Gesundheitspolitik

Bild-Zeitung greift Apotheker massiv an

Laut Honorargutachten bekommen sie 1,1 Milliarden Euro mehr als „angemessen“

TRAUNSTEIN (cha) | Das vom Bundeswirtschaftsministerium im Frühjahr 2016 in Auftrag gegebene Honorargutachten liegt längst vor, doch die zuletzt für Mitte November angekündigte Veröffentlichung ist bislang nicht erfolgt. Nun müssen die Apotheker in der Bild-Zeitung lesen, dass sie angeblich 1,1 Milliarden Euro zu viel Honorar bekämen.

Als das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) den Auftrag für das Honorargutachten an das in Mainz ansässige Beratungsunternehmen 2hm & Associates vergab, hieß es, die Arbeiten würden am 1. April 2016 starten und 18 Monate dauern. Mittlerweile hat das BMWi das Gutachten auch längst bekommen, doch es schreckte offenbar vor einer Veröffentlichung zurück und reichte die Daten erst einmal zur Überprüfung an das Statistische Bundesamt weiter.

Offenbar sind sie aber nicht nur dort gelandet: Gerüchte, dass die Apotheker laut Gutachten 1,7 Milliarden Euro zu viel Honorar bekämen, machten schon seit Anfang November die Runde – begleitet von ungläubigen Kommentaren in Fachkreisen.

Foto: DAZ.online/jb
Wenig erfreulich für die Apotheker: Der Vorwurf in der Bild-Zeitung vom vergangenen Donnerstag, dass sie 1,1 Milliarden Euro zu viel Honorar bekämen.

Weniger kritisch ist da die Bild-­Zeitung: Vergangenen Donnerstag titelte sie auf Seite 2: „Apotheker kassieren 1,1 Milliarden zu viel“. Laut dem der Bild-Zeitung vorliegenden Gutachten in der Version vom 13.11.2017 stehe „besonders der Zuschlag von 8,25 Euro, den Apotheker pro Arzneimittel­packung bekommen, offenbar in keinem Verhältnis zur geleisteten Arbeit“. Für Not- und Nachtdienste „bekämen die Apotheker dagegen deutlich zu wenig (0,16 Euro/Packung)“. Das Bundeswirtschafts­ministerium wollte sich gegenüber der Bild-Zeitung nicht zum Gutachten äußern, da das Verfahren noch laufe. ABDA-Präsident Friedemann Schmidt wird dagegen mit deutlichen Worten zitiert: Dass die Zahlen veröffentlicht wurden, sei ein „Foulspiel“. Würde die Vergütung entsprechend gekürzt, dann „gäbe es keine vernünftige Arzneimittelversorgung mehr in Deutschland“.

Laut DAZ.online trafen sich Vertreter von Bundeswirtschafts- und Bundesgesundheitsministerium am vergangenen Mittwoch, um die Aus­wertung des Statistischen Bundesamts zu diskutieren und zu beschließen, wann das Gutachten veröffentlicht wird. Trotz Nachfrage war der Termin der Veröffentlichung bis zum Redaktionsschluss der AZ nicht in Erfahrung zu bringen. |

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