Arzneimittel und Therapie

Azithromycin enttäuscht bei Asthma

Bisher konnte nur Telithromycin bei akuten Exazerbationen überzeugen

Die TELICAST-Studie zeigte, dass sich Asthmatiker nach einem akuten Anfall mit dem Ketolid-Antibiotikum Telithromycin schneller erholen. Aufgrund der schlechten Verträglichkeit wurde nun der Einsatz des Makrolids Azithromycin untersucht – es ergab sich kein Vorteil gegenüber Placebo.

Asthmaanfälle werden seit Jahrzehnten mit kurzwirksamen Bronchodilatatoren und systemischen Corticosteroiden behandelt. Jedoch fehlt es an neuen Add-On-Therapieoptionen, die zu einer schnelleren Besserung des Patientenzustands beitragen können.

Die TELICAST-Studie zeigte, dass die Symptome von Patienten, die nach einem akuten Asthmaanfall zehn Tage lang Telithromycin einnahmen, sich signifikant schneller besserten als die der Placebo-Gruppe. Allerdings ist der Einsatz des Ketolid-Antibiotikums durch schwere Nebenwirkungen wie Hepatotoxizität begrenzt. In der AZALEA-Studie wurde die Anwendung des besser verträglichen Azithromycins untersucht. Eine Kohorte von 199 Asthmatikern wurden innerhalb von 48 Stunden nach einer akuten Exazerbation rekrutiert und in zwei Gruppen (Azithromycin 500 mg für drei Tage oder Placebo) randomisiert. Weder in der Bewertung der Asthmasymptome mittels Tagebuchkarten (primärer Endpunkt) noch in Lebensqualität und Lungenfunktion (sekundärer Endpunkt) zeigten sich Unterschiede zwischen den Gruppen.

Gründe für das „Versagen“

Wie lassen sich diese unterschiedlichen Ergebnisse in zwei Studien erklären, die sich vom Design und den eingesetzten Wirkstoffen so ähneln? Azithromycin und Telithromycin haben auch eine entzündungshemmende Wirkung. In der TELICAST-Studie wurde nur ein Drittel der Teilnehmer mit Corticosteroiden behandelt, während dies bei der AZALEA-Studie sogar ein Einschlusskriterium war. Es ist möglich, dass der entzündungshemmende Effekt des Antibiotikums neben der Steroid-Therapie verschwindend gering war. Zudem schloss die AZALEA-Studie Patienten aus, die innerhalb der letzten vier Wochen mit Antibiotika behandelt wurden. Aus diesem Grund wurden auch bei nur 5% der Patienten atypische Erreger nachgewiesen, verglichen mit 60% in der TELICAST-Studie. Dieses Kriterium führte zu Schwierigkeiten bei der Rekrutierung, da 45% der potenziellen Teilnehmer deswegen ausgeschlossen werden mussten.

Entgegen den Leitlinien

Die hohe Rate an Antibiotika-Einsatz bei akuten Asthmaanfällen – trotz fehlender Evidenz und gegenteiliger Empfehlung in den Leitlinien – ist ein Ergebnis, das leider vorherige Beobachtungen bestätigt. Antibiotika-Resistenzen sind ein wachsendes Problem und können nur durch rationalen Einsatz dieser Wirkstoffe verhindert werden. Es bleibt genau zu untersuchen, welche Patientengruppen wirklich vom Einsatz von Antibiotika nach akuten Asthmaanfällen profitieren. |

Quellen

Johnston SL, et al. JAMA Intern Med 2016, published online 19. September; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.5664

Brusselle GG, et al. JAMA Intern Med 2016, published online 19. September; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.6046

Johnston SL, et al. N Engl J Med 2006;354(15):1589–1600

Apothekerin Sarah Katzemich

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.