Kongresse

Neues rund um die Haut

Jahrestagung der Gesellschaft für Dermopharmazie

MÜNCHEN (cb) | Vom 20. bis 22. März 2017 veranstaltete die Gesellschaft für Dermopharmazie (GD) in München ihre 21. Jahrestagung. Rund 230 Teilnehmer informierten sich in mehr als 60 Vorträgen und in der begleitenden Industrieausstellung über Arzneimittel und Dermokosmetika zur Anwendung bei Hautkrankheiten bzw. Hautproblemen. Am dritten Tagungstag fand parallel ein Qualifizierungsseminar des Netzwerkes Hautapotheke statt, in dem aktuell 131 Apotheken aus allen Teilen Deutschlands zusammenarbeiten.

Das Tagungsprogramm war nicht nur sehr umfangreich, sondern auch mit hochkarätigen Referenten besetzt. So gab der renommierte Geruchsforscher Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, Inhaber des Lehrstuhls für Zellphysiologie an der Ruhr-Universität Bochum, einen Einblick in seine Forschungsergebnisse zu Riechrezeptoren in der Haut. Hatt und seine Mitarbeiter identifizierten 2014 in humanen Keratino­zyten den Riechrezeptor OR2AT4 und fanden heraus, dass er durch Sanda­lore, einen synthetischen Duftstoff, der als Ersatz für ostindisches Sandelholzöl dient, aktivierbar ist. Im Zell­experiment konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass eine langfristige Stimulation von OR2AT4 die Zellproliferation und -migration positiv beeinflusst; in einem In-vitro-Wundmodell kam es zur Regeneration der Keratinozyten.

Fotos: DAZ/cb
Den Hans Christian Korting-Nachwuchspreis für Dermopharmazie erhielten (v. r.): Magdalena Hoppel (1. Preis), Christian Hausmann (2. Preis) und Julia Puschmann (3. Preis). Es gratulierten (v. l.) Dr. Joachim Kresken und Prof. Thomas Ruzicka.

Rechtliche und ökonomische Themen

Unverzichtbar im Programm der GD‑Jahrestagungen sind Vorträge zu juristischen Aspekten bei Hautpflegeprodukten und Kosmetika, die die Hersteller, aber auch die Apotheken betreffen können. In diesem Jahr veranstaltete die GD-Fachgruppe Dermopharmazie und Recht ein Symposium zu Verkehrsfähigkeit und Bewerbung von Produkten für die Haut, in dem u. a. die neuen Richtlinien der EU-Kosmetik-Claims-Verordnung diskutiert wurden.

In einer weiteren Veranstaltung wurden gesundheitsökonomische Fragestellungen erörtert. Einer aktuellen Umfrage des Digitalverbands Bitkom vom November 2016 zufolge steigt die Zahl der Internetnutzer als Käufer bei Versandapotheken seit Jahren an. Waren es 2012 noch 30 Prozent, stieg der Anteil im Jahr 2016 auf 55 Prozent. Arzneimittel belegen derzeit den 4. Platz im Produkttrading beim ­Online-Kauf.

Ehrenmitgliedschaften

Auf der Mitgliederversammlung der GD wurden an verdiente Mitstreiter Ehrenmitgliedschaften verliehen. Zum einen an Dr. Bernd Hünerbein, Apotheker aus Naumburg, der vier Jahre lang die Fachgruppe Magistralrezepturen geleitet hatte, sowie an den Dermatologen Dr. med. Winfried Klövekorn, der zwölf Jahre lang engagiert im Vorstand der GD mitgearbeitet hatte.

Ein ganz anderes Meinungsbild zeichnete dagegen eine Befragung des AbbVie Health Monitors vom Februar 2017. Hier gaben 78 Prozent der Befragten an, Medikamente ausschließlich in der Apotheke vor Ort zu kaufen. Wohnortnähe und persönliche Beratung waren für viele Befragte wichtiger als finanzielle Vorteile. Darüber hinaus befürchteten 55 Prozent der Befragten Nachteile, wenn es langfristig weniger Apotheken vor Ort geben würde.

Eine starke Gemeinschaft

Der GD-Vorsitzende Apotheker Dr. Joachim Kresken gab in seinem Referat „Warum Vor-Ort-Apotheken für Menschen mit Hautproblemen nützlicher sind als Versandapotheken“ interessante und hilfreiche Anregungen. Gerade für Menschen mit Hautproblemen biete die Vor-Ort-Apotheke über die Herstellung von Individual- und Magistralrezepturen hinaus eine Vielzahl von Vorteilen. Es liege nun an jedem Inhaber selbst, wie er diese Vorteile für sich selbst nutzt und damit letztlich auch das Ansehen des gesamten Berufsstands erhöht.

Prof. Dr. Jörg Christoph Prinz (re.) nahm vom GD-Vorsitzenden Dr. Joachim Kresken (Mitte) und dem wissenschaftlichen Tagungsleiter Prof. Dr. Dr. Thomas Ruzicka den Dermopharmazie-Innovationspreis mit Urkunde entgegen.

So kann die Apotheke hautphysiologische Messungen anbieten und eine Lotsenfunktion für Betroffene wahrnehmen, beispielsweise durch Verweis an einen Dermatologen. Apotheken können in Abstimmung mit Hautärzten eine ganzheitliche dermopharmazeutische Betreuung anbieten. Nützlich ist dabei, dass Dermokosmetika, die bei vielen Hautkrankheiten therapiebegleitend zum Einsatz kommen, nicht nur als Verkaufsware, sondern auch als Produktproben verfügbar sind.

Wer an einer qualitativ hochwertigen Fortbildung und dem Erfahrungsaustausch mit Kollegen interessiert ist, hat die Möglichkeit, dem deutschlandweiten Netzwerk hautapotheke.de beizutreten, dessen Mitglieder von der GD geschult werden.

Korting-Gedächtnisvorlesung und Preisverleihungen

Zur Erinnerung an den 2012 verstorbenen ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden und Mitbegründer der GD, Prof. Dr. Hans Christian Korting, halten seit 2013 ehemalige Freunde, Weggefährten und Kollegen auf den GD‑Jahrestagungen Gedächtnisvorlesungen. In München referierte Prof. Dr. Alfred Fahr, Jena, zu den Forschungen Kortings auf dem Gebiet der Liposomen.

Auch der „Hans Christian Korting-Nachwuchspreis für Dermopharmazie“, den die GD alljährlich verleiht, erinnert an diesen großartigen Wissenschaftler. In diesem Jahr wurden die drei besten von Nachwuchswissenschaftlern auf der Tagung ausgestellten Poster damit ausgezeichnet. Die Autoren stellten die jeweiligen Inhalte in Kurzvorträgen vor. Den 1. Preis erhielt Magdalena Hoppel aus dem Arbeitskreis von Prof. Claudia Valenta, Universität Wien. Der 2. Preis ging an Christian Hausmann aus der Arbeitsgruppe von Prof. Monika Schäfer-Korting, Freie Universität Berlin. Mit einem 3. Preis wurde Julia Puschmann aus dem Arbeitskreis von Prof. Christel Müller-Goymann (Pharmazeutische Technologie, TU Braunschweig) geehrt.

Als weitere Auszeichnung wurde der Dermopharmazie-Innovationspreis (DIP) der GD an Prof. Jörg Christoph Prinz, LMU München, verliehen. Er hatte erstmals nachgewiesen, dass die Psoriasis vulgaris auf einer Auto­immunreaktion gegen die pigment­bildenden Zellen der Haut beruht. Den Vermittler spielt dabei das von dem Gen HLA-C*06:02 kodierte HLA-Molekül, das die Autoimmunreaktion gegen Melanozyten durch Präsentation von Autoantigenen ermöglicht.

Neue Leitlinie „Dermokosmetika gegen Hautalterung“

Ein weiterer Höhepunkt der Tagung war die Vorstellung der Leitlinie „Dermokosmetika gegen Hautalterung“, die 2012 erstellt und im vergangenen Jahr aktualisiert worden war. Sie richtet sich an Personen, die Dermokosmetika gegen Hautalterung entwickeln, herstellen, prüfen, analysieren, vermarkten oder zu ihrer Anwendung beraten, also auch Apotheker und weiteres pharmazeutisches Personal.

Weitere Themen der Tagung waren neue Optionen zur Behandlung und Pflege für Patienten mit Psoriasis und atopischem Ekzem, Anforderungen, galenische Fragestellungen und Verfahren zur Wirksamkeitsprüfung von Sonnenschutzmitteln sowie Möglichkeiten der Prüfung von Inhaltsstoffen von Dermokosmetika, die Hautsensibilisierungen oder -irritationen auslösen können. Die aktuelle Fassung der Leitlinie sowie die Abstracts aller Präsentationen der Tagung werden in Kürze auf der Website der GD zur Verfügung stehen: www.gd-online. |

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