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- AZ 49/2017
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Gesundheitspolitik
Kommentar: Unter Zugzwang
Laut Bild-Zeitung bekommen die Apotheken jährlich 1,1 Milliarden Euro zu viel. Natürlich würden bei einer solchen Honorareinbuße sehr viele Apotheken schließen. Anders als bisher hätten die verbleibenden Apotheken dann auch keine Vorteile aus den Umsatzzuwächsen. Denn ein so geschmälertes Honorar würde allenfalls noch die variablen Kosten decken, aber keinen Deckungsbeitrag für die Fixkosten mehr liefern. Das ergäbe nicht nur eine andere Quantität an Apotheken, sondern auch eine andere Qualität der Versorgung. Apotheken, die noch Geld mit OTC-Arzneimitteln oder in der Spezialversorgung verdienen, könnten auch GKV-Rezepte beliefern, vielleicht im Stil einer Postagentur mit Warteschlangen. Doch diese grundlegend veränderte Arzneimittelversorgung müssten die Politiker ihren Wählern erklären. Darum glaube ich nicht an ein solches Szenario.
Allerdings ist die Chance, das Gutachten gesichtswahrend im Strudel des Regierungswechsels versinken zu lassen, nun vorbei. Das Wirtschaftsministerium steht jetzt unter Zugzwang: Soll es das Gutachten offiziell ablehnen oder veröffentlichen? Die Apotheker müssen danach suchen dürfen, wo offenbar Milliarden übersehen wurden. Unzureichende Daten, unrealistische Annahmen, Missverständnisse zum Apothekenbetrieb oder zu Spezialrezepturen oder (meine persönliche Erwartung) die Fehlinterpretation des Versorgungsauftrags? Was auch immer die Erklärung sein mag, wird die wohl nicht in der Bild-Zeitung erscheinen. Darum dürften es Politiker künftig noch schwerer haben, irgendwelche zusätzlichen Honorare für Apotheken durchzusetzen. Wer immer die Zahlen jetzt geleakt haben mag, hat damit vielleicht schon sein Ziel erreicht.
Dr. Thomas Müller-Bohn
Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Foulspiel gegen die Apotheker" in dieser Ausgabe der AZ.
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