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Prisma
Sepsis durch Staphylokokken
Wovon hängt die Virulenz der Bakterien ab?
Das Bakterium Staphylococcus aureus verursacht allein in Deutschland alljährlich Tausende Fälle einer Sepsis mit tödlichem Ausgang. Doch die Virulenz verschiedener Klone des Bakteriums unterscheidet sich erheblich. Eine wichtige Rolle spielen mehrere Regulatorgene (accessory gene regulators, Agr), die die Genexpression steuern und seit Längerem Gegenstand der Forschung sind. Forscher des Interfakultären Instituts für Mikrobiologie und Infektionsforschung in Tübingen haben nun die von AgrA gesteuerte Synthese von PSM-Peptiden untersucht (PSM = Phenol-lösliches Modulin) und haben dadurch den Wirkmechanismus des wesentlichen Virulenzfaktors aufgeklärt.
PSM-Peptide sind Surfactants (Grenzflächen-aktive Substanzen) mit mehreren Funktionen. Beispielsweise lösen sie bestimmte Lipopeptide aus ihrer festen Bindung in der Zellmembran von S. aureus. Erst nach ihrer Mobilisierung können diese Lipopeptide an den Toll-like-Rezeptor 2 (TLR2) auf Leukozyten binden und sie dadurch stimulieren. Denn die Immunzellen erkennen mit einer ganzen Reihe von TLR pathogene Bakterien und leiten danach die Immunreaktion ein. Wenn die Immunreaktion jedoch zu stark ausfällt, droht eine Sepsis. Im Fall von S. aureus scheint der TLR2 essenziell für die Immunreaktion zu sein. S.-aureus-Stämme, die nur sehr wenig PSM-Peptide synthetisieren, verursachen höchstens eine schwache Sepsis.
Die Tübinger Forscher haben die Virulenz verschiedener S.-aureus-Stämme an Wildtyp-Mäusen im Vergleich mit Knockout-Mäusen ohne TLR2 getestet. Dabei zeigte sich, dass die Knockout-Mäuse sich nicht gegen virulente Bakterien wehren können. Eine pharmakologische TLR2-Blockade wäre also keine sinnvolle Strategie gegen eine Sepsis. Vielmehr müsste man an der Mobilisierung der Lipopeptide durch die PSM-Peptide ansetzen. Könnte man diesen Prozess kontrollieren, könnte man wahrscheinlich eine Sepsis verhindern. |
Quelle
Hanzelmann D, et al. Toll-like receptor 2 activation depends on lipopeptide shedding by bacterial surfactants. Nature Comm 2016;7:Article number 1230
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