Arzneimittel und Therapie

Ein Konzept gegen Metastasen

Perioperative Propranolol- und Etodolac-Gabe kann Brustkrebs-Patientinnen schützen

Bei einer operativen Entfernung eines Tumors werden Catecholamine und Prostaglandine perioperativ freigesetzt. Es gibt Hinweise, dass dies die Metastasierung von Krebszellen erleichtern und das krankheitsfreie Überleben verringern kann. Eine mögliche Konsequenz ist die passagere Blockade von ­Neurotransmittern und Prostaglandinen. Wie sich dieses Vorgehen im Biomarker-Profil von Brustkrebs-Patientinnen auswirkt, wurde in einer randomisierten Phase-II-­Studie untersucht.

Während der perioperativen Phase einer Tumor-Operation finden physiologische Prozesse statt, die den weiteren Krankheitsverlauf beeinflussen. Die stressbedingte übermäßige Freisetzung von Catecholaminen und Prostaglandinen kann zahlreiche tumorfördernde Vorgänge wie etwa Proliferation, die epithelial-mesenchymale Transition sowie die Bildung angiogenetischer Faktoren und prometastatischer Cytokine begünstigen.

Es liegt nun nahe, mithilfe einer perioperativen COX-2- und β-adrenergen Blockade diese Vorgänge zu unterdrücken und zu untersuchen, ob dies Auswirkungen auf Metastasen-Biomarker hat. Dieser Therapieansatz wurde in einer randomisierten, placebokontrollierten Phase-II-Studie untersucht.

Foto: Uwe Grötzner – stock.adobe.com
Gefürchtete Metastasen – nicht nur bei Brustkrebs-Patientinnen schwingt die Angst vor Metastasen bei der operativen Tumorentfernung immer mit.

38 Frauen, die an einem frühen Mammakarzinom erkrankt waren, erhielten fünf Tage vor der chirurgischen Entfernung des Tumors und während der folgenden sechs Tage den Beta-Blocker Propranolol und den COX-2-Inhibitor Etodolac oder Placebo. Proben des entfernten Tumors und das Blut der Patientinnen wurden auf prometastasierende Biomarker hin untersucht. Bestimmt wurden unter anderem

  • die epithelial-mesenchymale Transition (der Übergang von epithelialem in mesenchymales Gewebe spielt bei der Metastasierung eine Rolle),
  • die Aktivität prometastatischer und proinflammatorischer Transkriptionsfaktoren und
  • die Tumor-Infiltration von Mono­zyten.

Das Konzept ging auf: Die Werte für Interleukin 6 und C-reaktives Protein stiegen in der Folge des operativen Stresses in der Placebo-Gruppe stärker an als in der Verum-Gruppe. Die Catecholamin- und COX-2-Blockade hatte also funktioniert.

Messbare Effekte

Was die Werte der prometastasierenden Biomarker anbelangt, so wurden die meisten Gene, die für den Übergang von epithelialem Gewebe in mesenchymales Gewebe verantwortlich sind, in der Verum-Gruppe herunterreguliert. Des Weiteren wurden in der Verum-Gruppe eine reduzierte Aktivität prometastatischer und proinflammatorischer Transkriptionsfaktoren und eine Abnahme Tumor-infiltrierender Monozyten vermerkt. Die Tumor-infiltrierenden B-Zellen stiegen hingegen. Tumor-infiltrierende Monozyten werden mit einer Tumorprogression, Tumor-­infiltrierende B-Zellen mit einem ­verlängerten Überleben in Verbindung gebracht.

Klinische Konsequenzen

Diese Ergebnisse beruhen auf der ersten klinischen Studie, die den Ansatz einer perioperativen Blockade von Prostaglandinen und Catecholaminen untersuchte. Wie sich der beobachtete günstige Einfluss auf prometastatische Biomarker auf den Krankheitsverlauf auswirkt und ob dieser Therapieansatz weiter verfolgt wird, müssen weitere Studien klären. |

Quelle

Shaashua L et al. Perioperative COX-2 and β-Adrenergic Blockade Improves Metastatic Biomarkers in Breast Cancer Patients in a Phase-II Randomized Trial. Clin Cancer Res 2017; 23(16):4651-4661. doi: 10.1158/1078-0432.CCR-17-0152

Apothekerin Dr. Petra Jungmayr

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