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DAZ aktuell
Apothekenzahl sinkt besonders im Westen
Unterschiedliche Entwicklung in Ost- und Westdeutschland
Die Zahl der öffentlichen Apotheken in Deutschland stieg seit der Einführung der Niederlassungsfreiheit (im Westen) im Jahr 1958 deutlich und erreichte 2000 ein zwischenzeitliches Hoch (21.592, Ende 2000). Nach einem kurzen Rückgang stieg die Zahl der Betriebsstätten ab 2004 wieder wegen der Filialisierung und erreichte 2008 ihren höchsten Wert (21.602, Ende 2008). Seitdem geht die Apothekenzahl zurück. Ende Juni 2017 waren es noch 19.880 öffentliche Apotheken, was etwa dem Stand von 1988 entspricht (19.781, Ende 1988).
Doch die gesamte Apothekenzahl in Deutschland zeigt nicht, wie lange und wie stark die Zahlen in einigen westlichen Bundesländern schon zurückgegangen sind. Außerdem bringt der Vergleich mit früheren Apothekenzahlen wenig, wenn dieser in die Zeit vor der Wiedervereinigung zurückreicht. Denn die Neugründungswelle im Osten nach der Wiedervereinigung überlagert den Rückgang im Westen. Einzelne Bundesländer oder die alten und neuen Länder getrennt zu betrachten, sagt daher mehr aus.
Deutlicher Rückgang im Westen
Auf Anfrage der DAZ stellte die ABDA getrennte Zahlen für die westlichen und die östlichen Bundesländer zur Verfügung. Demnach erreichte die Zahl in den westlichen Ländern schon 1999 – also vor der Einführung von Filialen – ihren höchsten Wert (18.616, Ende 1999), wobei ab 1999 auch die östlichen Teile Berlins zum „Westen“ zählen. Ab 1999 ging die Zahl der Apotheken im Westen zurück, ab 2005 stieg sie kurzzeitig wegen der Filialisierung auf ein neues Zwischenhoch im Jahr 2007 (18.444, Ende 2007) und fällt seitdem weiter. Ende 2016 gab es im Westen noch 16.901 öffentliche Apotheken.
Ein weiterer großer Unterschied zur gesamtdeutschen Betrachtung liegt im Vergleich mit den früheren Daten. Die Gesamtzahl von Ende 2016 gab es zuletzt 1984 (16.966, Ende 1984). Wegen der Umstellung der Statistik im Jahr 1999 müssten davon etwa 250 Apotheken im östlichen Teil von Berlin abgezogen werden, die 1999 aus der Summe „Ost“ in die Summe „West“ übertragen wurden. Der angemessene Vergleichswert für die Apothekenzahl im Westen von Ende 2016 liegt daher im Jahr 1983 (16.705, Ende 1983).
Unterschiedliche Bundesländer
Doch sind die verschiedenen westlichen Bundesländer unterschiedlich stark betroffen, wie einige Beispiele zeigen. Die Vergleichswerte liegen für Niedersachsen im Jahr 1988 (Ende Juni 2017: 1.944; Ende 1988: 1.951), für Schleswig-Holstein im Jahr 1985 (22. August 2017: 666; Ende 1985: 668) und für Rheinland-Pfalz im Jahr 1983 (Information der Apothekerkammer vom 28. August 2017: 1.011; 1983: 1.022). Im Kammerbezirk Nordrhein bestehen derzeit 2.252 Apotheken (Information der Apothekerkammer vom 24. August 2017). Nach Angaben der Apothekerkammer entspricht dies der Größenordnung von 1977 und 1978. Die gesamtdeutsche Betrachtung macht dagegen nicht deutlich, dass in einzelnen Bundesländern die Vergleichswerte so weit in der Vergangenheit liegen. Die maximale Apothekenzahl wurde in Hessen bereits 1994 erreicht (1.650 im Vergleich zu 1.503, Ende 2016), in Schleswig-Holstein dagegen erst 2008 (739).
Apothekendichte
Die Unterschiede zwischen den Bundesländern dürften zumindest teilweise durch die unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung zu erklären sein. Ein wichtiges Maß ist daher die Apothekendichte, die die ABDA in ihrem Wirtschaftsbericht vom April 2017 ausgewiesen hat. Demnach hat die Apothekendichte im Westen zwischen 1985 und 1990 praktisch stagniert und nimmt seitdem ab. Die Apothekendichte von 2016 (24,3 Apotheken pro 100.000 Einwohner) gab es zuletzt 1978. Da die Einwohnerzahl im Westen seitdem zugenommen hat, liegt dieser Vergleichswert noch weiter in der Vergangenheit als bei der absoluten Apothekenzahl. Dagegen ist ein nennenswerter Rückgang der Apothekendichte im Osten bisher nicht erkennbar. Im Jahr 2016 lag die Apothekendichte im Osten mit 24,8 Apotheken pro 100.000 Einwohner sogar über dem Wert im Westen.
Geringer Rückgang im Osten
In den östlichen Ländern stieg die Apothekenzahl nach der Wiedervereinigung von 1.869 (Ende 1990) auf 3.227 (Ende 1998, mit Berliner Anteil), also um 73 Prozent in acht Jahren. Der scheinbare Rückgang in der ABDA-Statistik im Jahr 1999 liegt an der veränderten Zählweise für die Apotheken im östlichen Teil Berlins. Tatsächlich stieg die Apothekenzahl im Osten bis 2000, ging dann geringfügig zurück (um 8 Apotheken zwischen 2000 und 2003) und stieg ab 2004 wieder wegen der Filialisierung. Unter Berücksichtigung der veränderten Zählweise wurde das Maximum im Osten erst 2010 erreicht (3.190, Ende 2010, ohne Berliner Anteil). Seitdem geht auch die Zahl der Apotheken im Osten zurück. Ende 2016 betrug sie 3.122, was dem Stand von 2007 entspricht (3.126; Ende 2007). Das ist ein Rückgang um 2,1 Prozent gegenüber dem Höchstwert. In der selben Zeit (seit 2010) sank die Zahl der Apotheken im Westen um 7,4 Prozent. Gegenüber dem Höchstwert von 1999 gingen im Westen sogar 9,2 Prozent der Apotheken verloren.
Als Erklärung liegt nahe, dass die vielen Neugründungen im Osten in den 1990er-Jahren sehr bewusst die Versorgungslücken aus der DDR-Zeit gefüllt haben und die Apotheken daher gleichmäßiger verteilt sein dürften. Außerdem hat sich für die meisten Gründer der 1990er-Jahre bisher noch nicht die Frage nach einem Nachfolger gestellt.
Fazit und Ausblick
Diese Unterschiede führen dazu, dass die bisher moderate Entwicklung im Osten das Ausmaß der Probleme im Westen verdeckt. Die politische Arbeit sollte sich daher verstärkt auf Daten einzelner Bundesländer stützen. Für die östlichen Länder bedeuten diese Erkenntnisse hingegen keine Entwarnung. Wenn dort öfter die Nachfolgefrage gestellt wird, dürfte sich das Bild dem Westen angleichen. Die Gesamtzahl der Apotheken würde dann künftig noch stärker als bisher zurückgehen. |
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