Arzneimittel und Therapie

LDL schuld an KHK

Zu hohe Werte verursachen zweifelsfrei atherosklerotische Veränderungen

Zu hohes LDL verursacht tatsächlich atherosklerotische Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Um das Risiko zu senken, sollte möglichst früh und dauerhaft medikamentös eingegriffen werden. Zu diesem Ergebnis kommt ein neues Konsensus-Statement der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft (EAS). Die wissenschaftliche Grundlage ist bombenfest.

Ein Gremium von mehr als 30 Experten der Europäischen Atherosklerose-Gesellschaft hat die gesamte Evidenz aufgearbeitet, um die mögliche kausale Verbindung zwischen Lipoproteinen niedriger Dichte (LDL) und atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (ASCVD) zu ergründen. Damit wollen sie die Prävention von ASCVD mithilfe von Lipidsenkern auf eine solide wissenschaftliche Basis stellen. Das Konsensus-Statement, das im European Heart Journal veröffentlicht wurde, kommt zu einem klaren Ergebnis:

LDL ist nicht nur ein Biomarker für ein erhöhtes Herz-Kreislauf-Risiko, sondern definitiv ein ursächlicher Faktor dafür. Der Zusammenhang ist überdies spezifisch, das heißt unabhängig von anderen Risikofaktoren.

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Über 200 Studien ausgewertet

Nach der eingehenden Analyse in dem Konsensus-Papier ist die Beweislage absolut eindeutig. Getrennte Metaanalysen von über 200 prospektiven Kohortenstudien, Mendelschen Randomisierungsstudien und randomisierten Studien mit mehr als zwei Millionen Teilnehmern, über zwanzig Millionen Personenjahren Follow-up und mehr als 150.000 Herz-Kreislauf-Ereignissen zeigten eine „bemerkenswert konsistente“ dosisabhängige Log-lineare Beziehung zwischen der absoluten Größe der Exposition des Gefäßsystems gegenüber LDL-Cholesterol und dem Risiko solcher Erkrankungen, stellen die Autoren fest. Dieser Effekt scheint mit zunehmender Dauer der Exposition gegenüber LDL-Cholesterol zuzunehmen.

LDL-Senkung reduziert definitiv das Herz-Kreislauf-Risiko

Außerdem hat die umfangreiche Aufarbeitung der Literatur ergeben, dass das Risiko mit einer medikamentösen Intervention tatsächlich gemindert werden kann. Hierzu hat das EAS-Konsensus-Panel mehr als 30 randomisierte Studien mit über 200.000 Teilnehmern und 30.000 ASCVD-Ereignissen ausgewertet, in denen LDL-senkende Therapien mit Statinen, Ezetimib und PCSK9-Inhibitoren eingesetzt wurden. Auch hier sind die Resultate den Experten zufolge konsistent, und auch hier ergab sich eine proportionale Relation zwischen der Minderung des Risikos und der absoluten Reduktion von LDL-Cholesterol.

Prävention: je früher, je besser

Über den richtigen Zeitpunkt für den Einsatz und die Sinnhaftigkeit von Lipidsenkern wird heute allerorten diskutiert. Das Konsensus-Statement rät dazu, die Plasma-LDL-Cholesterolspiegel sogar noch früher zu senken, als dies derzeit empfohlen wird, und vor allem lange genug. So soll die Senkung von LDL-Cholesterol um ein Millimol pro Liter (mmol/l) das relative Risiko eines ASCVD-Ereignisses im ersten Jahr der Behandlung um etwa 10% senken können und nach drei Jahren Behandlung um rund 20%. Jedes Folgejahr der Behandlung nach dem dritten könnte mit einer weiteren 1,5-prozentigen Reduktion des Risikos pro mmol/l und Jahr verbunden sein. Fünf Jahre Therapie mit einem Lipidsenker müssten das relative ASCVD-Risiko den Berechnungen des Konsensus-Panels zufolge pro Senkung des LDL-Cholesterols um ein mmol/l um rund 20 bis 25% verringern können und vierzig Jahre Behandlung sogar um etwa 50 bis 55%.

Je weiter der LDL-Cholesterol-Wert durch Arzneistoffe gesenkt wird, die in erster Linie auf die LDL-Rezeptoren wirken, umso größer soll der klinische Nutzen sein. |

Quelle

Ference BA et al. Low-density lipoproteins cause atherosclerotic cardiovascular disease. 1. Evidence from genetic, epidemiologic, and clinical studies. A consensus statement from the European Atherosclerosis Society Consensus Panel. Eur Heart J 2017, published online am 24. April; doi: 10.1093/eurheartj/ehx144

Apothekerin Dr. Helga Blasius

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