Gesundheitspolitik

Lauterbach: Zytos nur in der Klinik

Betrugsgefahr und große Qualitätsdefizite bei Chemotherapie im ambulanten Bereich

TRAUNSTEIN (cha) | Angesichts der großen Verunsicherung, für die der Bottroper Zyto-Prozess derzeit in der Bevölkerung sorgt, kann die Politik nicht untätig bleiben. Nun hat sich der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach zu Wort gemeldet: Er will die gesamte chemotherapeutische Versorgung an spezialisierte Kliniken verlagern.

Der frisch in den Bundestag wiedergewählte SPD-Gesundheits­experte Prof. Dr. Karl Lauterbach äußerte sich sowohl in einem Interview mit dem NDR als auch in einer Stellungnahme anlässlich der Verleihung des Whistleblower-Preises an die beiden (Ex-)Mitarbeiter der „Alten Apotheke“ in Bottrop, deren Whistleblowing zu den Ermittlungen gegen den Inhaber geführt hatte. Dabei konstatierte Lauterbach, dass in keinem Bereich der Medizin mit so hohen Gewinnmargen gearbeitet werde wie in der Krebsmedizin. Einzelne Apotheken machten mit Chemotherapeutika dreistellige Millionen­umsätze, Betrüger könnten leicht Millionengewinne machen. „Das System ist gegen Betrug schwer zu sichern und darüber hinaus anfällig für große Qualitätsdefizite“, so Lauterbach weiter. Deshalb sollten Chemotherapeutika „ausschließlich in Krankenhäusern bzw. in Krankenhausapotheken“ zubereitet werden. Dort herrsche das Mehraugenprinzip und „die finanziellen Anreize mit Aussichten auf Millionengewinne“ seien für einen privaten Geschäftsmann andere als „für einen angestellten Krankenhausapotheker, der die Aufgabe quasi als Treuhänder wahrnimmt“.

Foto: Susie Knoll
SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach Krebsbehandlung nur in spezialisierten Zentren

Wirkliche Qualitätskontrolle in spezialisierten Kliniken

Neben den finanziellen Anreizen zum Betrug nennt Lauterbach auch „gewichtige Argumente im Hinblick auf die Versorgungsqualität“. Die Chemotherapie werde „in ihrer Durchführung in allen Schritten von der Wahl der Medikamente bis zur Zubereitung zunehmend komplizierter, und die Medikamente selbst werden immer teurer“. Daher wäre es falsch, sie im niedergelassenen Bereich zu belassen, vielmehr handle es sich hier „um klassische Krankenhausarbeit, bevorzugt in spezialisierten Zentren wie etwa Universitätskliniken oder anderen Kliniken, die auf die Krebsbehandlung entsprechend vorbereitet sind und hochspezialisierte Teams vorhalten“. Zudem könne, so Lauterbach weiter, in solchen Kliniken auch von „wirklicher Qualitätskontrolle“ gesprochen werden.

Kritik an Kontrollen in Praxen und Apotheken

Deutliche Defizite sieht Lauterbach in der Kontrolle der „Schwerpunkt-Apotheken“: Dort seien die „in der Regel angekündigten Stichprobenkontrollen offenkundig fatal unzulänglich“. Kritik übte Lauterbach aber auch an der Kontrolle der niedergelassenen Onkologen und Hämatologen: „Bei diesen hat ausgerechnet die Kassenärztliche Vereinigung die Kontrollhoheit. Eine Instanz mit eher zweifelhaftem Ruf, die selbst intensiver Kontrolle bedarf.“ |

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