Gesundheitspolitik

Kommentar: Angst vor der langen Bank

Christine Ahlheim

Der Schutz vor kriminellen Machenschaften im Windschatten von Globalisierung und Digitalisierung beschäftigt derzeit auch die Apotheken: Zum einen ist es die neue Datenschutz-Grundverordnung, die am 25. Mai 2018 in Kraft tritt (s. S. 6), zum anderen das SecurPharm-System, das am 9. Februar 2019 startet (s. S. 1 + 8). Für beide gilt, dass die Implementierung mit nicht unerheb­lichem Aufwand verbunden ist.

Doch diese Ausgaben sind nur die Spitze des Eisbergs: Daneben steigen regelmäßig die Kosten für Miete, Personal und Energie, ganz zu schweigen vom Aufwand für die Rabattverträge. Die Politik ignoriert das seit vielen Jahren ebenso hartnäckig wie die Forderungen der Apotheker nach einer Dynamisierung des Honorars. Trauriger Höhepunkt war das kurz vor Weihnachten veröffentlichte Honorargutachten, das seinerzeit womöglich nur in Auftrag gegeben wurde, um die finanziellen Wünsche der Apotheker im Keim zu ersticken.

Dass viele Apotheken dennoch ein zufriedenstellendes Auskommen haben, beruht zu einem guten Teil auf dem kontinuierlichen Rückgang der Betriebszahl. Doch irgendwann ist ein Grenzwert erreicht, bei dem die flächendeckende Arzneimittelversorgung nicht mehr gewährleistet ist. Um dies zu verhindern, müssen die Apotheken vor dem ungleichen Wettbewerb durch ausländische Versender geschützt und eine zeitgemäße Honorierung des Versorgungsauftrags eingeführt werden. Bleibt zu hoffen, dass den zukünftigen Gesundheits- und Wirtschaftsministern bewusst ist, dass hier dringend Handlungsbedarf besteht – und dass jedes Schieben auf die lange Bank zahlreiche weitere Apotheken für immer von der Landkarte verschwinden lässt.

Christine Ahlheim, Chefredakteurin der AZ

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