Arzneimittel und Therapie

Mehr Risiken als Nutzen

Keine Migräne­prophylaxe bei Kindern

MANNHEIM (ck) | Dass nicht jede Therapie sinnvoll ist, zeigte Priv.-Doz. Dr. Markus Blankenburg vom Kinder-Kopfzentrum Stuttgart (Kinderschmerzzentrum Baden-Württemberg) auf dem Deutschen Schmerzkongress. Zur Wirksamkeit einer medikamentösen Migräneprophylaxe bei Kindern gibt es widersprüchliche Aussagen. Ein Teil der Untersuchungen zeigt signifikante Effekte, bei anderen ergeben sich solch eindeutige Effekte nicht. Blankenburg stellte eine aktuelle Studie von Powers et al. aus dem NEJM vor, in der doppelblind und placebokontrolliert über sechs Monate bei 328 Kindern verfolgt wurde, ob Topiramat, Amitriptylin oder Placebo sich zur Migräneprophylaxe eignen. Unter Placebo erreichten 61% der Kinder und Jugendlichen das primäre Therapieziel – eine Verringerung der Kopfschmerztage um 50% in den letzten 28 Tagen. Unter Topiramat waren es 55% und unter Amitriptylin erreichten nur 52% das Therapieziel. Besonders auffällig war aber der Unterschied bei den beobachteten unerwünschten Wirkungen, denn es traten unter Placebo weniger UAW auf. Bemerkenswert sei aber nicht nur die höhere Anzahl, sondern die Art der beobachteten Ereignisse. Neben Müdigkeit, Mundtrockenheit, Gewichtsabnahme oder Parästhesien traten unter Topiramat und Amitriptylin auch schwere Nebenwirkungen auf wie gravierende Stimmungsänderungen (Amitriptylin) und Suizidversuch (Topiramat), sodass Patienten in den Verum-Gruppen häufiger die Therapie abbrachen als unter Placebo. Das Fazit von Blankenburg: Ärzte sollten „extrem zurückhaltend mit einer medikamentösen Prophylaxe im Kindesalter sein“. Zumal, wenn die Diagnose „Migräne“ nicht ausreichend differenziert gestellt wurde.  |

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