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Was bewegt ADEXA im Jahr 2018?

Interview mit dem ADEXA-Vorstand

Für 2018 lautet das Motto bei ADEXA „Aus siebzehn mach vier“: Aus 17 Landesgruppen fusionieren die neuen vier Regionen mit ihren ehrenamtlichen Vertretern in Re­gionsvorständen und im Beirat. Neben der Umsetzung der Strukturreform stehen auch diverse tarifpolitische Ziele auf der gewerkschaftlichen Agenda. Dazu ein Interview mit den ADEXA-Vorständen Andreas May und Tanja Kratt.
Foto: ADEXA

ADEXA: Herr May, Frau Kratt, was hat Sie im Jahr 2017 am meisten bewegt?

Andreas May: 2017 war mein erstes Jahr als hauptamtlicher ADEXA-Vorstand; bis zum 31. Dezember 2016 habe ich noch in der Apotheke gearbeitet. Meine diversen ehrenamtlichen Tätigkeiten für ADEXA hatten mich zwar auf vieles vorbereitet. Aber ich habe in den vergangenen zwölf Monaten viele neue Kontakte geknüpft und Gesprächspartner getroffen, unter anderem auch aus der Politik. Das war immer spannend und aufschlussreich, aber manchmal von der Sache her auch frustrierend: wie bei der SPD und dem Rx-Versandverbot – oder auch den überaus langsam mahlenden Mühlen bei der Novellierung der PTA-Ausbildung. An diese bundespolitisch bedingten Geschwindigkeiten und Unsicherheiten muss man sich erst einmal gewöhnen. In der Apotheke ist so ein Hin und Her oder Aussitzen nicht üblich. Aber insgesamt bin ich sehr zufrieden mit dem Interesse und der Gesprächsbereitschaft, die ich 2017 in der Standespolitik und der Fachöffentlichkeit erlebt habe.

Tanja Kratt: Mich hat am meisten gefreut, dass wir 2017 – neben zwei Tarifabschlüssen mit dem ADA und der TGL Nordrhein – eine neue Basis für Tarifgespräche mit dem Sächsischen Apothekerverband (SAV) gefunden ­haben. Das war nach all den Jahren ohne Tarifabschlüsse wirklich keine Selbstverständlichkeit. Wenn die Pharmazieingenieure in Sachsen wieder von einem Tarifvertrag profitieren können, bevor sie alle in Rente ge­gangen sind, ist das ein echter Durchbruch. Der Apothekenarbeitsmarkt hat heute ganz andere Bedingungen als vor zehn Jahren – die Tarifverträge müssen das abbilden, und das möchten wir zusammen mit dem SAV, aber auch dem ADA und der TGL tun.

ADEXA: Was genau meinen Sie damit?

Kratt: Ein Beispiel ist die stark gewachsene Zahl an Filialleitern. Für sie gibt es bisher noch keine tarifliche Eingruppierung. Jede Filialapothekenleiterin und jeder Filialapothekenleiter muss also selbst versuchen, das Beste für sich auszuhandeln. Da die Bedingungen sehr unterschiedlich sind und die angehenden Filialleiter oft noch sehr jung sind, ist das eine Heraus­forderung, vielleicht manchmal sogar Überforderung. Ich glaube nicht, dass alle Filialleiter eine leistungs- und verantwortungs­gerechte Bezahlung erhalten. Hier sind tarifliche Mindeststandards als Orientierung also überfällig – und wären für beide Seiten, auch die Inhaber, eine Erleichterung! Das wollen wir mit allen drei Tarifpartnern regeln.

May: Übrigens: Auch bei der arbeitsrechtlichen Beratung werden wir 2018 die Filialleiter noch stärker in den Fokus stellen.

ADEXA: Was steht für das vor uns liegende Jahr sonst noch auf der Agenda?

May: Ende des Monats finden in Hamburg, Berlin, Köln und München unsere ersten Regionalen Vollversammlungen statt. Dort erfolgt der große Schritt hin zu einer neuen ehrenamt­lichen Vertreterstruktur in den vier ADEXA-Regionen. Damit ist die Umsetzung der im November verabschiedeten Strukturreform formal abgeschlossen. Das Zusammenwachsen über die Grenzen der Kammerbezirke hinweg lässt sich aber nicht innerhalb von wenigen Wochen bewerkstelligen. Doch das kommt, da bin ich völlig optimistisch. Günstig ist dafür auch, dass ­unsere jungen Mitglieder bei ADEXA, die JuMis, gar nicht erst in die Kleinteiligkeit der 17 Landesgruppen hineingerutscht sind. Sie waren von Anfang an bundesweit vernetzt bzw. als Ansprechpartner für die Regionen zuständig. Ich bin sehr gespannt auf den Verlauf der Vollversammlungen und die Er­gebnisse der Wahlen für die Regionsvorstände und die insgesamt zwölf Beiratsmitglieder aus den vier Regionen. Und ich erhoffe mir eine optimale Mischung aus erfahrenen Aktiven und neuen Gesichtern, die sich dann zusammen für die Mitglieder ihrer Re­gion engagieren. Natürlich unterstützt von und in Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern der Regionalen Geschäfts­stellen und der Hauptgeschäftsstelle.

Kratt: Ich möchte noch einmal zur Tarifpolitik zurückkommen. Mir ist es wichtig, dass wir dabei immer sowohl den Berufsnachwuchs als auch die erfahrenen, langjährigen Mitarbeiter im Auge behalten. Die Teams brauchen beides – und gegen den Fachkräftemangel hilft auch nur beides: attraktiv sowohl für Schulabgänger und Berufsanfänger zu sein, aber auch Rahmenbedingungen zu bieten, die qualifizierte Kräfte in den öffentlichen Apotheken halten. Daher werden wir weiter für eine tarifliche Anerkennung von besonderen Qualifikationen kämpfen.

ADEXA: Was für Auswirkungen er­warten Sie von dem Honorierungs­gutachten für die Angestellten?

May: Das hängt auch davon ab, welche politischen Parteien letztlich die neue Bundesregierung bilden werden, was in einen Koalitionsvertrag kommt – und wer das Wirtschaftsministerium und das Gesundheitsministerium führen wird. Ich bin mir nicht sicher, ob diejenigen, die das Gutachten dann umsetzen würden, die Konsequenzen für die Arbeitnehmer im Apothekenbereich auf dem Schirm haben. Da müssen wir, wenn denn endlich Klarheit besteht über die Ergebnisse, vermutlich noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Idealerweise zusammen mit den Arbeitgebern, aber notfalls auch allein.

Kratt: Dass die TGL Nordrhein trotz dieser unklaren Situation im Dezember einen Tarifvertrag zum 1.1.2018 abgeschlossen hat, werte ich als gutes Zeichen. Die Apotheken dürfen sich nicht von der Politik abhängig machen. Unternehmerische Entscheidungen und Investitionen in eine gute personelle Ausstattung sind gerade auch in rauen Zeiten nötig, um zukunftsfähig zu bleiben.

ADEXA: Herr May, Frau Kratt, wie würden Sie den folgenden Satz ergänzen: „2018 wird ein Jahr, das …“?

May: 2018 wird ein Jahr, das für ADEXA eine neue Ära markiert unter dem Motto „Aus siebzehn mach vier“.

Kratt: 2018 wird ein Jahr der Weichenstellung für die öffentlichen Apotheken und ihr Honorierungsmodell – und ich hoffe sehr, dass die Weichensteller dabei die 138.000 qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Blick haben. |

Die Fragen stellte Sigrid Joachimsthaler.

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