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Arzneimittel und Therapie
Harnleitersteinen Beine machen
α-Blocker fördern Spontanausscheidung
Harnleitersteine bleiben häufig lange unentdeckt und werden erst diagnostiziert, wenn die Patienten wegen einer Nierenkolik mit starken Schmerzen vorstellig werden. Zur Behandlung werden α-Blocker off-label eingesetzt. Diese sollen die glatte Muskulatur entlang des Harnleiters entspannen und damit zur spontanen Ausscheidung beitragen. Diese Behandlungsmethode gehört mittlerweile zum Standard, obwohl die Evidenz dafür nur aus kleinen Studien mit schlechter Qualität stammt. Als eine kürzlich durchgeführte multizentrische Studie aus Großbritannien keinen Vorteil der α-Blocker gegenüber Placebo fand, wurde deren Anwendung bei Harnleitersteinen infrage gestellt. Jetzt versuchten US-amerikanische Wissenschaftler, mit einer Metaanalyse die heterogene Studienlage zu klären. Sie identifizierten 55 Studien, die Auswirkungen von α-Blockern, darunter Tamsulosin, Alfuzosin und Doxazosin, auf den Spontanabgang von Harnleitersteinen untersuchten. Dabei ergab sich eine um durchschnittlich 49% höhere Steinausscheidungsrate unter α-Blocker-Therapie bei einer Beobachtungszeit von meist vier Wochen. Zwischen den verschiedenen Wirkstoffen gab es keine signifikanten Unterschiede. Anders bei der Größe der behandelten Harnleitersteine: Während sich bei kleinen Steinen unter 5 mm kein Vorteil zeigte, stieg die Wahrscheinlichkeit für eine spontane Ausscheidung von größeren Steinen unter α-Blockern um 9,8% pro mm Durchmesser. Die durchschnittliche Zeit bis zur Ausscheidung verkürzte sich um knapp vier Tage, und auch Schmerzepisoden und Krankenhauseinweisungen waren seltener. Daher scheint es, dass der Einsatz der gut verträglichen α-Blocker bei größeren Harnleitersteinen durchaus von Vorteil sein kann.
Leitliniengerecht
Auch die aktuelle AWMF-Leitlinie empfiehlt die Anwendung von α-Blockern als supportive medikamentöse Therapie bei Harnleitersteinen. Diese kann als Add-On Beschwerden infolge des Einsatzes einer Harnleiterschiene lindern oder nach einer extrakorporalen Stoßwellenlithotripsie (nicht-invasive Zerkleinerung der Harnleitersteine durch gebündelte Schallwellen) dazu beitragen, dass die Fragmente leichter abgehen. Nifedipin zeigt einen ähnlichen, wenn auch schwächeren Effekt. Bei Harnsäuresteinen steht zudem an nicht-invasiven Maßnahmen eine orale Chemolitholyse zur Verfügung. Hier wird der pH-Wert des Harns mittels Alkalicitraten oder Natriumbicarbonat auf 7,0 bis 7,2 erhöht, um die Löslichkeit der Harnsäureablagerungen zu steigern. Da Harnleitersteine mit 50% eine hohe Rezidivrate aufweisen, ist nach erfolgreicher Behandlung eine Rezidivprophylaxe mit ausreichender Trinkmenge (2,5 bis 3,0 l pro Tag, Trinkmenge über 24 h verteilen), ausgewogener Ernährung (ballaststoffreich, reduzierte Oxalat-Zufuhr) und gegebenenfalls medikamentöser Prophylaxe (je nach Zusammensetzung der Steine) notwendig. |
Quellen
Hollingsworth JM, et al. BMJ 2016, published online am 2. November; doi: 10.1136/bmj.i6112
Deutsche Gesellschaft für Urologie, S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Metaphylaxe der Urolithiasis, AWMF-Registernummer 043-025, Stand 10.03.2015
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