Aus den Ländern

„100 Prozent Qualität“

Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg

STUTTGART (wes) | Die Bundestagswahl, der Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker und die Pläne der EU im Gesundheitswesen waren nur einige der Themen, die die Delegierten der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg bei ihrer Kammerversammlung am 16. November besprochen haben. Eine gute Nachricht gibt es für alle Kammermitglieder im Südwesten: Die Beiträge steigen 2018 nicht.

In seinem Lagebericht ging Kammerpräsident Dr. Günther Hanke auf die allgemeine politische Lage ein – zum Zeitpunkt der Versammlung am vergangenen Donnerstag liefen die Sondierungsgespräche noch – und wiederholte die Kernforderungen der Apothekerschaft an die neue Bundesregierung, insbesondere den Erhalt der inhabergeführten Apotheke vor Ort und die Freiberuflichkeit der Apotheker. Zur Stärkung der Apotheke vor Ort ist aus Hankes Sicht eine Ausweitung des Leistungskatalogs der Apotheken notwendig. Damit einhergehen müsse eine Weiterentwicklung des Honorarsystems, um das hohe Qualitätsniveau erhalten zu können.

„100 Prozent Qualität!“ – auch in der Rezeptur

Mit Blick auf den Prozess gegen den Bottroper Zyto-Apotheker Peter S. mahnte Hanke, die Apotheker dürften das Vertrauen der Patienten nicht verspielen. Die Bevölkerung erwarte von der Apotheke „100 Prozent Qualität und keine Das-wird schon-passen-Haltung“. Hanke verwies in diesem Zusammenhang auch auf die „normale“ Rezeptur, bei der es durchaus Verbesserungspotenzial gebe. Die Kammer Baden-Württemberg habe hier „mas­sive Anstrengungen“ unternommen. Man müsse aber auch die Frage nach der Ausbildung an den Universitäten in diesem wichtigen Fach stellen. Auch wenn die Rezeptur meistens von PTA angefertigt würden, müssten die Apotheker doch das entsprechende Fachwissen haben, so Hanke.

Foto: LAK Baden-Württemberg
Die Bevölkerung muss sich auf die Qualität der Apotheke verlassen können – auch bei Rezepturen, mahnte Kammerpräsident Dr. Günther Hanke.

Mehr Studienplätze für den „Mangelberuf“

Hanke bekräftigte die Forderung nach mehr Pharmazie-Studienplätzen im Land. Nicht nur in Hinblick auf die Forderung nach mehr Apothekern auf Krankenhausstationen sei ein Ausbau dringend notwendig, sondern schon alleine, um den Arbeitskräftebedarf in den Apotheken zu decken. Hanke erinnerte daran, dass Apotheker in Baden-Württemberg seit einiger Zeit als „Mangelberuf“ gelten, und forderte die Kollegen auf, freie Stellen unbedingt an die Arbeitsagentur zu melden. Nicht in der Hoffnung, durch das Amt Bewerber zu bekommen, sondern damit die freien Stellen in den offiziellen Statistiken auftauchen.

Erfolgreiche Kongresse und Fachsprachenprüfungen

Die Vizepräsidentin Silke Laubscher berichtete vom Deutschen Schmerzkongress, der vom 11. bis 14. Oktober in Mannheim stattgefunden hat. Zum zweiten Mal hat die Landesapothekerkammer dort ein Apotheker- und Ärztesymposium mitveranstaltet, dieses Mal zum Thema Cannabis. Laubscher zeigte sich sehr zufrieden über den Zuspruch aus der Ärzteschaft: Rund 150 der insgesamt 200 Teilnehmer waren Mediziner. Die Kammer hat bereits beschlossen, sich auch im kommenden Jahr bei diesem großen Kongress zu beteiligen.

Laubscher berichtete auch über die Anerkenntnis- und Fachsprachenprüfungen für ausländische Apotheker, die in Baden-Württemberg arbeiten wollen. Bisher hat die Kammer 184 Fachsprachenprüfungen durchgeführt, die Zahl steige von Jahr zu Jahr – bis zum Jahresende rechnet Laubscher mit rund 110 durchgeführten Prüfungen in diesem Jahr.

EU-Dienstleistungspaket für Apotheker überflüssig

Einen Blick nach Brüssel richtete Kammergeschäftsführer Dr. Karsten Diers in seinem Geschäftsbericht, in dem er ausführlich auf das geplante EU-Dienstleistungspaket einging. Hier drohe „Unheil“ aus Brüssel, weswegen es starke Aktivitäten der Kammern und der ABDA gebe. Diers warnte vor einer „Salamitaktik“ der EU-Kommission, die quasi „durch die Hintertür“ eine Ausweitung der bereits bestehenden EU-Dienstleistungsrichtlinie auf die freien Heilberufe anstrebe. Das aber würde eine weitreichende Deregulierung der Berufszugangsregeln in Deutschland bedeuten. Dabei sei doch das Ziel der Neuregelung – nämlich den Marktzugang für Berufsangehö­rige in allen Mitgliedstaaten zu ermöglichen – bei den Heilberufen bereits erreicht, wie Diers betonte: Apotheker aus anderen EU-Staaten benötigen nur den Nachweis, dass sie ausreichend gut Deutsch sprechen, um hier arbeiten zu dürfen.

Bei den Projekten Telematik-Infrastruktur und SecurPharm verbreitete Diers dagegen Zuversicht: Die Einführung der Infrastruktur für den im E-Health-Gesetz bereits vorgesehenen elektronischen Medikationsplan sei im Zeitplan, im dritten Quartal 2018 könne ein Feldversuch beginnen. Die für die Anbindung an das SecurPharm-System notwendigen Konnektoren und Heilberufeausweise werden nach Diers Aussage ebenfalls fristgerecht zur Verfügung stehen. Die Apotheken sollten sich aber so früh wie möglich an dem Projekt beteiligen, so Diers, „damit es nicht kurz vor knapp zu einem Stau kommt“.

Ebenfalls aktiv werden sollten die Apotheken beim Datenschutz, mahnte die Kammer-Juristin Dorothea Nitzsche. Die ab Mai 2018 geltende EU-Datenschutzgrundverordnung enthalte einige gravierende Neuregelungen, die einen „enormen Aufwand“ ver­ursachen könnten. Sie mahnte, sich frühzeitig um eine „systematische Datenverarbeitung“ zu kümmern.

Neue AG Beitragsgerechtigkeit trotz stabiler Beiträge

Beim Thema Beiträge hat die Kammerversammlung eine gute Nachricht für alle Mitglieder: Sowohl die Pro-Kopf-Beiträge für alle Mitglieder als auch die umsatzabhängige Umlage für Apothekeninhaber werden für 2018 nicht erhöht. Wie Rechnungsführer Dr. Peter Kaiser den Delegierten erläuterte, gab es zwar 2016 erstmals einen Rückgang der Zahl an Kammermitgliedern, das habe aber ausschließlich daran gelegen, dass im Vorfeld der Kammerwahlen die Mitgliederlisten um „Karteileichen“ bereinigt worden waren. Doch die Zahl an Apotheken geht auch im Südwesten zurück, sie ist auf nun noch 2522 gesunken. Da es gleichzeitig aber zu einem leichten Anstieg des Gesamtumsatzes der Apotheken gekommen sei, setze sich der langjährige Trend zu höherem Beitragsaufkommen aus der Umlage weiter fort. Durch die Auflösung einiger Rücklagen sei der geplante Haushalt 2018 ausgeglichen, die Kammer bleibe weiterhin schuldenfrei.

Foto: LAK Baden-Württemberg
Mit großer Mehrheit beschlossen die Delegierten, dass die Beiträge gleich bleiben sollen.

Kammerpräsident Hanke betonte, es sei sein Bestreben, die Beiträge möglichst niedrig zu halten, das gelinge auch im Großen und Ganzen. Insbesondere die umsatzabhängigen Bei­träge seien im Bundesvergleich „an der unteren Grenze“. Trotzdem gibt es Unzufriedenheit mit der Beitragsfestsetzung, wie der Bericht des Kassenprüfers zeigte. Philipp Wälde nutzte die Gelegenheit, von der Kammerversammlung und dem Vorstand in diesem Bereich mehr Mut zu Veränderungen zu fordern. Es sei nicht einzusehen, warum die Inhaber einen so großen Anteil am Kammerhaushalt finanzierten, wenn gleichzeitig beispielsweise Krankenhausapotheken keine umsatzabhängigen Beiträge beisteuern. Wälde regte auch an, die „sonstigen Einnahmen“ der Kammern, die heute nicht einmal zehn Prozent der Einkünfte ausmachen, zu erhöhen. Wenn beispielsweise Fortbildungsveranstaltungen regelmäßig ausgebucht seien und es sogar Wartelisten gebe, könne man hier doch die Preise erhöhen – und für Teilnehmer aus anderen Kammerbezirken vielleicht sogar verdoppeln.

Diskutiert wurden die Anregungen Wäldes nicht, vor allem weil bereits eine „Arbeitsgruppe Beitragsgerechtigkeit“ gebildet wurde, die noch in diesem Jahr zum ersten Mal zusammentreten wird. |

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