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- DAZ 29/2017
- Vorsicht mit Mäusedreck
Arzneimittel und Therapie
Vorsicht mit Mäusedreck!
Infektionen mit dem Hanta-Virus nehmen zu
In seiner aktuellen Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten führt das Robert Koch-Institut in der 25. Kalenderwoche 76 neue Fälle von Infektionen mit dem Hanta-Virus auf, im gesamten Zeitraum von der 1. bis zur 25. Woche 930 Fälle. Zum Vergleich: 2016 waren es von 1. bis zur 25. Woche 85 Fälle, im gesamten Jahr 2016 282 Fälle.
Hanta-Virus-Erkrankungen sind Zoonosen, der Wirt des Hanta-Virus sind kleine Säugetiere. Bei uns werden die Viren, die zur Familie der Bunyaviridae gehören, vor allem von Rötelmäusen und Brandmäusen auf den Menschen übertragen. Der Erreger gelangt über Ausscheidungen (Speichel, Kot, Urin) asymptomatisch infizierter Nagetiere in den Menschen. Infektionswege sind Inhalation virushaltiger Aerosole (z. B. aufgewirbelter Staub), Kontakt verletzter Haut mit kontaminierten Materialien (z. B. Staub, Böden) oder Bisse. Das Virus wird nicht durch Haustiere, Zecken oder Mücken übertragen. Berichtet wurden auch Infektionen durch Lebensmittel, die mit Ausscheidungen der Nagetiere kontaminiert waren.
Unterschiede im Krankheitsbild
Die Inkubationszeit beträgt üblicherweise zwei bis vier Wochen. Meist verläuft die Infektion asymptomatisch bzw. mit unspezifischen Symptomen. Je nach Virustyp können Hanta-Viren verschieden schwere Krankheitsbilder hervorrufen. Oft tritt zu Beginn abrupt einsetzendes Fieber (> 38,5 °C) auf, das drei bis vier Tage dauert. Hinzu kommen unspezifische grippeähnliche Symptome wie Kopfschmerzen und Myalgien. Asiatische und europäische Hanta-Viren können auch hämorrhagisches Fieber mit einem renalen Syndrom auslösen. Doch sind bei Infektionen mit den in Deutschland vorkommenden Virustypen (Puumala- und Dobrava-Belgrad-Virus) echte hämorrhagische Verläufe sehr selten, hier stehen grippeähnliche Symptome und die Nierenbeteiligung im Vordergrund. Nach wenigen Tagen treten ausgeprägte Rücken- und Bauchschmerzen, Schwindel, Durchfall und Erbrechen auf. In der darauffolgenden Phase kommt es zu Blutdruckabfall – bis zum Schock – und Nierenfunktionsstörungen bis zur dialysepflichtigen Niereninsuffizienz. Die Störung der Homöostase führt zu konjunktivalen Einblutungen und Petechien der Haut. Es gibt keinen Impfstoff und keine spezifisch gegen den Erreger gerichtete Therapie. Behandelt wird symptomatisch: um die Blutungen zu beherrschen und den Kreislauf zu stabilisieren kann eine intensivmedizinische Betreuung notwendig sein, ebenso zur Therapie der akuten Niereninsuffizienz eine Dialyse. Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer lebenslangen Virustyp-spezifischen Immunität.
Schutz ist möglich
Zwar treten Hanta-Virus-Erkrankungen in allen Altersgruppen auf, doch sind Männer im mittleren Alter häufiger betroffen als Frauen. Bei Kontakt zu Nagern oder deren Ausscheidungen ist das Infektionsrisiko erhöht. Dies ist z. B. der Fall bei
- Arbeiten im Forst oder beim Bau,
- der Reinigung von Schuppen oder Ställen, in denen Nager vorkommen,
- Aktivitäten im Freien wie Gartenarbeiten, Holzstapeln, Joggen, Zelten.
Die Expositionsprophylaxe gilt als wichtigste Maßnahme, um Hanta-Virus-Infektionen zu verhindern. Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen sollte vermieden werden. Es sollte verhindert werden, dass Mäuse in den Wohnbereich und seine nähere Umgebung gelangen. Tote Mäuse müssen sicher beseitigt und kontaminierte Flächen sorgfältig mit Haushaltsreiniger gereinigt werden. Als Schutz wird das Tragen von Gummihandschuhen und bei Staubentwicklung eines eng anliegenden Mundnasenschutzes empfohlen. |
Quelle
Aktuelle Statistik meldepflichtiger Infektionskrankheiten, 25. Woche, Stand 12. Juli 2017, Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts 2017;28:262, www.rki.de
Hantavirus-Erkrankung. RKI-Ratgeber für Ärzte, Robert Koch-Institut, Stand 2. Juli 2015, www.rki.de
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