Erfolgreiches Experiment

Der diesjährige Apothekertag Mecklenburg-Vorpommern war anders als andere Landesapothekertage. Auf Politiker als Gäste verzichten die Apothekertage im Nordosten schon seit Jahren. Diesmal ging die Apothekerkammer noch weiter und wählte ein unpolitisches, im engsten Sinne pharmazeutisches Thema. Die Frage, wie apothekengerecht die Prüfvorschriften sind, traf offenbar den Nerv der Apotheker. Dies zeigte der bestens besetzte Saal schon zu Beginn des Apothekertages. Doch blieb da noch die Frage, ob das Programm zu einer heiklen Gratwanderung wird. Denn als einer der Referenten war der Geschäftsführer eines Laborgeräteherstellers angekündigt, der die von ihm angebotene Technik vorstellen sollte. Doch das Experiment war erfolgreich. Der Apothekertag lief nie Gefahr, zu einer Werbeveranstaltung zu werden. Die Vorteile der NIR-Spektro­skopie wurden überzeugend dar­gestellt und es wurde ausgewogen über die Grenzen diskutiert. Kritisch bleibt nur anzumerken, dass das im Wettbewerb angebotene Gerät nicht erwähnt wurde und die Unterschiede nicht zur Sprache kamen. Doch der Apothekertag war eben keine NIR-Werbeveranstaltung. Stattdessen wurde deutlich, wie viele pharmazeutische, technische und regulatorische Facetten die Frage nach apothekengerechten Prüfungen hat. Diese sind es wert, auf einem Apothekertag betrachtet zu werden. In Zeiten, in denen das Apothekensystem durch politische Einflüsse erheblich bedroht ist, mögen solche Probleme klein erscheinen. Doch sie sind der Alltag in den Apotheken. Daran hat die Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern erinnert. Dabei hat sich gezeigt, dass die Apothekenaufsicht dort in einigen Fragen wohl strenger als in einigen anderen Bundesländern ist. Vielleicht war das ein Grund für die Themenwahl, aber gerade diese strenge Position machte einige Probleme deutlich. So bleibt die Erkenntnis, dass unterhalb der großen politischen Bühne wichtige praxisrelevante Fragen bestehen. Es ist gut, auch solchen Themen ein Forum zu geben.