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Arzneimittel und Therapie
Neurodermitis schützt vor Kontaktallergie
Bei schweren Formen von atopischem Ekzem ist das Immunsystem „abgelenkt“
Neurodermitis und allergisches Kontaktekzem sind zwei der häufigsten entzündlichen Hauterkrankungen bei Kindern und nicht einfach zu unterscheiden. Neurodermitis tritt bei Kindern meist im Gesicht, auf der Kopfhaut und vorwiegend streckseitig, später auch in den Körperbeugen auf. Die Rötung kann mit einem starken Juckreiz einhergehen. Bei der Erstmanifestation und dem Auftreten von Krankheitsschüben spielen sowohl genetische Faktoren als auch verschiedene Triggerfaktoren wie Allergene und mikrobielle Faktoren eine Rolle.
Bei der Kontaktallergie kann die Lokalisation des zuerst nur geröteten, später oft Bläschen-bildenden oder schuppenden Ekzems Hinweise auf das Allergen liefern. Ein akutes Kontaktekzem tritt plötzlich auf, ist eher brennend als juckend und meist scharf umgrenzt. Das chronische degenerative Kontaktekzem entsteht erst nach einer bis zu Jahre andauernden Exposition und ist zu Beginn vor allem durch trockene Haut, später durch Erytheme und Schuppung geprägt.
Es hat sich gezeigt, dass sich die beiden Krankheitsbilder beeinflussen. Beispielsweise kann eine Vermeidung des Kontaktallergens bei Patienten, die unter beiden Krankheiten leiden, auch die Neurodermitis bessern.
TH2-Zellen at work
Diesen Zusammenhang hat eine Studie aus den USA anhand der Daten von 1142 Patch-Tests bei Kindern genauer untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei schwerer Neurodermitis seltener gleichzeitig eine Kontaktallergie bestand als im Rest der Bevölkerung. Es wird vermutet, dass bei schwerer Neurodermitis die Immunantwort über TH2-Zellen im Vordergrund steht und die TH1-Antwort, die an der Entstehung von Kontaktallergien beteiligt ist, begrenzt ist. In diesem Sinne „schützt“ eine schwere Neurodermitis vor hochsensibilisierenden Stoffen.
Auch in den auslösenden Allergenen fanden sich Unterschiede: Patienten mit Neurodermitis waren häufiger überempfindlich gegenüber Kokosbetain, Wollwachsalkoholen, Lanolin, Tixocortolpivalat und Parthenolid. Diese Stoffe sind oft Bestandteile von Hautpflegeprodukten oder topischen Arzneimitteln. Bei Patienten ohne Neurodermitis traten dagegen vermehrt Allergien gegen Methylisothiazolinon (Konservierungsmittel), Cobalt und Kaliumdichromat auf.
Bei der Prävention von Kontaktekzemen und Neurodermitis-Schüben steht die Vermeidung der individuellen Triggerfaktoren im Vordergrund. Zusätzlich kann die verminderte Barrierefunktion der Haut durch gute Pflege mit hypoallergenen Basistherapeutika verbessert werden.
Bakterien gegen Neurodermitis
Bei Neurodermitis-Patienten ist die Hautflora durch eine Verdrängung von Bakterien wie Staphylococcus hominis und S. epidermis durch S. aureus gestört. Dies ist Ausgangspunkt für einen neuen Therapieansatz. Im Rahmen einer Phase-I-Studie wurde von fünf Patienten eine Mikrobiomprobe von gesunden Hautstellen mit S. hominis oder S. epidermis entnommen, im Labor kultiviert und über eine „Bakterienlotion“ auf die kranken Hautstellen aufgebracht. Innerhalb von 24 Stunden verringerte sich die Konzentration von S. aureus. Ob dadurch auch die Ekzeme zurückgehen, muss jedoch noch untersucht werden. |
Quelle
Jacob SE. JAMA Dermatology, 22. Februar 2017
S2k-Leitlinie „Neurodermitis“, Stand: 03/2015
S1-Leitlinie „Kontaktekzem“, Stand: 08/2013
Bakterielle Lotion drängt Ekzembakterien zurück. Online-Meldung Ärzteblatt vom 24. Februar 2017
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