Arzneimittel und Therapie

ASS, Celecoxib und Sulindac schützen

Darmkrebs-Sekundärprävention: niedrig dosierte ASS hat bestes Nutzen-Risiko-Profil

Ist eine medikamentöse Prävention kolorektaler Zweittumore zu befürworten? Und welcher Wirkstoff eignet sich unter Berücksichtigung von Nutzen und Schaden am besten? Antworten gab eine amerikanische Netzwerk-Metaanalyse.

Zur Prävention fortgeschrittener kolorektaler metachroner Neoplasien (vereinfacht ausgedrückt: zur Verhinderung von Zweittumoren) wird die Einnahme unterschiedlicher Wirkstoffe empfohlen. Die Palette reicht von Acetylsalicylsäure (ASS) in verschiedener Dosierung über weitere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs), Calcium, Vitamin D bis hin zur Folsäure. Deren Wirksamkeit und Sicherheit wurde von einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe mithilfe einer Netzwerk-Metaanalyse genauer untersucht. Zur Auswertung kamen 15 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 12.234 Probanden, bei denen bereits einmal ein Darmtumor oder eine fortgeschrittene Neoplasie mit höherem Entartungspotenzial entfernt worden war. Diese Patienten hatten zur Sekundärprävention weiterer Neoplasien einen oder mehrere der folgenden Wirkstoffe erhalten: Calcium, Vitamin D, ASS, Folsäure oder ein NSAID (hierunter fallen Celecoxib oder Sulindac; aber kein ASS). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war das Risiko einer in den nächsten drei bis fünf Jahren auftretenden Neoplasie, der Sicherheitsendpunkt umfasste die unerwünschten Wirkungen.

Hoch dosierte ASS ohne Vorteil

Im Hinblick auf die Prävention von Zweitneoplasien wurden (im Vergleich mit Placebo) die besten Ergebnisse für NSAIDs (gemeint sind hier Celecoxib oder Sulindac) erzielt, gefolgt von niedrig dosierter ASS. Ähnlich bzw. etwas weniger wirksam als niedrig dosierte ASS waren ASS plus Folsäure, hoch dosierte ASS und die Kombination aus ASS, Calcium plus Vitamin D. Nicht effektiv waren Vitamin D und Folate. Geht man davon aus, dass das Risiko einer erneut auftretenden Neoplasie bei den vorliegenden Patienten bei 16,3% lag, so konnte dieses Risiko durch die Einnahme von NSAIDs (Celecoxib oder Sulindac) auf 6,7%, durch die Einnahme von niedrig dosierter ASS auf 12,1%, durch hoch dosierte ASS auf 13,6% gesenkt werden. Im Hinblick auf die Therapiesicherheit schnitten niedrig dosierte ASS und Folate am besten ab. Die Sicherheit von NSAIDs (Celecoxib oder Sulindac) wurde wesentlich geringer eingestuft. Die Wirksamkeit von hoch dosierter ASS war vergleichbar mit derjenigen von niedrig dosierter ASS, jedoch traten unter höherer Dosierung deutlich mehr unerwünschte Wirkungen auf.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die präventiv wirksamsten Arzneistoffe Celecoxib oder Sulindac aufgrund ihres hohen Sicherheitsrisikos nur bei Patienten mit hohem Rezidivrisiko eingesetzt werden sollten. Bei allen anderen ist niedrig dosierte ASS aufgrund ihres günstigen Sicherheitsprofils zu bevorzugen, wenn eine Sekundärprävention angezeigt ist. |

Quelle

Dulai PS, et al. Chemoprevention of colorectal cancer in individuals with previous colorectal neoplasia: systematic review and network meta-analysis. BMJ 2016;355:i6188; doi: 10.1136/bmj.i6188

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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