Arzneimittel und Therapie

Pumpe schlägt Pen

Kinder mit Typ-1-Diabetes sind nach Insulin-Injektionsbehandlung schlechter eingestellt

Von den Patienten mit Typ-1-Diabetes nutzen inzwischen fast 50% eine Insulin-Pumpe, während es 1995 nur rund 1% war. Mit einer Insulin-Pumpe wird die physiologische Insulin-Produktion besser nachgeahmt als bei einer intensivierten Insulin-Therapie mit einem Pen. Eine Studie in 446 Diabetes-Zentren zeigte nun, dass bei Kindern durch eine Pumpentherapie die metabolische Kontrolle verbessert und das Risiko für Hypoglykämien und Ketoazidosen reduziert werden kann.

Bei einer Pumpentherapie wird die physiologische Insulin-Produktion mit einer kontinuierlichen Basalrate eines schnellwirkenden Insulin-Analogons und Bolusgaben zu den Mahlzeiten gut nachgeahmt. Randomisiert-kontrollierte Studien zeigten, dass dadurch der HbA1c-Wert („Langzeit-Blutzucker“) niedriger einstellbar ist als mit mehrmals täglichen Pen-Injektionen. Allerdings wurde in einigen Studien ein erhöhtes Ketoazidose-Risiko unter der Pumpentherapie bei Kindern beobachtet, wohingegen seltener schwere Hypoglykämien auftraten. Problematisch waren bei bisherigen Analysen die geringen Fallzahlen und die somit begrenzte Aussagekraft der Studien.

In der nun durchgeführten Studie wurden Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes von 446 Diabetes-Zentren in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz eingeschlossen. Dadurch konnten Beobachtungsdaten von insgesamt 30.579 Typ-1-­Diabetikern im Alter von 1,5 bis 19 Jahren ausgewertet werden.

Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 14,1 Jahre alt und zu 53% männlich. Innerhalb des jeweiligen Beobachtungsjahres fanden knapp fünf Kontakte mit den Diabetes-Zentren statt. Von den Teilnehmern hatten 14.119 eine Insulin-Pumpe, und weitere 16.460 nutzten mehrmals tägliche Insulin-Injektionen mittels Pen für ihre Therapie.

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Mit einer Insulin-Pumpe wird der Körper kontinuierlich mit dem Grundbedarf an Insulin versorgt. Wird zu Mahlzeiten zusätzlich Insulin benötigt, so wird das auf Knopfdruck abgegeben. Im Unterschied zu einer Therapie mit dem Insulin-Pen wird in der Pumpe nur kurz wirkendes Insulin verwendet.

Weniger schwere Hypoglykämie unter Pumpentherapie

Insgesamt hatten 6,1% der Teilnehmer eine oder mehrere schwere Hypoglyk­ämien im Beobachtungsjahr, und bei 2,0% kam es zu einem hypoglykämischen Koma. Das Risiko für eine schwere Hypoglykämie war bei Pumpentherapie signifikant niedriger als bei Pentherapie (10,30 vs. 15,53 Fälle pro 100 Patientenjahre; Inzidenzratenverhältnis [IRR] 0,66 [95%-Konfidenz­intervall: 0,59 bis 0,75]). Ebenso war die Gefahr, in ein hypoglykämisches Koma zu fallen, bei Pumpentherapie signifikant reduziert (IRR = 0,66; 95%-KI: 0,55 bis 0,80). Auch das Risiko für eine diabetische Ketoazidose sowie für eine schwere Ketoazidose mit einem Blut-pH-Wert unter 7,1 war bei den Kindern mit einer Insulin-Pumpe signifikant niedriger als bei einer Pen­therapie. Zudem war die metabolische Kontrolle, gemessen am HbA1c-Wert, bei Pumpentherapie besser. Die Kinder und Jugendlichen erreichten im Schnitt einen 0,18% niedrigeren HbA1c-Wert (7,99% vs. 8,17%), wenn sie eine Pumpe nutzten im Vergleich zu den Pen-Nutzern. Die metabolische Kontrolle war bei den 1,5- bis 5-jährigen Kindern nicht signifikant unterschiedlich, bei den älteren Kindern und Jugendlichen hingegen signifikant besser bei Pumpentherapie. Allerdings wurde in allen Altersgruppen unter Pumpentherapie der Blutzucker signifikant häufiger gemessen (p < 0,001).

Fazit

Diese Beobachtungsstudie zeigte erstmals anhand einer großen Fallzahl, dass die Pumpentherapie bei Kindern und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes sicher ist und zu einer besseren metabolischen Kontrolle beiträgt. Dies ist besonders bedeutsam, da Insulin-Pumpen in Zukunft bei sogenannten künstlichen Bauchspeicheldrüsen (geschlossenes System aus kontinuierlichem Glucose-Monitoring und sub­kutaner Insulin-Infusion) eine zentrale Rolle einnehmen können.  |

Quelle

Karges B, Schwandt A et al. Association of insulin pump therapy vs insulin injections therapy with severe hypoglycemia, ketoacidosis, and glycemic control among children, adolescents and young adults with type 1 diabetes. JAMA 2017;318(14):358-1366

Apothekerin Dr. Karin Schmiedel

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