Aus den Ländern

Haben Landapotheken eine Zukunft?

Gesundheitspolitische Diskussion in Sachsen-Anhalt

LAV-SA/cae | Werden wir künftig noch von einer Apotheke vor Ort versorgt oder übernimmt Amazon und Co. schon bald die Belieferung der Patienten mit Arzneimitteln? Mit dieser provokanten Frage begann am 13. September eine Dis­kussionsrunde in Kemberg bei Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Teilnehmer der Diskussion über die „Zukunft der Landapotheken“ waren der Bundestagskandidat Sepp Müller (CDU), die Apothekenbesitzer Frieder Jage, Kemberg, und Birgit Biernoth, Wittenberg, der Versandapothekenbesitzer Christian Buse, Wittenberg, und Steffi Suchant von der Techniker Krankenkasse.

Foto: Katrin Pohl
Im Dialog bleiben Apotheker, Vertreter der Krankenkasse und der Politik sprachen über die Zukunft der Landapotheken (v. l.: Sepp Müller (CDU), Christian Buse, Birgit Biernoth, Steffi Suchant und Frieder Jage).

Rx-Versandverbot: Pro …

Frieder Jage stellte klar, dass eine örtliche Apotheke sich nur tragen kann, wenn das Gesamtpaket stimmt. „Über eine Mischkalkulation können aufwendige Serviceleistungen der Apotheke, wie Botendienste, zum Nulltarif erbracht werden. Dafür benötige ich aber weiterhin die Rezepte, die mir über einen Festpreis eine notwendige Grundvergütung sichern. Gehen diese jedoch zunehmend an einen Versandhändler, dann fehlt mir eine wichtige Einnahme und ich muss Serviceleistungen kürzen oder dafür Gebühren erheben.“

Birgit Biernoth fügte an: „Heute können wir zusichern, dass wir fast alle Arzneimittel, wenn sie nicht in der Apotheke vorrätig sind, innerhalb von vier Stunden liefern können und wenn es sein muss, bis ans Krankenbett. Dieser Service droht zu verschwinden, wenn künftig die Arzneimittel vermehrt per Mausklick ge­ordert werden, weil die Patienten sich durch die angebotenen Rabatte der Versender locken lassen […]. Die schnelle, wohnortnahe und flächendeckende Versorgung geht in einem Preiswettbewerb verloren.“

… und Kontra

Christian Buse stellte die derzeitige Arzneimittelpreisverordnung infrage. Aus seiner Sicht könnte es einen gesetzlich festgeschriebenen Höchstpreis für Arzneimittel geben, der einem Apotheker freistellt, wie viel Rabatt er geben möchte. Zum Wettbewerb meinte er: Wer mit der Apotheke seines Vertrauens zufrieden sei, werde nicht ins Internet „abwandern“. Auch die TK-Vertreterin Steffi Suchant meinte, für die Kassen sei ein Versandhandelsverbot keine Option, da dann mögliche Lieferwege für Patienten beschnitten würden.

Aus dem Publikum kam die Warnung: Wenn künftig kein Apotheker mehr im Ort wäre, würde es öfter zu schweren Krankheitsverläufen kommen. Auch für die Beratung von Pflegeeinrichtungen sei ein ortsansässiger Apotheker wichtig, um z. B. Einnahmefehler zu vermeiden. Und eine andere Stimme wies darauf hin, dass gerade ältere Menschen nicht so fit sind im Umgang mit dem ­Internet und lieber auf den persön­lichen Rat des Apothekers hören.

Einig waren sich alle Vertreter der Runde: Der Erhalt der Vor-Ort-Versorgung mit Arzneimitteln steht nicht infrage. Aber das Wie schon. |

Quelle: www.ak-sa.de, 15. September 2017

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