- DAZ.online
- DAZ / AZ
- AZ 21/2017
- Der Apotheken-Ökonom: ...
Gesundheitspolitik
Der Apotheken-Ökonom: Facelifting für die Apotheke
Wann und wie oft renovieren?
Ein laufendes Geschäft zu renovieren, ist weder eine banale Angelegenheit noch eine kostengünstige Sache. Und zu allem Überfluss will dies gut geplant sein. Das Dümmste, was einem passieren kann, sind ungeplante Renovierungsarbeiten – z. B. wegen eines Wasserschadens oder einer anderen Katastrophe. Einziger Vorteil hierbei könnte sein, dass ein Teil der Kosten durch eine Versicherung übernommen wird. Nachteilig ist sicherlich, dass die Apotheke meist für einen gewissen Zeitraum geschlossen werden muss. Geplante Renovierungen haben da schon eher etwas Unternehmerisches an sich. Gleichwohl stellt sich die Frage, in welchem Ausmaß und wie oft renoviert werden soll.
Zur Renovierung gehören verschiedene Dinge, zum einen sicherlich die Offizin als solche, will meinen, der Anstrich der Wände und Decken, der Bodenbelag, ggf. Türen, Fenster und Schaufenster. Der zweite Teil einer Renovierung betrifft die Ladeneinrichtung, also HV-Tische, Regale, Warenträger usw. Sicher am seltensten sind Heizung, Lüftung, Beleuchtung etc. anzugehen. Hier darf davon ausgegangen werden, dass diese Technik intakt ist, wenn nicht, muss dies geregelt werden, hält dann aber in der Regel lang.
Natürlich müssen in den Lampen alle Leuchten auch gehen, um ein typisches Beispiel zu nennen, das hat aber zunächst wenig mit Renovierung zu tun. Schon etwas häufiger steht die Ladeneinrichtung zur Disposition. Besonders anfällig sind mobile Warenträger, da sie – wie der Name sagt – flexibel einsetzbar sind, deshalb gerne mal verschoben werden und dadurch stärker leiden als anderes Mobiliar. Regale und HV-Tische obliegen einem natürlichen Verschleiß und sollten in regelmäßigem Turnus überprüft werden.
Bedauerlicherweise gewöhnt man sich auch an Missstände und nimmt sie nicht mehr wahr, zumindest nicht so intensiv wie Menschen, die nur punktuell erscheinen. Beim Besuch bei Freunden fällt einem der Putzeimer auf der Toilette auf, ebenso die Leuchtenfassung ohne Lampenschirm mit dem seit Jahren andauernden Hinweis der Gastgeber, dass man noch nichts Passendes gefunden habe usw. Ähnlich verhält es sich in einer Offizin-Apotheke, in der dem Kunden Schwächen eher gewahr werden als den Angestellten oder dem Inhaber. Hier kann die Frage, wie oft renoviert wird, nur vom Zustand der Warenträger und der Möbel abhängig gemacht werden – wobei stets die jeweilige Abschreibungsfrist beachtet werden sollte. Natürlich spielt für derlei Überlegungen auch der Zeitgeist eine Rolle. Am häufigsten sind die Ausbesserungen an Wänden, Decken und beim Bodenbelag vorzunehmen. Diese sind auch am stärksten beansprucht, zumindest der Boden. Hier sollte regelmäßig kritisch geschaut werden, ob es einen Bedarf gibt.
Was für die Offizin gilt, sollte für den Backoffice-Bereich ebenfalls gelten. Denn Mitarbeiter wollen auch im Backoffice-Bereich keinen verdreckten Arbeitsplatz. Hier sollte der Grundsatz sein: wie in der Offizin, so im Lager- und Bürobereich.
Bevor aber renoviert wird, sollte stets der Frage nachgegangen werden, wofür die Apotheke stehen soll und mit welchen Gestaltungsmitteln ich diese Positionierung gegebenenfalls transportieren kann. So muss eine traditionsreiche Apotheke in einem denkmalgeschützten Haus sicher anders gestaltet werden als eine Apotheke in einem Neubau im Bauhausstil. Die Handschrift der Apotheke muss erkennbar sein und sich in der Ladeneinrichtung widerspiegeln. Renovierungen sind oft bei Eigentümerwechseln angezeigt, weil dann ja auch eine neue Handschrift durch den Inhaber ins Spiel gebracht wird. Und natürlich sollte man nochmals investieren, wenn man die Apotheke veräußern will, denn eine Braut hübscht man auf, um sie möglichst „teuer“ verkauft zu bekommen. Hier wundert man sich bisweilen, wie viele ihre Apotheke herunterwirtschaften, getreu dem Motto, dass das der neue Besitzer dann lösen soll – nach seinen Wünschen. Dass dadurch gegebenenfalls schon Kunden weggeblieben sind und die Apotheke auch deutlich an Wert verloren hat, merkt man erst, wenn Verhandlungen anstehen und sich der erhoffte Preis als vergleichsweise illusorisch erweist. Zwar ist die Optik der Apotheke bei Weitem nicht alles, aber wie soll jemand die inneren Werte erkennen, wenn schon das Äußere abschreckt! |
Andreas Kaapke ist Professor für Handelsmanagement und Handelsmarketing
an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Standort Stuttgart, und
Inhaber des Beratungsunternehmens Prof. Kaapke Projekte. E-Mail:
a.kaapke@kaapke-projekte.de
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.