Die Seite 3

Taten statt Worte

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Das unterstrich auch die politische Veranstaltung zur Eröffnung des Bayerischen Apothekertags am 5. Mai in Würzburg. Alle zur Diskussion geladenen Politiker - von den Linken über die SPD, die CSU und die Grünen (die FDP war nicht geladen!) – betonten, die Apotheke vor Ort zu schätzen und schützen zu wollen. Ein ganz besonders schönes Bekenntnis legte die Bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) ab: „Wir brauchen Sie, Tag und Nacht, wir brauchen Sie vor Ort. Ein Dankeschön für 365 Tage und Nächte!“ Und alle beteuerten, für Rahmenbedingungen sorgen zu wollen, in denen sich die inhabergeführte Apotheke vor Ort weiterentwickeln kann. Für die einen gehört das Rx-Versandverbot dazu, die anderen möchten andere Wege gehen.

Gehen wir einmal davon aus, dass alle erkannt haben, dass nicht nur ein Medikationsplan ohne Apotheker zum Scheitern verurteilt ist. Setzen wir voraus, dass alle Parteien verstanden haben, dass der Apotheker unverzichtbarer Teil des heilberuflichen Teams sein muss, wenn tatsächlich die Arzneimitteltherapie optimiert und die vielen teuren Fehl- und Falschanwendungen reduziert werden sollen. Dann müsste die Marschrichtung doch glasklar sein: Gefragt ist der Medikationsmanager Apotheker! Gefragt ist er als direkter Ansprechpartner und Vertrauensperson, der im Gespräch und durch die Analyse der Medikation Probleme identifiziert, Lösungen mit Arzt und Patient erarbeitet und für deren Umsetzung sorgt.

Dazu bedarf es bestens ausgebildeter Apothekerinnen und Apotheker und dazu wiederum zumindest einer Weiterentwicklung der pharmazeutischen Ausbildung. Diese erfordert eine bessere finanzielle Ausstattung der pharmazeutischen Institute durch die Länder und endlich an jedem Standort Lehrstühle für Pharmakologie und Klinische Pharmazie. Denn wer als Politiker tatsächlich später ein fundiertes, evidenzbasiertes Medikationsmanagement durch Arzt und Apotheker für seine Bevölkerung möchte, der muss auch sicherstellen, dass ausreichend öffentliche Gelder für die Ausbildung und Betreuung der Studierenden zur Verfügung stehen. Dass beispielsweise in Würzburg die Hälfte der Doktoranden, die pharmazeutische Praktika betreuen, Drittmittel-finanziert sind, zeigt die tiefgreifende Kluft zwischen Wort und Tat.

Nun ist die Ausbildung die eine Seite, ein attraktiver Arbeitsplatz mit einer der Verantwortung angemessenen Honorierung die andere. Auch hier gilt: ist es der Politik ernst mit ihrem Bekenntnis zu der apothekerlichen Tätigkeit, muss sie die notwendigen gesetzlichen Weichenstellungen vornehmen und für die Bereitstellung ausreichender Mittel sorgen. Andere Länder zeigen, dass sie das guten Gewissens und mit Gewinn machen kann (s. „Impulse aus den USA“ S. 76). Denn am Ende des Tages wird die Arzneimittelversorgung so nicht nur besser und sicherer, sondern die eingesparten Folge­kosten von Fehl- und Falschanwendungen werden die investierten Kosten mehr als kompensieren. Taten statt Worte sind gefragt!


Dr. Doris Uhl

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