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Interview mit BPhD-Präsidentin Friederike Zühl
ADEXA: Frau Zühl, die Studierenden wünschen sich Änderungen bei den Studieninhalten. Warum?
Friederike Zühl: Die Forderung nach einer Anpassung unserer Studieninhalte ist keine neue Forderung. Unsere Approbationsordnung ist inzwischen 15 Jahre alt, und der BPhD sieht schon seit einigen Jahren Optimierungsbedarf am universitären Alltag, den wir täglich erleben. Die Klinische Pharmazie ist an vielen Standorten inzwischen fester Bestandteil des Curriculums, aber nicht alle Standorte messen ihr die Bedeutung zu, die Studierende ihr für ihren zukünftigen Beruf gern schenken würden. Auch auf anderen Forschungsgebieten ist die Entwicklung in den letzten Jahren so rasant fortgeschritten, dass das Studium nicht mehr hinterherkommt. Von neuen Arzneiformen über biopharmazeutische Aspekte bis hin zu Biologicals schreitet die Forschung schneller voran, als es unser Studium abbilden kann. Das alles unterzubringen, gelingt nur, wenn man dafür an anderen Stellen auch Abstriche macht. Unsere naturwissenschaftliche Ausbildung liegt uns nach wie vor sehr am Herzen, und unsere Kompetenz im Labor möchten wir uns auch nicht nehmen lassen, aber auch hier würde ein Blick in die Zukunft nicht schaden. Laborkompetenzen kann man auch an modernen Forschungsmethoden, sei es in Analytik, Pharmakologie oder Biochemie, erlangen und dafür vielleicht eine Einheit „Ionenlotto“ oder eine Titration weniger ertragen. Und auch wenn das, was Studierende wollen, für den einen oder anderen vielleicht nach der eierlegenden Wollmilchsau klingt, ist es aus unserer Sicht keine Alternative, deshalb alles auf dem Status quo zu belassen.
ADEXA: In der Standespolitik und bei den Hochschullehrern gibt es offenbar Befürchtungen, eine Novellierung der bestehenden Approbationsordnung könnte unerwünschte Nebenwirkungen entfalten. Sollte man daher lieber nur kleinere Änderungen innerhalb der ApprO anpeilen? Oder macht – mit Blick auf die vermutlich langen Abstimmungsprozesse (sowohl standesintern als auch mit dem Ministerium) – jetzt nicht eine Generalüberholung Sinn?
Zühl: Der Weg der kleineren Änderungen wurde in den letzten 15 Jahren an vielen Hochschulen beschritten. Hier eine Zusatzveranstaltung oder dort ein abgewandeltes Praktikum haben sicherlich einen Mehrwert für die Studierenden vor Ort. Die Folge ist aber, dass wir die Einheitlichkeit unseres Staatsexamens, welches am Ende zum gleichen Abschluss führen soll, einbüßen. Ich meine damit nicht, dass wir Professoren in ihrer Autonomie einschränken wollen oder gar die Forschungsschwerpunkte von Universitäten angleichen wollen, aber um weiterhin eine vergleichbare Ausbildung zu gewährleisten, ist es aus unserer Sicht notwendig, einen größeren Prozess anzustoßen und gewisse Weichen über die Approbationsordnung zu stellen, um nach vorn zu denken. Zudem wünschen wir uns auch, einige Dinge grundlegend neu zu bewerten. Unsere Kollegen aus der Medizin sind inzwischen schon einen Schritt weitergegangen und wollen ihr Studium anhand eines kompetenzorientierten Lernzielkatalogs neu ausrichten. Das bedeutet, dass der Lehrinhalt nicht mehr allein nach dem reinen Wissen in ein Curriculum zusammengestellt wird, sondern dass ein Katalog von Kompetenzen, die ein Absolvent der Medizin erlernt haben muss, die Grundlage für die Konzeption des Studiums ist.
ADEXA: Welchen Weg wollen Sie einschlagen, um das Studium zukunftsfit zu machen? Wer sollte wie in die Entscheidungen eingebunden werden?
Zühl: Zuallererst natürlich diejenigen, die davon auch betroffen sind: die Studierenden und Hochschullehrer aus allen Bereichen. Nach einigen Gesprächen mit Beteiligten mehrerer Seiten in den letzten Wochen habe ich den Eindruck, dass sich viele im stillen Kämmerlein schon eine Weile mit Gedanken um das Studium tragen, aber gemeinsam ist noch nicht darüber geredet worden. Die große Aufgabe, die sich auch in unserem Antrag zum Deutschen Apothekertag widerspiegeln soll, ist es wohl, alle an einen Tisch zu holen und sich über gemeinsame Ziele klar zu werden. Dafür wird es hoffentlich auch hilfreich sein, dass wir unter den Studierenden schon Umfragen zur Zufriedenheit mit dem aktuellen Curriculum und zur Umsetzung bestimmter Studieninhalte an den Unis durchgeführt haben. Zudem evaluieren sich auch Universitäten im Zeitalter von Akkreditierungen selbst sehr intensiv, sodass man auch hieraus vielleicht aufseiten der Hochschullehrer schon Schlüsse ziehen konnte.
ADEXA: Stichwort Interprofessionalität: Warum und wie sollte sich der Nachwuchs von Pharmazeuten und Medizinern näherkommen und vernetzen?
Zühl: Die Zusammenarbeit verschiedener Professionen im Gesundheitswesen wird in Zukunft von noch größerer Bedeutung sein, als sie es jetzt schon ist. Und da zählen wir nicht nur unsere Kollegen aus der Medizin hinzu, sondern unter anderem auch Zahnmedizin- und Veterinärmedizinstudenten und das Pflegepersonal. Wir müssen unsere Kompetenzen gegenseitig kennenlernen, um sie anerkennen zu können und davon zu profitieren, was der andere kann und weiß. Dabei reicht es nicht, sich mit unseren Schwesterverbänden regelmäßig zu treffen. Es geht darum, an Universitäten gemeinsames Lernen zu ermöglichen und Angebote zu schaffen, von denen alle Studierenden profitieren. An jedem Ausbildungsstandort für Pharmazie gibt es auch einen für Medizin. Das ist schon mal eine gute Voraussetzung. Fallbesprechungen, Rollentausch-Projekte, aber auch gemeinsame Kurse, um seine Sozialkompetenzen zu erweitern, sind Ideen, die wir in dieser Richtung verankern wollen. Dafür sehen wir ebenfalls die Notwendigkeit, sie auf dem Deutschen Apothekertag mit unserem Antrag zur interprofessionellen Lehre anzusprechen. Insgesamt hoffen wir, dass unser Anliegen der Apothekerschaft in München verständlich wird und wir sie davon überzeugen können, dass wir jetzt handeln müssen; dass sie hier Verantwortung für die Zukunft ihres Berufsstands übernehmen können und müssen.
ADEXA: Frau Zühl, herzlichen Dank für das Interview! |
Fragen: Dr. Sigrid Joachimsthaler
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