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Hürdenlauf in zwei Szenarien

Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Andreas May

Andreas May

Zugegeben – unser Gesundheits­system ist ziemlich komplex. Der Apothekenbereich und besonders die Finanzierung der Apotheken ist für viele Journalisten (die Fachpresse natürlich ausgenommen) und offenbar auch für viele Politiker zu kompliziert, um sie wirklich zu verstehen. Eine zähe Mischung aus Vorurteilen, Missverständnissen und Informations­mangel führt dazu, dass man die Apotheken für weit belastbarer hält, als sie heute vielfach sind. Diverse kleine Apo­theken werden sich selbst einen Bonus von 1,00 Euro pro Rezept nicht leisten können. Und das sind nicht die Apotheken Tür an Tür in der Fußgängerzone, auf die die Medien gerne mit dem Finger zeigen. Es sind vielmehr die Apotheken in Wohngebieten und auf dem Lande. Die, die nicht mit einem Ärztehaus oder Einkaufscentrum nebenan gesegnet sind und die mit ­einem kleinen bis kleinsten Team bisher eben noch über die Runden kamen.

Bei Redaktionsschluss sah es nicht gut aus für den Plan B der ABDA und von Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Eine letzte Chance für ein Rx‑Versandverbot beim Koalitionsausschuss am Mittwochabend ist inzwischen entweder genutzt oder vertan worden. Wenn Sie dies lesen, wissen Sie das Ergebnis vermutlich bereits.

Was ist zu tun?

Szenario 1: Das Rx‑Versandverbot wird doch noch auf den Weg gebracht. Auch hier gibt es noch viele Hürden – es besteht also kein Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. Jede und jeder in den öffentlichen Apotheken sollte wissen, dass auch sie oder er gefordert ist, das Bild einer beratungsstarken, patientenorientierten, niederschwelligen Anlaufstelle für Arzneimitteltherapie, Prävention und Gesundheit mitzuprägen.

Szenario 2: Das Rx-Versandverbot ist vom Tisch. Ersatzweise wird jetzt eine Lösung nach SPD-Manier mit Boni-­Begrenzung angestrebt. Auch hier gilt: Jetzt erst recht! Zeigen Sie ihren Kunden und Patienten, dass sie etwas verpassen, wenn sie im Internet bestellen.

Und machen Sie auch bei Gelegenheit deutlich, was passiert, wenn die kostenlose Beratung in der Apotheke und der Kauf im Netz stattfinden. Viele Kunden machen sich da keinen Kopf; es ist Ihr gutes Recht als Mitarbeiter, bei Schnäppchenjägern auch einmal auf diesen Zusammenhang hinzuweisen.

So oder so, wir müssen mit der Politik im Gespräch bleiben: auf kommunaler, Landes- und auf Bundesebene. Dass gerade auch ich als ADEXA-Vorstand das tun werde, darauf können Sie sich als Gewerkschaftsmitglied und Apothekenangestellte verlassen. |

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