Gesundheitspolitik

Frauenärzte contra Apotheker

Berufsverband kritisiert Beratung bei Pille danach

TRAUNSTEIN (cha) | Der Berufsverband der Frauenärzte kann es nicht lassen: Wie bereits vor einem Jahr, gibt er den Apothekern eine Teilschuld daran, dass die Zahl der Abtreibungen erneut gestiegen ist.

Der Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte Dr. med. Christian Albring macht in einer Pressemeldung darauf aufmerksam, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche im Jahr 2017 um 2,5% gegenüber 2016 angestiegen ist. Es liege nahe, so Albring weiter, „hier einen Zusammenhang mit zwei wichtigen Ereignissen aus dem Jahr 2015 herzustellen“.

Das eine war die Entlassung der Pille danach aus der Rezeptpflicht und damit der Verzicht auf die ärztliche Beratung. „Wir haben von Anfang an darauf hingewiesen, dass die Apotheker durch ihre eigene Standesorganisation ungenügend auf diese anspruchsvolle Beratung vorbereitet wurden, und das zu einer Zunahme unerwünschter Schwangerschaften führen könnte“, erläutert Albring.

Das zweite Ereignis war der Prozess zweier junger Frauen, die an einer Lungenembolie erkrankt waren und die mangelhafte Information dazu auf dem Beipackzettel der Pille monierten. Dadurch, so die Pressemeldung, war es zu einer massiven Kritik an der hormonellen Verhütung in den Medien gekommen, der Verkauf hormoneller Verhütungsmittel sei seither um über 4% pro Jahr zurückgegangen.

Weniger Abtreibungen bei den unter 20-Jährigen

Bemerkenswert ist allerdings zweierlei: Zum einen legt der Berufsverband der Frauenärzte einen kausalen Zusammenhang zwischen Einnahme der Pille danach und Abtreibung nahe, ohne dass für die Statistik entsprechende Daten erhoben wurden. Zum anderen steht in der Pressemeldung zwar, dass in der Altersgruppe von 30 bis 40 Jahren die Zahl der Abtreibungen um 4% und zwischen 40 und 45 Jahren um 7% angestiegen ist. Die Veränderungen bei den unter 30-Jährigen werden aber nicht genannt. Und da tritt Erstaunliches zutage: Laut Auskunft des Statistischen Bundesamts ging bei den unter 20-Jährigen die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche sogar zurück. Ob hier tatsächlich ein Zusammenhang mit dem OTC-Switch der Pille danach besteht, geben die Daten natürlich nicht her. Dass sie nicht genannt wurden in der Pressemeldung, ist daher umso bedauerlicher. |

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