Wirtschaft

Apobank stärkt Marktposition im Abrechnungsgeschäft

ApoBank: Beteiligungen sind rein strategischer Art und sollen Kerngeschäft stärken

ts | Die Apotheker- und Ärztebank (Apobank) will ihre Anteile an der Firmengruppe Dr. Güldener aufstocken und damit hierzulande ihre Position im Abrechnungsgeschäft mit Apothekern und Ärzten deutlich ausbauen. Kritiker fürchten, dass die Apobank dadurch eine marktbeherrschende Stellung erlangen könnte. Was steckt hinter dem geplanten Deal?

Es ist nur eine kleine Notiz in einer langen Auflistung von Verfahren beim Bundeskartellamt. Aber dieser Fall könnte die Gewichte auf dem deutschen Markt der Abrechnung gesundheitlicher Dienstleistungen deutlich verschieben. Nüchtern heißt es in der Rubrik der laufenden Fusionskontrollverfahren: „Deutsche Apotheker- und Ärztebank eG, Düsseldorf (D); Aufstockung der Beteiligung von 24 Prozent auf 50 Prozent minus eine Aktie an Profi Erste Projektfinanzierungs- und Beteiligungsgesellschaft AG (Firmengruppe Dr. Güldener), Zürich (Schweiz).“

Die nach eigener Darstellung größte genossenschaftliche Primärbank und Nummer eins unter den Finanzdienstleistern im Gesundheitswesen beabsichtigt damit, ihren Einfluss bei der Firmengruppe Dr. Güldener, einer wesentlichen Beteiligung der Profi Erste und eines der größten deutschen Abrechnungszentren für Gesundheitsberufe, deutlich zu erweitern.

Der angestrebte Deal ist insofern bemerkenswert, als die Apobank schon bisher im Abrechnungsgeschäft gut vertreten ist. Nach Angaben des Finanzberichtes vom Halbjahr 2018 hält das Düsseldorfer Geldhaus unter anderem 23 Prozent an der ARZ Haan AG, 16 Prozent an dem zu Dr. Güldener gehörenden DRZ Deutsches Zahnärztliches Rechenzentrum sowie 25 Prozent an der ZA ­Zahnärztliche Abrechnungsgesellschaft Düsseldorf. Darüber ­hinaus soll die Bank über Betei­ligungen und Refinanzierungen Einfluss auf weitere Abrechnungs­firmen haben.

Foto: Apobank
„Chancen des prosperierenden Gesundheitsmarktes nachhaltig nutzen“ Die Zentrale der Apobank in Düsseldorf.

Dr. Güldener – ein bedeutender Marktteilnehmer

Mit der Dr. Güldener Firmengruppe würde nun ein weiterer bedeutender Marktteilnehmer zur Apobank hinzukommen. Die Stuttgarter Unternehmensgruppe, die aus dem Deutschen Zahnärztlichen Rechenzentrum, dem Apotheken und Ärzte-Abrechnungszentrum sowie dem Optica-Abrechnungszentrum besteht, bringt es nach eigenen Angaben auf ein jährliches Abrechnungsvolumen von mehreren Milliarden Euro und betreibt Rechenzentren in Stuttgart, Leipzig, Frankfurt am Main, Halle, München, Berlin, Neuss sowie Hamburg. Insgesamt beschäftigt Dr. Güldener in Deutschland rund 1000 Mitarbeiter und hatte nach Zahlen von 2013 zirka 45.000 Kunden aus dem Gesundheitswesen. Dazu sollen auch viele Leistungserbringer wie Logopäden, Physiotherapeuten, Hebammen sowie Rehazentren und Sanitätshäuser zählen.

Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 1953 durch Ludwig Güldener in Frankfurt am Main als Apotheken-Abrechnungszentrum. 1974 wurde zusätzlich das Optica Abrechnungszentrum ins Leben gerufen, 1982 wurde an das Apotheken-Abrechnungszentrum der Bereich Ärzte angegliedert. 1987 schließlich übernahm die Dr. Güldener Firmengruppe die Freie Zahnärztliche Rechenzentrum GmbH, welche zwei Jahre ­später in Zahnärztliches Rechenzentrum Dr. Güldener GmbH umbenannt wurde.

Möglichkeit einer markt­beherrschenden Stellung

Branchenbeobachter sehen in den zunehmenden Abrechnungsaktivitäten der Apobank die Gefahr, dass das Institut dadurch eine marktbeherrschende, monopolartige Stellung im Bereich der Rechenzentren beziehungsweise im Abrechnungsgeschäft für Heilberufe erlangen könnte. Die Bank beziehungsweise die von ihr direkt oder indirekt beherrschten Unternehmen hätten dann dominierenden Einfluss auf sämtliche Daten- und Finanzstrukturen in der medizinischen Abrechnungsbranche, so die Befürchtung. Zudem könnte ein solches Monopol starken Einfluss auf die im Markt üblichen Abrechnungskonditionen nehmen und dadurch den Wettbewerb behindern.

Aus den Reihen der Apobank wird das Interesse an Profi Erste/Dr. Güldener zwar bestätigt, die Absicht einer marktdominierenden Stellung allerdings bestritten. ­Inoffiziell heißt es dort, die Beteiligungen der Bank seien rein strategischer Art und dienten der Stärkung des Kerngeschäftes. Das zielt nach bankeigenen Angaben darauf ab, „die Chancen des prosperierenden Gesundheitsmarktes nachhaltig zu nutzen“.

Eine wichtige Frage dürfte im Zusammenhang mit der jüngst angemeldeten Übernahme sein, ob die Apobank mit 50 Prozent minus eine Aktie weiterhin faktisch nur eine Minderheit an der Profi Erste haben wird, oder ob der Einfluss der Bank bei der Schweizer Beteiligungsgesellschaft und damit auch bei Dr. Güldener tatsächlich weiter reichen könnte. Interessant wäre in diesem Zusammenhang die Frage, wer die übrigen Anteile an Profi Erste hält. Dazu teilen allerdings weder die Schweizer Beteiligungsfirma noch die Apobank etwas mit. Auch Dr. Güldener gab auf Anfragen keine Auskünfte.

In früheren, nicht bestätigten Meldungen hieß es hingegen, dass diese Anteile an der Profi Erste bei den Vertretern des Verwaltungsrates liegen würden. Dieses Gremium wiederum hat personelle Beziehungen zur Apobank: Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Eckhard Lüdering, der im Vorstand der Apobank für das Ressort Kredit und Bankbetrieb zuständig ist, sowie Hans-Jochen Becker, der bis Mitte 2011 als Angestelltenvertreter im Aufsichtsrat der Apobank tätig war. Außerdem sitzt Michael Hüchtebrock, Partner der Düsseldorfer RSM GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, in dem Gremium. Als Präsident des Verwaltungsrates fungiert Rechtsanwalt Dieter Bohnert, der für die Kanzlei Heuking sowohl in Düsseldorf als auch in Zürich tätig ist.

Angeblich soll die Apobank die Anteile von Bohnert und Hüchtebrock auf Wunsch für einen symbolischen Betrag einziehen können. Ebenso sollen beide Treuhänder das Recht haben, diese Anteile an die Bank zu übergeben. Das würde bedeuten, dass die Bank in dem Fall die Mehrheit an der Gesellschaft hätte. Eine Bestätigung für diesen Sachverhalt war nicht zu erhalten.

Apobank-Vorstand auch bei CP Capital Partners

Einen Blick wert könnte auch eine weitere Beteiligung der Apobank sein. Laut Halbjahresfinanzbericht 2018 hält das Institut ebenfalls 24 Prozent an der CP Capital Partners AG in Zürich. Diese Beteiligungsgesellschaft, die angeblich früher einmal Profi Zweite hieß, hat einen ähnlichen Geschäftszweck wie die Profi Erste, nämlich die „Verwaltung und Veräußerung von Beteiligungen an in- und ausländischen Unternehmen aller Art“. Apobank-Vorstandsmitglied Lüdering sitzt auch hier im Verwaltungsrat.

Stillschweigen herrscht auch zum Kaufpreis für den knapp 26-prozentigen Anteil an der Profi Erste. Dass es hier jedoch um erhebliche Summen gehen dürfte, zeigt ein Blick in den Jahresabschluss 2017 des Apotheken- und Ärzte-Ab­rechnungszentrums Dr. Güldener GmbH, einer der drei Säulen des Unternehmens. Bei einer Bilanzsumme von knapp 130 Millionen Euro erwirtschaftete die Stuttgarter Firma Einnahmen aus Zinserträgen sowie sonstigen betrieblichen Erträgen in Höhe von 13,7 Millionen Euro und erzielte einen Jahresüberschuss von 1,3 Millionen Euro – rund 900.000 Euro weniger als noch im Jahr zuvor. Aufgrund steigender Kosten rechnet das Unternehmen 2018 mit einer „signifikant rückläufigen Entwicklung des Jahresüberschusses und der Umsatzrendite“.

Finanziell sollte die Aufstockung bei Profi Erste beziehungsweise Dr. Güldener für das Düsseldorfer Geldhaus allerdings zu stemmen sein: Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Bank bei einem Zinsüberschuss von 606 Millionen ­Euro einen Nettogewinn von fast 62 Millionen Euro. Für alle Marktteilnehmer im gesundheitlichen Abrechnungswesen dürfte es auf jeden Fall spannend werden, wie das Bundeskartellamt in den nächsten Wochen oder Monaten in diesem Fall entscheidet. |

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