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Vorurteile abbauen

Ein Kommentar von ADEXA-Vorstand Tanja Kratt

Foto: privat
Tanja Kratt

Einerseits klagt die deutsche Wirtschaft über den wachsenden Fachkräftemangel. Andererseits wird es der größten Gruppe mit Rekrutierungspotenzial, nämlich den Frauen, offenbar immer noch unnötig schwer gemacht, wenn sie sich für einen Ausbildungsberuf bewerben. Und zwar nicht nur, aber besonders, wenn dieser Beruf nicht den gängigen Klischees einer für Frauen „üblichen“ Tätigkeit entspricht. Was ist zu tun, um hier Veränderungen zu schaffen?

Bei der Einstellungspraxis der Betriebe liegt es sicher an Vorbehalten gegenüber Arbeitnehmerinnen, was Schwangerschaften und die Aufteilung der Familienpflichten nach dem Mutterschutz angeht. Hier ist vor allem die Politik gefragt, denn die Realität hinkt den Wünschen von Paaren nach einer partnerschaftlichen Aufteilung noch deutlich hinterher. Elternzeitgesetze mit den „Väter­monaten“ haben zwar kleine Verhaltensänderungen auf beiden Seiten – Arbeitgebern wie Arbeitnehmern – ausgelöst. Doch das reicht noch nicht aus. Eine vollzeitnahe Familien­arbeitszeit könnte einen weiteren Schub in die richtige Richtung bringen, ebenso das Rückkehrrecht auf Vollzeit, das eigentlich schon in der vergangenen Legislaturperiode im Koalitionsvertrag stand. Auch bei Kleinkinderbetreuung, Hortausbau und dem Angebot an Ganztags­schulen ist noch Luft nach oben!

Vorurteile gibt es aber auf beiden Seiten. Der Girls’ Day, bei dem Mädchen während der Unterstufe in „Männerdomänen“ hineinschnuppern und sich für diese begeistern sollen, scheint nicht auszureichen. So wie Sozialpraktika in vielen Schulen vorgeschrieben sind (was besonders für die Jungen relevant ist, um den Männeranteil in Erziehung und Pflege zu erhöhen), sollte man vielleicht auch ein mehrwöchiges Praktikum in einem technischen Beruf während der Mittelstufe für Mädchen verpflichtend einführen. Positive Erfahrungen in solchen Praktika können Vorurteile bei Ausbildern und Schülerinnen bei ihrer Berufswahl abbauen helfen.

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