Prisma

Botulinumtoxin gegen Dauerhusten

Erschlaffte Stimmbänder mindern Hustenreiz

cae | Ein chronischer neurogener Husten wird meistens empirisch behandelt, weil seine Ursachen nicht bekannt sind. Da bereits einige positive Fallberichte über die Behandlung mit Botulinumtoxin A (Botox®) vorlagen, testete die Mayo-Klinik in Rochester (USA) den Wirkstoff im Laufe von 13 Monaten an 22 Patienten; die Hälfte von ihnen empfand danach eine große Linderung ihrer Leiden.
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Ständiger Husten ohne Erkältung – der ideale Arzneistoff gegen neurogenen Husten ist noch nicht gefunden.

Botulinumtoxine sind starke Nervengifte, die durch Muskellähmung tödlich wirken können. Indem sie die Freisetzung des Neurotransmitters Acetylcholin an präsynaptischen Nervenendigungen hemmen, verhindern sie die Weiterleitung von neuronalen Signalen an die Muskelzellen. Natür­licher Produzent dieser Peptide ist das Bakterium Clostridium botulinum, das u. a. in verdorbenen Lebensmitteln vorkommt und in Zeiten mangelnder Hygiene schwerste Lebensmittelvergiftungen (Botulismus) verursachte.

Nachdem die Medizin gelernt hatte, kleinste Dosen von Botulinumtoxin A kontrolliert anzuwenden, wurde es 1989 in den USA und 1993 in Deutschland als Muskelrelaxans für sehr spezielle Indikationen zugelassen, u. a. zur Behandlung von Lidkrampf und halbseitigem Gesichtskrampf. 2006 folgte hier als „ästhetische Indikation“ die Beseitigung von Glabellafalten („Zornesfalten“).

Für den chronischen neurogenen Husten gibt es noch keine kausale Therapie. Gewisse Erfolge erzielt die Medizin mit Arzneistoffen, die am Nervensystem ansetzen: mit trizyklischen Antidepressiva und Antiepileptika sowie dem Muskelrelaxans Baclofen und dem Anästhetikum Lidocain – und auch mit Botulinumtoxin A. Deshalb hat die Mayo-Klinik das Letztere in einer Fallserie getestet. 19 der 22 Patienten waren weiblich, die meisten waren Ende 50 bis Mitte 60 Jahre alt. Sie erhielten insgesamt 31 Botox®-Injek­tionen in die beiden Stimmbandspanner, die neben dem Kehlkopf liegen. Dadurch kam es zwar zu vorübergehenden Sprech- und Schluckstörungen, aber nach 16 Behandlungen auch zu einer erheblichen Verminderung des Hustenreizes. – Möglicherweise verstärkt die Reizung der Stimmbänder durch den Husten den Hustenreiz, ­sodass hier ein Teufelskreis besteht, den das injizierte Botox® durch die Muskellähmung unterbricht. |

Quelle

Sasieta HC, et al. Bilateral Thyroarytenoid ­Botulinum Toxin Type A Injection for the Treatment of Refractory Chronic Cough. JAMA Oto­laryngol Head Neck Surg 2016;142(9):881-888

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