Apothekertage

tmb | Am 16. und 17. April fand in Annaberg-Buchholz der 14. Sächsische Apothekertag mit etwa 300 Teilnehmern statt. Zentrale Themen waren im fachlichen Teil die Betreuung geriatrischer Patienten und im politischen Teil die Digitalisierung im Gesundheitswesen zwischen den Chancen der Telemedizin und den Risiken der Datenflut. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärte, die Vielfalt der Interessen erschwere die Kooperation der Leistungserbringer.

Sächsischer Apothekertag

Studierende der Universität Leipzig sorgten für ein buntes musikalisches Rahmenprogramm und gaben zugleich einen Impuls für die Podiumsdiskussion zur Digitalisierung. Zur Melodie des Prinzen-Songs „Alles nur geklaut“ warfen sie Fragen zum Umgang mit persönlichen Daten auf. Nach Einschätzung von Prof. Dr. Arno Elmer, Berlin, haben die Interessenvielfalt, die technische Komplexität, die ungeklärte Finanzierung und die hohen Anforderungen an den Datenschutz dazu geführt, dass Daten in Deutschland bisher weniger als in einigen anderen Ländern elektronisch ausgetauscht würden. Doch Maria Michalk, gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, erklärte, die Digitalisierung sei weltweit nicht mehr aufzuhalten. „Wir müssen diesen Prozess mitgestalten, sonst gestaltet er uns“, folgerte Michalk. Schmidt betonte, Massenauswertungen von Korrelationsdaten aus „Big Data“ seien allein nicht hilfreich, sondern Patienten müssten individuell von Ärzten und Apothekern betreut werden.

Foto: Katrin Tominski
Über die Digitalisierung im Gesundheitswesen wurde in Annaberg-Buchholz diskutiert: Die Betreuung eines ­Patienten erfordere Individualität und eine persönliche Verantwortung von Arzt und Apothekern.

Im pharmazeutischen Fortbildungsprogramm erklärte Prof. Dr. Georg ­Kojda, Düsseldorf, die unzureichende Behandlung von Schmerzen bei geriatrischen Patienten lasse sich teilweise auf mangelhafte Kommunikation und auf Ängste zurückführen. Analgetika sollten nicht nach Bedarf, sondern nach einem festen Schema eingesetzt werden. Den Zusammenhang zwischen dem Fortbildungsthema und dem in Sachsen und Thüringen stattfindenden Modellprojekt ARMIN stellte Apotheker Rico Prasser, Dippoldiswalde, her. Multimorbidität und die daraus meistens folgende Multimedikation würde die Hälfte aller über 65-Jährigen betreffen. Das Medikationsmanagement helfe, die vielen Arzneimittel zu erfassen und mögliche Probleme zu analysieren. Während des Apothekertages im April stand die Einführung des Medikationsmanagements im Rahmen von ARMIN noch bevor. Prof. Dr. Werner Weitschies, Greifswald, hinterfragte Einnahmehinweise im Medikationsplan. „Mit ausreichend Flüssigkeit“ sei unpräzise. Der Schluckvorgang werde oft als Ursache von Medikationsproblemen übersehen. Feste Arzneiformen sollten möglichst mit 200 ml Wasser und sogar Schmelztabletten nicht ohne Wasser eingenommen werden. Auch Interaktionen mit Nahrungsmitteln würden mehr Beachtung verdienen. Um einheitliche Wirkungen zu erzielen, sollten Arzneimittel immer unter den gleichen Bedingungen eingenommen werden. (DAZ 16, S. 66) |



Bayerischer Apothekertag


Vom Bayerischen Apothekertag, der vom 3. bis 5. Juni in Straubing tagte, ging eine klare Botschaft aus: Die Apotheker wollen sich intensiv auf das Medikationsmanagement vorbereiten. Dazu signalisierte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml ihre volle Unterstützung. Der Apothekertag bot wieder eine gute Mischung aus Berufspolitik, Fortbildung, Fachmesse und geselligem Beisammensein.

Huml erklärte, die Landesregierung sei ein verlässlicher Partner der Apotheker. Bayern habe sich für ein umfassendes Berufsbild der Apotheker eingesetzt, habe im Bundesrat einen gemeinsamen Medikationsplan von Arzt und Apotheker vorgeschlagen, wolle die Apotheker für echtes Medikationsmanagement honorieren und unterstütze die Apothekerforderungen nach einer regelmäßigen Überprüfung des Festzuschlags und mehr Geld für Rezepturen. Huml betonte, wie wichtig der persönliche Kontakt zwischen Patienten und Heilberuflern sei. Darum setze sich Bayern dafür ein, dass ärztliche Verschreibungen nur nach einem persönlichen Arzt-Patienten-Kontakt ausgestellt werden dürfen. Auch die Entmenschlichung durch Abgabeautomaten werde man nicht zulassen. Beratung und Arzneimittelabgabe müssten miteinander verknüpft bleiben.

Fotos: DAZ/diz
Flächendeckend und persönlich sollen die Apotheken sein. Es diskutierten (v. l.): D. Geis, G. Potuschek, M. Huml, H.-P. Hubmann, T. Benkert, ­U. Holzgrabe, E. Esser (Moderation).

Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, erklärte, der neue bundeseinheitliche Medikationsplan sei nur eine Liste. Erst mit einer pharmazeutischen Prüfung durch den Apotheker werde daraus ein echter Plan. Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbandes, forderte für die Apotheken ein solides wirtschaftliches Fundament und die Teilhabe am wirtschaftlichen Fortschritt. Zudem beklagte er Lieferengpässe und die Praxis einiger Hersteller, Arzneimittel nicht mehr über den Großhandel auszuliefern. Hubmann forderte, die Apotheker künftig beim elektronischen Medikationsplan einzubinden und dies auch zu honorieren. In einer berufspolitischen Diskussion bestand Einigkeit, dass Apotheker vor Ort und in der Fläche als Ansprechpartner gefragt seien. Dr. Dieter Geis, Hausärzteverband, erklärte, er sehe den Medikationsplan primär in ärztlicher Hand, weil die Verordnung eine ärztliche Leistung sei. Geis äußerte sich skeptisch zur Einbindung der Apotheker in die Prävention. Benkert entgegnete, durch Screenings in Apotheken würden viele Krankheiten entdeckt und viele Patienten daraufhin zum Arzt geschickt. Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe, Würzburg, erklärte, das Pharmaziestudium habe sich in Richtung Klinische Pharmazie bewegt und diese Entwicklung gehe weiter.

Das ist in Bayern das perfekte Tagungs-Outfit.

Im Fortbildungsprogramm gab es mehrere Vorträge zu verschiedenen Aspekten des Diabetes mellitus und die „Lesmüller-Vorlesung“ zur frühen Nutzenbewertung nach dem AMNOG. Weitere Programmpunkte waren ein Vortrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Apotheken, mehrere Seminare zur Medikationsanalyse und zu wirtschaftlichen Themen sowie spezielle Angebote für Studierende und Pharmazeuten in Praktikum. Auf der Fachmesse präsentierten sich etwa 30 Aussteller. Gesellschaftlicher Höhepunkt war der Galaabend während einer Schiffsfahrt auf der Donau. (DAZ 23, S. 80) |




Deutscher Apothekertag


Der Deutsche Apothekertag vom 12. bis 14. Oktober in München war weitgehend von Harmonie gekennzeichnet, sowohl unter den Apothekern als auch in der Beziehung zu den Politikern. Bundesgesundheitsminister Gröhe brachte zur Eröffnung den Kabinettsbeschluss zum AMVSG mit – und damit die gute Aussicht auf mehr Geld für die Apotheker. Das EuGH-Urteil zur Preisbindung war noch nicht bekannt.

Grußwort des Ministers.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe würdigte den „herausragenden Beitrag“ der Apotheker zum Gesundheitswesen. Im Kabinettsbeschluss zum AMVSG vom selben Tag sei vorgesehen, das Honorar für Rezepturen und für dokumentationspflichtige Arzneimittel zu erhöhen und Ausschreibungen für Zytostatika-Zubereitungen durch Rabattverträge zwischen Krankenkassen und Herstellern der verarbeiteten Zytostatika zu ersetzen. Doch in seinen weiteren Aussagen blieb Gröhe vage. Der elektronische Medikationsplan solle auch von Apothekern aktualisiert werden und dieser Einsatz werde „auch mit entsprechenden Zuschlägen versehen“. Der Minister bezeichnete die Apothekenpflicht, die garantierte Vergütung und den Schutz der Freiberuflichkeit als Eckpfeiler des Systems. Zum noch unbekannten EuGH-Urteil zur Preisbindung kündigte Gröhe an, gegebenenfalls „alle uns notwendig und möglich erscheinenden Schritte“ zu ergreifen, um das Netz von wohnortnahen Apotheken zu garantieren.

Foto: DAZ/Alex Schelbert
Freundliche Worte und eine Honorarerhöhung Bundesgesundheitsminister Gröhe hatte gute Nachrichten für die Apotheker dabei.

Politikerrunde. Mit erstaunlicher Einigkeit begrüßten Gesundheitspolitikerinnen aus Regierungs- und Oppositionsparteien den AMVSG-Entwurf. An der Podiumsrunde nahmen Sabine Dittmar, Apothekenberichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion, und die gesundheitspolitischen Sprecherinnen der übrigen Fraktionen, Maria Michalk (CDU), Kathrin Vogler (Linke) und Cordula Schulz-Asche (Grüne) teil. Dittmar betonte, ihre Fraktion werde die geplanten Honorarerhöhungen nicht ändern. Vogler erinnerte daran, dass die Linken schon lange eine solche Honoraranpassung gefordert hätten. Michalk erklärte, die Neuregelung der Zytostatika-Ausschreibungen solle gut für die Versicherten sein. Für Schulz-Asche ist die neue Regelung „näher am gesunden Menschenverstand“. Dittmar forderte, die Kompetenz der Apotheker besser einzusetzen. Als Ärztin betrachte sie den neuen bundeseinheitlichen Medikationsplan in seiner geplanten Form als „Schwachsinn“. Denn Arzt und Apotheker müssten zusammenarbeiten.

Lagebericht der ABDA. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt rief die Apotheker in seinem Lagebericht zur Einigkeit auf und forderte von der Politik mehr Mut, die Kompetenz der Apotheker zu nutzen. Das große Vertrauen der Menschen in die Apotheken sei der einzig verlässliche Maßstab für die gesellschaftliche Wertschätzung. Der neue Medikationsplan sei nur eine Liste und noch kein echter Beitrag zu mehr Therapiesicherheit. Schmidt begrüßte das AMVSG und lobte, dass die Regierung die ordnungspolitischen Grundsätze des Apothekensystems in ihrer Amtszeit nicht infrage gestellt habe. Die Apotheker verglich Schmidt mit einer Gruppe Bergsteiger, die unterschiedlich schnelle Wege zum Ziel gehen wollten. Doch die Berufsvertretung müsse dafür sorgen, dass alle dort ankommen.

Geschäftsbericht der ABDA. ABDA-Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz erinnerte in seinem Geschäftsbericht an die ausstehende Forderung, den Festzuschlag zu erhöhen. Mit dem Auftrag für ein Gutachten werde immerhin der Handlungsbedarf anerkannt. Zur Digitalisierung verwies Schmitz auf ein Positionspapier zu E-Health und eine neue Abteilung der ABDA. Mit ARMIN würden die Apotheker die alte Rollenverteilung durchbrechen. Am 28. Juni sei dort das Medikationsmanagement gestartet. Zur inneren Sicht der ABDA erklärte Schmitz, die ABDA lebe von dem Gedanken, dass „Kompromisse gefunden und Ergebnisse nach außen als einheitliche Position vertreten werden müssen“.

Arzneimitteltherapiesicherheit. Als Einstieg in eine Diskussionsrunde zur Arzneimitteltherapiesicherheit beschrieb Prof. Dr. Martin Schulz, ABDA-Geschäftsführer für Arznei­mittel, die Herausforderungen durch Multimorbidität und Polymedikation. Apothekerin Susanne Donner berichtete über ihre praktischen Erfahrungen mit ARMIN. Dabei und in der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass die gut organisierte und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Ärzten entscheidend für das Gelingen von ARMIN und für die Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit ist.

Foto: DAZ/Alex Schelbert
Über den Apotheker als Garant der Arzneimitteltherapiesicherheit diskutierten auf dem Apothekertag Dr. R. Kern, S. Donner, W. Ulbricht, I. Richling und Dr. M. Bauer (v. l.).

Eröffnung der Expopharm. Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes, dankte der Politik für das erhöhte Rezepturhonorar und bekräftigte die Forderung nach regelmäßigen Anpassungen des Festzuschlags. Für Zytostatika solle die Hilfstaxe angepasst werden und die Industrie solle therapiegerechte Packungsgrößen anbieten. Die Importquote solle abgeschafft und für Verträge mit Krankenkassen über pharmazeutische Dienstleistungen solle eine Rechtsgrundlage geschaffen werden.

Resolution.

Noch ohne Kenntnis des EuGH-Urteils zur Preisbindung beschloss die Hauptversammlung eine Resolution, in der die Hintergründe der Preisbindung erklärt werden. Es sei kein System erkennbar, dass ähnlich effizient und ausgewogen die wirtschaftlichen Interessen der Leistungserbringer, das Interesse des Staates an einer flächendeckenden ortsnahen Versorgung und die Finanzierbarkeit in Einklang bringe. Für den Fall, dass der EuGH die Preisvorgaben für ausländische Versender nicht anerkenne, werde der Gesetzgeber aufgefordert, das bewährte System nicht zugunsten weniger Marktteilnehmer aufzugeben, sondern Möglichkeiten zu erwägen, es dem europäischen Maßstab zu entziehen. Die Landesbehörden sollten die Preisbindung bis zu einer geordneten gesetzgeberischen Reaktion weiterhin durchsetzen.

Foto: DAZ/ Alex Schelbert
Offene Türen oder alles unter Verschluss? Alle Jahre wieder wurde diskutiert, wie viel Öffentlichkeit und Transparenz gewünscht und gewollt ist.

Anträge. Die folgenden (hier stark verkürzt dargestellten) Anträge wurden von der Hauptversammlung angenommen:

  • Beim Erstellen und Aktualisieren des elektronischen Medikationsplans sollen Arzt und Apotheker gleichberechtigt zusammenarbeiten. Mit Blick auf das Ziel, Medikationsanalysen und Medikationsmanagement als Regelleistung für definierte Patientengruppen einzuführen, sollen Implementierungsstrategien, ein Honorarmodell und eine kompatible IT-Infrastruktur entwickelt werden.
  • Es soll eine staatlich finanzierte nicht-interventionelle Begleiterhebung zur Erstellung und Fortschreibung des Medikationsplans statt­finden.
  • Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen sollen die Apotheker stärker in Aufklärungs- und Präventionsaktionen einbe­ziehen.
  • Im Sinne des Verbraucherschutzes soll stärker auf den Nutzen und das Risiko von Arzneimitteln in der Selbstmedikation und von Nahrungsergänzungsmitteln aufmerksam gemacht werden.
  • Der Gesetzgeber soll keine Analge­tika-­Warnhinweis-Verordnung erlassen.
  • Eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe soll die interdisziplinäre Lehre fördern und gemeinsame Veranstaltungen in die pharmazeutische und die medizinische Ausbildung implementieren.
  • Die Strukturierung der Ausbildung für Pharmazeuten im Praktikum soll verbessert werden. Dies soll insbesondere die Qualität der Ausbildung in öffentlichen Apotheken verbessern.
  • Der Gesetzgeber soll die freiberuflich erbrachte Arzneimittelversorgung durch ordnungspolitische, ökonomische und fachliche Planungs­sicherheit fördern.
  • Bei allen Gesetzesvorhaben soll dafür gesorgt werden, dass die dezentrale Versorgungsstruktur der Apotheken nicht gefährdet wird.
  • Die Einheit von Logistik und kognitiven Leistungen bei der Arzneimittelversorgung soll erhalten bleiben. Geschäftsmodelle von „Vermittlern“ sollen unterbunden werden.
  • Ausschreibungen auf Apotheken­ebene sollen in der ambulanten Arzneimittelversorgung abgeschafft werden.
  • Verträge zur Leistungserbringung für die GKV sollen in sich widerspruchsfrei und aufeinander abgestimmt sein. Es sollen keine Verträge zulasten Dritter geschlossen werden dürfen, in deren Regeln diese nicht einbezogen werden oder über die sie nicht mindestens informiert werden.
  • Die Marktbeteiligten sollen dafür sorgen, dass der pharmazeutische Großhandel umfassend lieferfähig ist, damit die Apotheken im Regelfall über den Großhandel beliefert werden können.
  • Die ambulante Zytostatika-Versorgung soll heilberuflich gestaltet werden. Dafür soll ein angemessenes Honorar festgesetzt werden. Über die Preise der Ausgangsstoffe sollen die Kostenträger mit den Anbietern dieser Ausgangsstoffe verhandeln.
  • Messsysteme zur Glucose-Bestimmung sollen nicht nur im Direkt­vertrieb angeboten, sondern auch über Apotheken vertrieben werden.
  • Um die flächendeckende Versorgung mit aufsaugenden Inkontinenz­produkten sicherzustellen, soll für diese Produkte eine neue Preis­gestaltung eingeführt werden, beispielsweise über Festpreise.
  • Im Rahmenvertrag nach § 129 SGB V sollen praktisch umsetzbare Regeln für den Nachweis der Nicht­lieferbarkeit von Rabattvertragsarzneimitteln gefunden werden.
  • Der Gesetzgeber soll eine eindeutige Rechtsgrundlage für Verträge zwischen Apothekerverbänden und gesetzlichen Krankenkassen über pharmazeutische Dienstleistungen schaffen.
  • Privat Versicherte sollen in jeder Apotheke die Möglichkeit erhalten, Arzneimittel mit einer Direkt­abrechnung zwischen Apotheke und Krankenkasse zu beziehen.
  • Die politischen Entscheidungsträger auf nationaler und europäischer Ebene sollen sich weiter für den Erhalt und den Ausbau freiberuflicher Strukturen engagieren und schädliche Eingriffe abwehren, die vorrangig kommerziellen Interessen dienen.
  • Die technischen Voraussetzungen und der finanzielle Aufwand für die Integration zusätzlicher Datenbanken in die ABDA-Datenbank sollen geprüft werden.
  • Der Gesetzgeber soll den Einsatz von Antibiotika, die in der Humanmedizin besondere Bedeutung haben, bei lebensmittelliefernden Tieren weitestgehend einschränken. Die Meldepflicht für den Antibiotikaeinsatz soll auf alle lebensmittelliefernden Tiere ausgedehnt werden. Die Antibiotika sollen nach Dosen und nicht anhand der Masse erfasst werden.
  • Die Auswirkungen der Abkommen CETA und TTIP auf das deutsche Gesundheitssystem sollen im Rahmen einer Risikoanalyse offengelegt werden. Die nationale Regelungsautonomie soll garantiert bleiben.
  • Die Öffentlichkeitsarbeit der Apotheker soll in einer gemeinsamen Strategie intensiviert werden. Pharmazeutische Themen sollen bevorzugt von den Kammern, wirtschaftliche Themen von den Verbänden vermittelt werden.
  • Die Verantwortlichen der ABDA sollen bei Veranstaltungen im Gesundheitsbereich wahrnehmbar präsent sein. Die Priorisierung der Veranstaltungen soll regelmäßig geprüft werden.
  • Die Transparenz über die Bearbeitung der angenommenen oder in einen Ausschuss verwiesenen Anträge zum Deutschen Apothekertag soll sichergestellt werden. Innerhalb von drei Jahren soll dazu eine Datenbank erstellt werden.
  • Die folgenden Anträge wurden in einen Ausschuss verwiesen:
  • Das Pharmaziestudium soll regelmäßig evaluiert werden, um die Ausbildung weiterzuentwickeln.
  • Die Packungsgrößenverordnung soll neu geregelt werden.
  • Pharmazeutische Unternehmer sollen grundlegende galenische Eigenschaften von Arzneimitteln veröffentlichen.
  • Der Datenschutz soll den Anforderungen des digitalen Wandels angepasst werden.
  • Der Antrag, eine ABDA-Datenbank-App zu entwickeln, wurde auf den Deutschen Apothekertag 2017 vertagt. Weitere Anträge wurden abgelehnt.

(AZ 42, S. 1 und DAZ 42, S. 56) |

Formalien zum DAT

Welches Schicksal die Anträge nehmen, die der Deutsche Apothekertag beschlossen hat, hat die DAZ auch in diesem Jahr wieder verfolgt: „Wo sind sie geblieben?“, DAZ 25, S. 20. Und pünktlich zum DAT 2016 gab es noch ein Update: „Aktualisierte Nachlese“, DAZ 41, S. 28.

Außerdem haben wir zusammengefasst, wie die Delegierten der bestimmt werden, („Wer sitzt denn da?“, DAZ 28, S. 22.) und an welche Vorschriften sie und die Gäste sich zu halten haben („Die Spielregeln“, DAZ 41, S. 26). In der gleichen Ausgabe hat Peter Ditzel sehr anschaulich die besondere Stimmung eines DAT beschrieben: „Der Thrill des Apothekertags“ (DAZ 41, S. 23).

Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern


Der Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern am 5. November in Binz auf Rügen – auch 2016 wieder ohne Politiker – war eine der ersten berufspolitischen Veranstaltungen nach dem EuGH-Urteil zur Preis­bindung. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt berichtete dort über die Pläne der ABDA. Für die Apo­theken stehe viel auf dem Spiel, 20 Prozent von ihnen seien „auf der Kante“. „Die vertragen keinen Wind, aber Preiswettbewerb wäre ein Sturm“, erklärte Schmidt. Doch er sehe gute Chancen für ein Rx-Versandverbot.

Es gehe um das Prinzip der Gleich­preisigkeit im Gesundheitswesen. Außerdem würden die europäischen Institutionen mit dem Urteil ihre Kompetenz überschreiten und festlegen, woran sich die nationale Politik zu messen habe. Ab Dezember werde die ABDA eine Unterschriftenkampagne durchführen, um die Öffentlichkeit für die Argumente der Apotheker zu gewinnen. „Das Schlimmste“ wäre, wenn die Kollegen in der Zwischenzeit selbst rechtsbrüchig würden und mit irgendwelchen Boni die Position der Apotheker untergraben würden. Dagegen sollten alle berufs- und aufsichtsrechtlichen Mittel eingesetzt werden. Einen Plan B erwähnte Schmidt nicht, aber Claudia Korf, ABDA-Geschäftsführerin für Wirtschaft und Soziales, erklärte: „Es gibt nicht einen Plan B, sondern ein ganzes Spektrum B.“ Doch nichts sei so effektiv wie das Rx-Versandverbot.

Foto: DAZ/tmb
Referenten auf dem Apothekertag in Binz: Dr. Dr. Georg Engel, Axel Pudimat, Claudia Korf, Friedemann Schmidt, Susanne Dolfen (v. l.).

Schwerpunkt ist die Arzneimittel­therapiesicherheit

Das geplante Thema des Apotheker­tages war die „Arzneimitteltherapie­sicherheit zwischen pharmazeutischen Bedenken und Null-Retax“. Dr. Dr. Georg Engel, Präsident der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, fragte dazu, wie die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) zu gewährleisten sei, wenn sie durch das Primat der Wirtschaftlichkeit in den Hintergrund zu treten drohe. Dr. Dirk Keiner, Leiter der Zentralapotheke des Klinikums Suhl, beschrieb die AMTS als „Herzensangelegenheit“ der Apotheker. Allein an den Medikationsdaten könnten Apotheker jedoch nur etwa 10 Prozent der Medikationsfehler erkennen. Ob potenzielle Interaktionen bei einem bestimmten Patienten relevant seien, könne meist erst mit Labordaten oder einem EKG ermittelt werden. Korf warnte vor den langfristigen Folgen von Zytostatika-Ausschreibungen. Damit würden Strukturen auch für andere aufwendige Rezepturen zerstört und in der zweiten Ausschreibungsrunde gebe es keine weiteren Bieter mehr. Für Axel Pudimat, Vorsitzender des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern, ist die Kommunikation zwischen Arzt und Apotheker entscheidend für die AMTS. Doch er warnte, Apotheker müssten mehr darauf achten, ob ein Arzneimittel zu den Rabattverträgen passt als ob es zum Patienten passt. Doch das Problem betreffe die Krankenkassen sehr unterschiedlich. Susanne Dolfen, AOK Nordost, erklärte, dass ihre Krankenkasse bei Nullretaxationen mit den Beteiligten spreche und diese nur in schweren Fällen durchführe - und nicht im Zusammenhang mit Rabattverträgen. Prof. Dr. Jean-François Chenot, Leiter der Abteilung Allgemeinmedizin der Universität Greifswald, erklärte, Ärzte und Apotheker sollten untereinander absprechen, wie Apotheker die Therapie unterstützen können. Dafür müssten Strukturen geschaffen werden, die den organisierten Austausch von Daten ermöglichen. Außerdem forderte er gemeinsame Weiterbildungs­veranstaltungen.

Der Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern wurde wieder vom wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Programm der Scheele-Tagung umrahmt und bildete den Mittelpunkt eines Fortbildungswochenendes. Bei der Scheele-Tagung ging es um Themen rund um das Blut – von der Blutbildung über Leukämien bis zur Antikoagulation. (DAZ 45, S. 18 und S. 71) |

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