Aus den Ländern

Monika Heinold besucht Apotheke in Kiel

Landtagswahlkampf in Schleswig-Holstein

KIEL (tmb) | Politiker sollen sehen, wie Apotheken funktionieren, meint Ulrich Ströh und lud die nahe seiner Belvedere-Apotheke wohnende Spitzenkandidatin der Grünen in Schleswig-Holstein, ­Monika Heinold, zu einer Betriebsbesichtigung ein. Am 20. April besuchte sie gemeinsam mit Dr. Marret Bohn, der Parlamentarischen Geschäftsführerin der Grünen für Gesundheit und Soziales in Schleswig-Holstein, die Apotheke in einem nördlichen Stadtteil von Kiel.
Foto: DAZ/tmb
Die Landespolitikerinnen Dr. Marret Bohn (links) und Monika Heinold in der Belvedere-Apotheke in Kiel mit Inhaber Ulrich Ströh.

Heinold ist Finanzministerin von Schleswig-Holstein, nahm den Termin jedoch als Wahlkämpferin der Grünen für die schleswig-holsteinische Landtagswahl am 7. Mai wahr. Die Landtagsabgeordnete Bohn ist Ärztin für Innere Medizin. Ströh, der seit 1983 Inhaber der Apotheke ist, war Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Schleswig-Holstein, Vizepräsident des Marketing Vereins Deutscher Apotheker (MVDA) und 36 Jahre lang Mitglied der Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.

Bewusstsein für Versorgung

In der Belvedere-Apotheke betrat Heinold nach eigenen Angaben erstmals die „hinteren“ Räume einer Apotheke und zeigte sich sehr interessiert an Rezeptur, Nachtdienstzimmer und ­modernen Datenkassen. Die 1907 gegründete Apotheke vermittelt noch ­einige Eindrücke früherer Zeiten, aber Ströh betonte, dass in der Logistik und Rezeptbearbeitung die Digitalisierung längst selbstverständlich sei. Von Ströhs Bericht über die Ausbildung mehrerer ausländischer Pharmaziepraktikanten zeigten sich die Politikerinnen ebenso beeindruckt wie vom bunten Apothekenalltag.

Im Gespräch über die politischen ­Sorgen der Apotheker erklärte Ströh, er sei für den Preiswettbewerb bei OTC-Arzneimitteln offen, aber er halte es für problematisch, wenn ausländisches Kapital bei der Versorgung mit Rx-Arzneimitteln ­gegen die Vor-Ort-Apotheken antritt. Dies wirke auf die Apotheken wie eine Parodontose, die langsam beginnt, aber langfristig große Probleme bereitet.

Heinold betonte den Wert der Apotheken vor Ort für die Versorgung und die persönliche Beratung. „Wir wollen die Versorgungsstruktur der Präsenzapotheken aufrechterhalten“, erklärte sie und fragte, wie das gehen könne und ob eine Alternative zum Rx-Versandverbot denkbar sei. Daraufhin verwies Ströh auf die wirtschaftlichen Folgen, die schon ein oder zwei Euro Bonus ­pro Rezept für typische Versorgungsapotheken hätten. Dieses Geld würde für die nötigen Gemeinwohlaufgaben und als Grundlage für die nächste Apothekergeneration fehlen. Die Politikerinnen äußerten dafür Verständnis, und Heinold zeigte sich erstaunt, dass das Rx-Versandverbot in Deutschland so schwierig umzusetzen ist, wenn es doch in so vielen EU-Ländern besteht.

Politische Position offen

Am Ende des Gesprächs wies Bohn auf den Entwurf für einen Antrag der Bundestagsfraktion der Grünen zur Arzneimittelversorgung vom März hin. Darin fordern die Grünen eine Höchstpreisverordnung, begrenzte ­Boni, Versorgungsforschung zum ­Apothekenmarkt und die Einrichtung einer Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Apothekenhonorierung. Bohn versteht diesen Antrag als Grundlage für weitere Gespräche. Auch die Aussagen Heinolds während des Apothekenbesuchs ließen erkennen, dass sie sich um eine konstruk­tive Lösung bemüht und nicht auf den Entwurf ihrer Partei auf Bundesebene festgelegt ist. |

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