Management

Jetzt brennt’s aber

Wo ist Ihre Brandschutzhelferin?

Kaum einer hat‘s gemerkt: Seit Längerem brauchen wir auch eine Brandschutzhelferin* in der Apotheke. Oder mehrere – das richtet sich nach der Betriebsgröße und den dort vorhandenen Gefahrstoffen. Was steht jetzt an, um dem Gesetz Genüge zu tun? Von Ute Jürgens

Die technische Regel für Arbeitsstätten ASR 2.2 (siehe Link) auf Basis des Arbeitsschutzgesetzes und der Unfallverhütungsvorschrift gilt für Betriebe aller Art.

Wissen alle in der Apotheke auf Anhieb, wo die Feuerlöscher sind, und können sie sie auch bedienen, wenn sie in großer Aufregung und ängstlich sind? Wo muss man nochmal ziehen? Oder war es drücken? Haben Sie nur ein Modell in der Apotheke oder verschiedene? Jeder sollte sich damit auskennen und regelmäßig sein Wissen auffrischen. Das bedeutet: mindestens einmal jährlich wiederholen ALLE

  • die vorhandenen Brandgefahren,
  • die Brandschutzeinrichtungen wie Feuerlöscheinrichtungen, Wandhydranten und Alarmierungseinrichtungen,
  • das Verhalten im Gefahrenfall: Gebäuderäumung, Flucht- und Rettungswege, Sammelplatz.

Wieso muss man nun noch extra einen Brandschutzhelfer ausbilden oder gar mehrere Personen? Und wer kann das sein? Nicht viel Sinn hat es bei Teilzeitkräften, die nur ein- oder zweimal in der Woche kommen. Ansonsten kann jede die Ausbildung machen, egal ob Bürokraft, PKA oder PTA. Vorgeschrieben ist: 5% der Angestellten müssen zur Brandschutzhelferin ausgebildet sein, das heißt in den meisten Apotheken eine oder zwei Personen. Sinnvoll ist, wenn immer eine an Bord ist. Schließlich ist jemand auch mal krank, im Urlaub, in der Mittagspause etc., daher sollten mindestens zwei die Ausbildung absolvieren.

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Auch wenn das Team weiß, wann ein Pulver- und wann ein Schaumlöscher eingesetzt wird und wie man ihn in Gang kriegt, benötigt die Apotheke trotzdem einen ausgebildeten Brandschutzhelfer.

Die Brandschutzhelferin weiß, wann man noch löschen kann, ab wann die Feuerwehr alarmiert werden muss und wann lieber alle sofort die Apotheke verlassen sollten. Sie behält die Nerven und die Übersicht, da sie einen Brand und die entsprechenden Gefahren besser einschätzen kann. Sie ist Kapitänin und gibt die Kommandos, wer was tun soll, ohne dass die anderen anfangen zu diskutieren. Sie hat praktische Erfahrung im Brandlöschen und kann ohne langes Abwägen die richtige Maßnahme ergreifen.

Literatur

Eine Übersicht zu den Inhalten und zum Umfang der Ausbildung von Brandschutzhelfern gibt die Information „Brandschutzhelfer“, DGUV Information 205-023, der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

Sie kann auf der Seite der www.bgw-online.de als PDF heruntergeladen werden.

Welche Inhalte hat die Ausbildung?

Die Ausbildung gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Allgemeiner und betrieblicher Brandschutz beinhalten zum Beispiel den Umgang mit gefährlichen Stoffen und die Fluchtwege. Haben Sie gerade einen Kanister Benzin geliefert bekommen? Aus einem nicht klimatisierten Lieferwagen? Vor einigen Jahren wurde so ein Kanister von einer Kollegin zwecks Prüfung geöffnet, ihr spritzte das Benzin in Gesicht und Augen. Ein anderes Beispiel: Stehen bei Ihnen immer noch die Standgefäße mit Alkohol, Benzin und Aceton in der Nähe eines sonnenbeschienenen Fensters? Wie heiß wird es da? Nicht so schlimm, da ja die Klimaanlage auf die vorschriftsmäßigen unter 25 Grad kühlt und das auch bei Außentemperaturen von 32 Grad im Sommer funktioniert? Oder vielleicht doch nicht so ganz? Sind die Fluchtwege frei oder lagert da die Winterdekoration oder alte Fachzeitschriften, die der Chef behalten will?

Die Brandschutzhelferin lernt auch, was die Sicherheitskennzeichnung ASR 1.3 bedeutet und alles über Alarmierungswege, Brandklassen und Löschmittel, Gefährdungen durch Atemgifte und das Löschen von brennenden Personen. Wichtig ist zudem die Berücksichtigung der betriebsspezifischen Gegebenheiten.

Im praktischen Teil werden u. a. Löschtaktik und das Einschätzen der Situation unterrichtet.

Die Ausbildung muss durch einen Fachkundigen erfolgen, zum Beispiel jemanden mit Hochschulabschluss im Studiengang Brandschutz! Auch möglich ist die Unterweisung durch Fachkräfte der Firmen, die Feuerlöscher liefern und überprüfen, oder durch einzelne entsprechend geschulte Mitglieder der Feuerwehr. Eventuell ist auch Ihre Beraterin für Arbeitssicherheit versiert in diesem Bereich.

Fragen Sie die Anbieter nach den Kosten der Ausbildung, wie so häufig ist es ein weites Feld.

Wann haben Sie zum letzten Mal Ihre Feuerlöscher überprüfen lassen? Gibt es da einen Dauerauftrag alle zwei Jahre? Nicht? Dann aber schnell anrufen und bei der Gelegenheit gleich weitere Erkundigungen einziehen.

Info-Tipp

Informationen gibt es auch in der DAZ.online-Miniserie zum Brandschutz unter www.deutsche-apotheker-zeitung.de, rechte Spalte.

Aufräumen im Sommerloch

Welche Brandlasten haben Sie in Ihrem Betrieb? Was das bedeutet, weiß die Brandschutzhelferin. Es sind Gegenstände, die besonders leicht brennen. Ein Grund mehr, mal wieder aufzuräumen im Keller, Dekoraum und so weiter. Wann, wenn nicht jetzt? Fast alle von uns außer den Insulanern und anderen Feriengebietlern sitzen im Sommerferienloch. Haben Sie im Labor tatsächlich nur die vorschriftsmäßigen Reagenzien und alles, was Sie für die Prüfung brauchen? Oder fristen da noch dreißig Jahre alte Gefäße ihr verstaubtes Dasein, die nur eines bedeuten: Gefahr! Entsorgen Sie diese lieber jetzt, billiger wird’s nicht.

Wie Sie wissen, lernen wir am besten durch aktives Handeln. Wie wäre es, wenn Sie sich zum Grillen im Garten der Chefin treffen, einen fachkundigen Menschen dazu einladen und dann alle einmal einen Übungsfeuerlöscher am Grill ausprobieren? Natürlich jedes Jahr wieder – und die Löschübung findet erst statt, wenn alle satt sind. |

Ute Jürgens

Ute Jürgens ist Kommunikationstrainerin mit Spezialisierung auf die Heilberufler,
Dipl. Erwachsenenpädagogin und PTA, www.kommed-coaching.de


* Da die überwiegende Anzahl der Apothekenmitarbeiter weiblich ist, schreibe ich in der weiblichen Form. Männliche Kollegen dürfen sich gerne mit angesprochen fühlen.

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