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Arzneimittel und Therapie
Keine Lösung in Sicht
Ein Kommentar von Doris Uhl
Apotheker kämpfen seit Jahren meist im Stillen gegen Liefer- und Versorgungsengpässe, auch und gerade von lebenswichtigen Medikamenten. Dass es bislang noch nicht zu größeren Katastrophen gekommen ist, ist sicher dem Erfindungsreichtum und dem unermüdlichen Einsatz der Kollegen in den Apotheken vor Ort und den Kliniken zu verdanken. Nun kann man nicht behaupten, dass das Problem nicht erkannt worden ist. Auf unterschiedlichsten Ebenen wurde und wird es mit Apothekern, Ärzten, Industrie, Krankenkassen und Politik diskutiert. Ursachen wurden benannt und Lösungsvorschläge wie eine nationale Notfallreserve präsentiert. Doch gebessert hat sich nichts.
Erblickt wieder ein neuer Lieferengpass das Licht der Öffentlichkeit, geben betroffene Hersteller hinsichtlich der Gründe meist nur nebulöse Erklärungen ab, die wieder neue Fragen aufwerfen. So auch im Fall Remifentanil: Verkauft der Originalhersteller seine Ware lieber in Länder, die mehr zahlen oder gibt es tatsächlich Qualitätsprobleme? Wenn ja, welche sind das? Wo wird Remifentanil überhaupt produziert? Wer liefert die Rohstoffe? Hängt möglicherweise die komplette Remifentanil-Produktion, egal für welchen Hersteller, von einem einzigen Lieferanten ab? Da kann wieder einmal nur spekuliert werden. Denn immer noch ist es das Geheimnis der Hersteller, wer sie wie womit beliefert. Immer noch gibt es keine gesetzliche Grundlage dafür, dass die komplette Lieferkette für ein Arzneimittel zumindest für die Überwachungsbehörden und Fachkreise nachvollzogen werden kann. Dabei könnte Apothekern schon einmal viel Zeit und Mühe erspart werden, wenn gleich klar wäre, welche Arzneimittel von der Explosion eines Rohstoffwerks in China oder von einer nicht ordnungsgemäß arbeitenden Produktionsstätte wo auch immer betroffen sind.
Sicher würde das erst einmal kein Problem lösen. Aber es würde die Abhängigkeiten und die fatalen Folgen von Konzentrationsprozessen aufzeigen. Konzentrationsprozesse, die viel mit Gewinnmaximierung zu tun haben, aber nicht zuletzt Folge des politisch verordneten Drucks auf die Preisbildung sind.
Nun wurde durchaus erkannt, dass die Zentralisierung eine wesentliche Ursache von Lieferengpässen ist. Der Ruf nach mehreren unabhängigen Produktionsstätten wird immer lauter, ebenso die Forderung, dass Deutschland und Europa mit eigenen Produktionsstätten für die Sicherstellung der Arzneimittelversorgung ihrer Bevölkerung sorgen müssen. Diese Forderungen sind alle gut und richtig. Würden sie erfüllt, wären wir der Lösung des Problems einen Riesenschritt näher.
Aber diese Lösung ist nicht zum Nulltarif zu haben. Sie würde die schönen mit Rabattverträgen und anderen Instrumenten erzielten Einsparungen wieder schrumpfen lassen. Das schmerzt! Doch wer eine ausreichende Arzneimittelversorgung will, wird diesen Preis zahlen müssen. Wer auf nationale Notfallreserven setzt, wird das Problem nur punktuell lösen. Aus der Welt schaffen lassen sich die Lieferengpässe so nicht.
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