrere Neurotransmitter
Olanzapin wird als Antipsychotikum bei Schizophrenie eingesetzt. Neben zahlreichen Dopamin-Rezeptoren (D1, D2, D3 und D4) werden auch die Serotonin-Rezeptoren 5-HT2c, 5-HT3 und 5-HT6, der α1-adrenerge Rezeptor, der muskarinische Acetylcholinrezeptor und der Histamin-1-Rezeptor blockiert – wobei die Blockade von D2-, 5-HT2c- und 5-HT3-Rezeptoren eine antiemetische Wirkung nahelegt.
In einer von den US-amerikanischen National Cancer Institutes finanzierten, randomisierten, doppelblinden Studie zeigte sich der Zusatz von Olanzapin (10 mg an den ersten vier Tagen des Chemotherapie-Zyklus) zusätzlich zum antiemetischen Standardregime bei zuvor unbehandelten Patienten, die eine hoch emetogene Chemotherapie erhielten, im Vergleich zum Standardregime allein (plus Placebo) bei der Vermeidung von Übelkeit signifikant überlegen: Im Zeitraum bis fünf Tage nach Beginn der Chemotherapie blieb unter Olanzapin 37% der Patienten Übelkeit erspart, mit dem Standardregime allein lediglich 22%. Frei von akuter Übelkeit und Erbrechen (in den ersten 24 h nach Beginn der Chemotherapie) blieben in der Olanzapin-Gruppe 74%, in der Placebo-Gruppe 45% der Patienten. Die verzögert einsetzende Übelkeit nach 24 Stunden bis fünf Tagen konnte mit Olanzapin bei 42% der Patienten verhindert werden im Vergleich zu 25% unter der üblichen Therapie.
Zum Weiterlesen
Prof. Hans-Peter Lipp: Chemotherapie ohne Übelkeit und Erbrechen. DAZ 2016, Nr. 25, S. 34
Sedierung als Nebenwirkung
Die Risiken einer kurzzeitigen Anwendung von Olanzapin scheinen eher gering, metabolische Auswirkungen sind zu vernachlässigen. Allerdings machte sich die sedierende Eigenschaft von Olanzapin bemerkbar: Am zweiten Behandlungstag fühlten sich in der Olanzapin-Gruppe signifikant mehr Patienten müde und benommen als unter Placebo. Dieser Unterschied verschwand jedoch in den darauffolgenden Tagen trotz fortgesetzter Olanzapin-Einnahme. Wechselwirkungen mit anderen bei Krebspatienten eingesetzten Wirkstoffen müssten jedoch abgeklärt werden. Auch fehlen derzeit Daten zur wiederholten Gabe in mehreren aufeinanderfolgenden Chemotherapie-Zyklen. Denkbar wäre auch, nicht bei allen Patienten von Beginn an Olanzapin zusätzlich zu geben, sondern erst beim Auftreten von Durchbruchserbrechen. |
Quelle
Navari RM et al. Olanzapine for the Prevention of Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting. N Engl J Med 2016;375:134-142
Wilbur MB et al. CLINICAL DECISIONS. Chemotherapy-Induced Nausea and Vomiting. N Engl J Med 2016;375:177-179
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