Gesundheitspolitik

BMG: PrEP lohnt sich

FDP will Gesamtkonzept für PrEP-Management

BERLIN (bj/ks) | Auf der Welt-AIDS-Konferenz haben Experten vergangene Woche bestätigt: Die HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil schützt effektiv vor Neuinfektionen. In Deutschland ist die HIV-PrEP noch keine Kassenleistung. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will das jetzt ändern. Die FDP-Bundestagsfraktion meint, sie habe den Minister zu diesem Schritt inspiriert.

Kürzlich hatte die FDP-Bundestagsfraktion eine Kleine Anfrage zur PrEP initiiert. Sie wollte unter anderem wissen: Ist es sinnvoll, Risikogruppen die antiretrovirale Medikation zur Verfügung zu stellen und wenn ja, zu welchen Bedingungen? Wie viele Menschen würden hiervon profitieren?

In ihrer nun vorliegenden Antwort schreibt Staatssekretärin Sabine Weiss (CDU), dass etwa 10.000 Menschen in Deutschland von einer PrEP profitieren könnten. Die jährlichen Kosten für Medikamente und ärztliche Beratung lägen bei geschätzt 770 Euro pro Person. Demgegenüber stünden die Kosten, die für die Behandlung bereits in­fizierter Personen anfallen. Laut Statistischem Bundesamt betrugen die Krankheitskosten im Jahr 2015 in Deutschland 278 Mio. Euro. Die zu erwartenden Präventionskosten – hochgerechnet 7,7 Mio. Euro im Jahr – würden damit etwa 3% der Therapiekosten betragen.

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) schätzt, dass die PrEP mit Emtricitabin und Tenofovirdisoproxil die Zahl der HIV-Neuinfek­tionen um etwa 40% senken kann. Es leitet dies aus den Erfahrungen des britischen Gesundheitsdienstes NHS ab. Angesichts dieser Zahlen findet auch das BMG, dass Versicherte mit erhöhtem HIV-Infek­tionsrisiko einen gesetzlichen Anspruch auf die HIV-PrEP haben sollen. Tatsächlich sieht Spahns Entwurf für das Terminservice- und Versorgungsgesetz dies bereits vor: Die erforderliche ärztliche Beratung, Untersuchungen und Arzneimittel werden von den Kassen künftig erstattet.

Die FDP rühmt sich nun: „Ich bin sehr stolz, dass unsere Kleine Anfrage offenbar im BMG für einen Sinneswandel gesorgt hat. Dort wurde zuvor jahrelang nichts unternommen“, erklärte Hauptfragesteller Dr. Wieland Schinnenburg gegenüber DAZ.online. Zwischen der Anfrage und Spahns Verlautbarung zur PrEP lagen allerdings nur 14 Tage. Aus Sicht des Parlamentariers genügt es aber nicht, lediglich die Arzneimittel zur Verfügung zu stellen: „Minister Spahn sollte schnell für ein Gesamtkonzept des PrEP-Managements sorgen. Dazu gehören ein Vorschlag für eine gesetzliche Grundlage, ein Gesamtkonzept inklusive der Werbung für die zusätzliche Verwendung von Kondomen sowie eine Regelung für Privatversicherte“. |

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