Wirtschaft

„Unmoralisches Verhalten“

Trümper gibt Industrie die Schuld an Lieferengpässen

cha | Thomas Trümper, Vorsitzender des Großhandelsverbands Phagro, wirft der Pharmaindustrie vor, Schuld an der zunehmenden Zahl an Lieferengpässen zu sein. Dies sei ein „unmoralisches Verhalten“, so Trümper im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Die Arzneimittelindustrie verknappe das Angebot aus eigennützigen wirtschaftlichen Interessen künstlich, so Trümper gegenüber der FAZ. Die Hersteller belieferten den Großhandel oft mit weniger Packungen als bestellt, obwohl sie genug Medikamente an Lager hätten. Damit wollten sie verhindern, dass Arzneimittel zu höheren Preisen ins Ausland verkauft würden, und das Geschäft lieber selbst machen.

Trümper stützt sich dabei auf eine Untersuchung von 250 Originalpräparaten, bei denen im vergangenen Jahr Lieferengpässe auftraten. Besonders häufig betroffen waren danach die Hersteller Astra-Zeneca, GSK und Sanofi.

Die Schuld für diese Engpässe weist Astra-Zeneca weit von sich. Man könne sich die aktuelle Situation nur so erklären, so Astra-Zeneca gegenüber der FAZ, dass einige Großhändler und Apotheker „die Ware in erheblichem Ausmaß in andere europäische Länder ­exportieren“. Anreiz dafür seien die „attraktiven Margen“. Astra-Zeneca selbst stelle deutlich mehr Ware bereit, als Nachfrage auf dem deutschen Markt bestehe.

Zwar hält Trümper das Verhalten der Hersteller für „unmoralisch“; wenn aber der Großhandel und Apotheker mit Handelslizenz Arzneimittel nach Großbritannien oder Skandinavien verkauften, so sei dies nicht unmoralisch, da damit zum Zeitpunkt des Verkaufs kein Versorgungsengpass kreiert werde.

Exportverbot als Lösung?

Eine mögliche Lösung sei, so Trümper, den Export von Medikamenten, die für den deutschen Markt ab­gepackt wurden, genehmigungs­pflichtig zu machen, wie es in Griechenland und Spanien der Fall sei. Alternativ könne die Industrie europaweit einheitliche Preise festlegen, womit der grenzüberschreitende Handel sofort zum Erliegen käme.

Als weitere Ursache von Lieferengpässen weist Trümper auf Produktionsengpässe hin. Ursache hierfür sei die Konzentration der Wirkstoff­herstellung an wenigen Standorten, oft in Indien oder China. |

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