- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 20/2017
- Nicht auf Vollkorn ...
Prisma
Nicht auf Vollkorn verzichten!
Glutenfreie Diät nur bei Zöliakie sinnvoll
Wer unter Zöliakie leidet, dem ist dringend anzuraten, auf Gluten zu verzichten, um das Risiko weiterer Autoimmunerkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 1 oder einer Autoimmunthyreoiditis in Grenzen zu halten. Die Hypothese, dass Gluten Entzündungsvorgänge auch fördert, wenn gar keine Zöliakie vorliegt, führte zu immer größerer Beliebtheit glutenreduzierter Diäten. Prospektive Langzeitstudien, die den Zusammenhang von Gluten mit chronischen Erkrankungen wie der KHK untersuchen, fehlten bislang. Eine aktuelle Studie widmet sich nun dieser Frage. Sie wertete die Daten von 64.714 Frauen der Nurses‘ Health Study (NHS) und 45.303 Männern der Health Professionals Follow-up Study (HPFS) aus. Dazu unterteilte sie die Teilnehmer nach der Menge ihres Glutenverzehrs in fünf Gruppen.
Die Probanden füllten seit 1986 alle vier Jahre ausführliche Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten aus. 2431 Frauen und 4098 Männer entwickelten in 26 Jahren eine KHK. Anders als erwartet zeichnete sich zunächst in der Gruppe mit dem höchsten Glutenverzehr sogar ein erniedrigtes KHK-Risiko ab. Nach Bereinigung der Daten von Einflüssen wie Body-Mass-Index, Diabetes, Medikamenteneinnahme, Hypertonie u. a. konnte kein signifikanter Unterschied in der Erkrankungshäufigkeit zwischen der Gruppe mit dem höchsten und der Gruppe mit dem niedrigsten Glutenverzehr ermittelt werden.
Wer nicht an Zöliakie leidet, aber meint, auf Gluten empfindlich zu reagieren, kann versuchen, sich glutenarm zu ernähren. Jedoch wird man dadurch sein persönliches kardiovaskuläres Risiko nicht mindern und nach aktuellem Kenntnisstand auch sonst nicht gesundheitlich davon profitieren. Auf ausreichend viele Vollkornprodukte in der Ernährung sollte auf jeden Fall geachtet werden. Diese wirken sich nämlich günstig auf das kardiovaskuläre Risiko aus. |
Quelle
Lebwohl B et al. Long term gluten consumption in adults without celiac disease and risk of coronary heart disease: prospective cohort study. BMJ 2017;357:j1892
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.