Arzneimittel und Therapie

Atemmaske ohne Schutzwirkung

Überdruckbehandlung scheint das kardiovaskuläre Risiko bei Schlafapnoe nicht zu reduzieren

Ein Schlafapnoe-Syndrom geht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher. Deshalb stellt sich die Frage, ob dieses Risiko durch eine Überdruckbehandlung gesenkt werden kann.
Foto: Rob Byron – stock.adobe.com

Eine Schlafapnoe (Apnoe = Nicht-Atmung, Aussetzen der Atmung) zeichnet sich durch wiederholte Episoden von kurzer Atmung und/oder Atemstillstand während des Schlafes aus. Die Folge können episodische Hypoxämie, ein erhöhter Blutdruck, oxidativer Stress, Entzündungen und Hyperkoagulation sein. Dadurch erhöht sich das Risiko schwerer kardiovaskulärer Ereignisse, einschließlich koronarer Herzkrankheit, Herzinsuffizienz, Schlaganfall und plötzlichem Tod. Die obstruktive Schlafapnoe ist die häufigste Form der Schlafapnoe, bei der es zur Verlegung der oberen Atemwege und damit zu einer Einschränkung der Atmung kommt. Den nicht obstruktiven Formen der Schlafapnoe liegen Störungen der Atemregulation zugrunde.

Mithilfe einer PAP(positive airway pressure)-Therapie kann ein Schlaf­apnoe-Sydrom behandelt werden. Dazu wird der Patient über ein Schlauchsystem mit einem Beatmungsgerät verbunden, das einen dauerhaften Überdruck erzeugt. Bei der kontinuierlichen PAP-Therapie (CPAP) wird die Spontanatmung des Patienten mit einem dauerhaften Überdruck kombiniert.

In der Vergangenheit konnte gezeigt werden, dass die PAP-Therapie zu einer mäßigen Abnahme des Blutdrucks bei betroffenen Patienten führt. Die Autoren einer aktuellen Meta-Analyse stellten daher die Frage: Kann die PAP-Therapie bei Schlafapnoe auch das Risiko von Herz-Kreislauf-Ereignissen und Tod reduzieren? In die Meta-Analyse flossen Daten aus 10 Studien mit insgesamt 7266 Patienten ein. In neun Studien wurden die Patienten mit einer kontinuierlichen PAP (CPAP) behandelt, und in einer Studie wurde der Effekt der adaptiven Servoventilation (ASV-Therapie) untersucht. Bei der ASV-Therapie wird jeweils ein fester Wert für den Einatmungs- und Ausatmungsdruck eingestellt.

In die systematische Metaanalyse wurden randomisierte klinische Studien (RCTs) aller Sprachen zum Thema Schlafapnoe und kardiovaskuläre Ereignisse eingeschlossen. Zusätzlich wurden Referenz-Listen aus Versuchen, Reviews und Berichten manuell gescannt, um alle anderen relevanten Daten zu identifizieren. Die Daten wurden außerdem um abgeschlossene, aber noch nicht veröffentlichte Studien mithilfe der Website ­clinicaltrials.gov ergänzt.

Aufgenommen wurden alle RCTs, in denen der Einfluss einer PAP auf kardiovaskuläre Ereignisseim Vergleich zu einer Standardtherapie verglichen worden war. Diese Studien schlossen Erwachsene mit obstruktiver Schlafapnoe oder zentraler Schlafapnoe ein. Ausgeschlossen wurden Studien ohne Berichte kardiovaskulärer Ereignisse und Studien, die 12 Wochen oder kürzer dauerten, sowie zu kurze Beobachtungszeiträume aufwiesen.

Das mittlere Alter der Patienten betrug 60,9 Jahre. 80,5% waren Männer. Für den kombinierten Endpunkt (aus akuten Koronarsyndrom-Ereignissen, Schlaganfall oder vaskulärem Tod) zeigte die PAP-Therapie keine signifikante Verbesserung im Vergleich zu nicht oder mit Schein-Therapie behandelten Patienten (RR, 0,77 [95% CI, 0,53 – 1,13]): Unter 356 schwerwiegenden kardiovaskulären Ereignissen konnte keine signifikante Assoziation mit der PAP-Therapie gezeigt werden (RR, 0,77 [95% CI, 0,53 – 1,13], p = 0,19 und RD, -0,01 [95% CI, -0,03 – 0,01], p = 0,23). Auch zu den 613 Todesfällen konnte keine Assoziation festgestellt werden (kardiovaskulärer Tod und generelle Todesfälle). Das gilt auch für das akute Koronarsyndrom, Schlaganfall und Herzversagen.

Basierend auf der vorhandenen Evidenz ist es sinnvoll, die PAP-Therapie zur Verbesserung der Symptome bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe zu empfehlen. Das kardiovaskuläre Risiko lässt sich so nicht senken.

Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass langfristig in weiteren Studien für einige Patientengruppen positive Effekte der PAP-Behandlung nachgewiesen werden können. Gleichzeitig unterstreichen die erhobenen Daten die Bedeutung gezielter Blutdrucksenkung, Lipidsenkung und Hemmung der Thrombozytenaggregation bei Patienten mit Schlafapnoe: Denn auch sie sollten nach den etablierten Leitlinien für Patienten mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko behandelt werden. |

Quelle

Yu J et al. Association of positive airway pressure with cardiovascular events and death in adults with sleep apnea. A systematic review and meta-analysis. JAMA 2017;318(2):156-166. doi:10.1001/jama.2017.7967

Apothekerin Janine Naß

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