Gesundheitspolitik

Kritischer Arzneiversand

Studie zu Temperaturen in Arzneimittel-Päckchen

BERLIN (ks) | Widerrufsrecht hin oder her: Arzneimittel, die zum Verbraucher und möglicherweise wieder zurück zur Versandapotheke geschickt werden, haben gemeinhin einen unkontrollierten Weg hinter sich. Die von Versandapotheken eingeschalteten Logistiker kümmern sich zum Beispiel wenig um Temperatur-Vorgaben. Das zeigte schon 2015 eine Stichprobe der Apothekerkammer Nordrhein. Eine aktuelle Studie bestätigt die Einschätzung nun.

Das Dienstleistungsunternehmen EIPL (European Institute for Pharma Logistics), das an der pharmazeutischen Lieferkette beteiligte Firmen berät, hat Anfang des Jahres verschiedene Arzneimittel online bestellt. Zudem hat es selbst 100 mit Temperatur-Sensoren ausgestattete Test-Päckchen verschickt – und zwar über die fünf von Online-Apotheken standardmäßig gewählten Paketdienstleister. Weil die Empfänger bewusst falsch angegeben waren, wurden die Pakete als unzustellbar zurück an die EIPL GmbH gesendet. So sollten die Temperaturbedingungen beim Transport nachvollzogen werden.

Nun präsentiert das in Apotheken- und Großhandelskreisen eher unbekannte Unternehmen seine Auswertung. Sie zeigt: Auch temperatursensible Medikamente werden nur in normalen Versandkartons geliefert – und sind damit unzureichend geschützt vor zu tiefen oder zu hohen Temperaturen. Zudem wurden die Temperaturbedingungen in vielen Fällen nicht eingehalten. Als Beispiel nennt EIPL den Paracetamol-Saft von Stada, der laut Beipackzettel nicht unter +8°C zu lagern ist. Die zeitgleich mit demselben Dienstleister versandten Test-Päckchen mit den Temperatur-Sensoren zeigen, dass die Pakete während der Auslieferung Temperaturen von bis zu -12°C ausgesetzt waren – und das in bis zu 48 Stunden Versandzeit.

„Vom Hersteller haben wir die klare Aussage erhalten, dass dieses Produkt in solch einem Fall keinesfalls mehr verwendet werden soll“, sagt EIPL-Geschäftsführer Christian Specht. Die Wirksamkeit könne nicht mehr garantiert werden. Für Specht sind die Studienergebnisse in der gegenwärtigen Versandhandels-Diskussion nicht zu unterschätzen, die seines Erachtens zu sehr auf die Kosten fokussiert ist. Er ist überzeugt: „Beim jetzigen Versandweg über die herkömmlichen Paketdienstleister bleiben die Transportqualität und damit die Patientensicherheit ganz klar auf der Strecke“. |

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