Kommentar: Nach der Wahl

Beim Schreiben dieses Kommentars war der Ausgang der Bundestagswahl noch nicht bekannt. Was aber klar war: Die Gesundheitspolitik hatte im Wahlkampf keine große Rolle gespielt (abgesehen von der Diskussion um die Pflege in den letzten Tagen, bei der es aber auch weniger um klare Konzepte ging als um eine emotionale Debatte).

An den Apothekern kann das mangelnde Interesse an der Gesundheitspolitik kaum gelegen haben, seit Wochen häuften sich die Berichte von Kandidaten, die Apotheken besucht oder auf Veranstaltungen über die Arzneimittelversorgung gesprochen haben. Sogar die zuletzt eher mit ihrer Begeisterung für holländische Arzneiversender aufgefallene Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) ist einer solchen Einladung gefolgt und hat die Apotheke von Günter Wickop in Darmstadt besucht (s. Bericht ganz links).*

Nun stehen Koalitionsverhandlungen an, und sie könnten für die Apotheker so entscheidend werden wie selten zuvor: Da ist zuallererst die Frage, ob es das Rx-Versandverbot wirklich in den Koalitionsvertrag schafft. Denn bei jeder denkbaren Konstellation bestünde das Regierungsbündnis aus maximal einem Befürworter und mindestens einem Gegner einer solchen Regelung.

Zum anderen wartet das vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte Gutachten zum Apothekenhonorar auf seine Veröffentlichung. Und je nach politischer Couleur des neuen Wirtschaftsministers bzw. der neuen Ministerin dürften sich die daraus gezogenen Schlussfolgerungen deutlich unterscheiden.

Gut möglich also, dass die Koalitionsverhandlungen spannender werden als der Wahlkampf war.

Dr. Benjamin Wessinger, Chefredakteur der AZ