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Arzneimittel und Therapie
Besser fünf Tage Antibiotikum als einmal
Nitrofurantoin ist Fosfomycin bei unkomplizierter Blasenentzündung überlegen
Als Reaktion auf vermehrt auftretende Antibiotikaresistenzen wurden im Jahr 2010 in Europa und den USA die Leitlinien zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen geändert. Seitdem gehören Nitrofurantoin und Fosfomycin bei unteren Harnwegsinfektionen (Zystitis) auch in Deutschland zu den Mitteln der ersten Wahl: Neben Nitroxolin, Pivmecillinam und Trimethoprim werden diese in der S3-Leitlinie vorrangig empfohlen. Während Nitrofurantoin über fünf Tage (zweimal täglich 100 mg; in anderen Ländern auch dreimal täglich 100 mg) eingenommen wird, kommt Fosfomycin als Einmaldosis (3000 mg) zum Einsatz. Trotz nachgewiesener klinischer Wirksamkeit von Fosfomycin ist unklar, ob der therapeutische Effekt beider Wirkstoffe vergleichbar ist.
Bessere Heilungschancen mit Nitrofurantoin
Huttner und Kollegen haben nun in einer offenen, multinationalen Studie mit 513 Frauen die klinische Wirksamkeit von Nitrofurantoin und Fosfomycin verglichen. Dazu wurden die Patientinnen mit Symptomen einer Harnwegsinfektion in eine Nitrofurantoin- und eine Fosfomycin-Gruppe randomisiert. Als primärer Endpunkt wurde die vollständige klinische Erscheinungsfreiheit (keine Krankheitssymptome) 28 Tage nach Therapieende festgelegt. Die Intention-to-Treat-Analyse ergab, dass 171 von 244 Patientinnen (70%) in der Nitrofurantoin-Gruppe symptomfrei waren, während dies lediglich bei 139 von 241 Patientinnen im Fosfomycin-Arm (58%) der Fall war (p = 0,004).
Erreger erfolgreich beseitigt
Aufgrund des offenen Studiendesigns könnte das Berichtsverhalten der Frauen durch die Kenntnis der Therapie beeinflusst worden sein und so die Ergebnisse verzerrt haben. Jedoch wurde die bessere Wirksamkeit von Nitrofurantoin auch durch das mikrobiologische Spektrum 28 Tage nach Therapieende bestätigt: Bei 129 von 175 (74%) Patientinnen der Nitrofurantoin-Gruppe war der verursachende Erregerstamm nicht mehr nachweisbar, im Gegensatz zu 103 von 163 (63%) Patientinnen in der Fosfomycin-Gruppe (p = 0,04). Beide Wirkstoffe waren gut verträglich und zeigten nur wenige, hauptsächlich gastrointestinale Nebenwirkungen.
Neue Resistenzen durch Fosfomycin-Einmaldosis?
Neuere Daten zur Wirksamkeit von Fosfomycin lassen Zweifel aufkommen, ob die Einmaldosis in jedem Fall ausreichend ist, um eine adäquate Konzentration im Urin zu erreichen. Insbesondere in Regionen, in denen Fosfomycin vermehrt verordnet wird (z. B. Spanien), ist in den vergangenen Jahren eine Zunahme von Fosfomycin-Resistenzen beobachtet worden. Da Fosfomycin mit seinem breiten Wirkungsspektrum insbesondere gegen multiresistente Keime wirksam ist, sollte dieser Entwicklung besondere Beachtung geschenkt werden. Eine zunehmende orale Anwendung unzureichender Dosen könnte den Nutzen von Fosfomycin bald stark minimieren. Es sollten daher weitere Studien mit Fosfomycin durchgeführt werden, insbesondere hinsichtlich seiner Anwendung zur Behandlung multiresistenter Keime. Denkbar ist, dass veränderte Dosierungsschemata (z. B. drei Gramm Fosfomycin alle drei Tage für drei, sechs oder neun Tage) neue Therapieansätze bieten. |
Quelle
[1] Huttner A et al. Effect of 5-day nitrofurantoin vs single dose fosfomycin on clinical resolution of uncomplicated lower urinary tract infection in woman. A randomized clinical trial. JAMA 2018; 319(17):1781-1789
[2] Datta R and Juthani-Mehta M. Nitrofurantoin vs Fosfomycin: Rendering a verdict in a trial of acute uncomplicated cystitis. JAMA 2018; 319(17):1771-1772
[3] Leitlinienprogramm DGU, AWMF. Interdisziplinäre S3-Leitlinie: Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. Kurzversion 1.1.-2, 2017; AWMF Registernummer: 043/044
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