Sportler in der Apotheke

Die bunte Welt der Kinesiotapes

Kinesiotaping am Karl-Olga-Krankenhaus in Stuttgart

Auch die Physiotherapeuten des Zentrums für Physiotherapie am Karl-Olga-Krankenhaus wenden das Kinesiotaping regelmäßig an. Für die Deutsche Apotheker Zeitung gewährt das Team des Karl-Olga-Krankenhauses um Pia Barbara Braun anhand ausgesuchter Beispiele einen Einblick in die vielfältigen Einsatzgebiete.

So werden Kinesiotapes unter anderem angewendet bei

  • Gelenksverletzungen des Knie- und Sprunggelenks (Abb. 1 zeigt ein Patella-Tape)
  • Beschwerden des Schultergelenks, wie Impingementsyndrom, Insta­bilität, Arthrose (Abb. 2 zeigt, wie mithilfe eines Kinesiotapes das Schultergelenk entlastet werden kann)
  • Verspannungen und Rückenschmerzen, wie z. B. HWS-Syndrom, Lumbago, Ischialgie (Abb. 3, Abb. 4)
  • Sehnenbeschwerden und Tendopathien, wie Tennisarm, Sehnenscheidenentzündungen, Achillessehnenreizungen (Abb. 5, Abb. 6)
  • Muskelverletzungen und -beschwerden, wie Zerrungen, Faserrissen, Dysbalancien
  • Lymphabflussstörungen (Abb. 7)

Was die Farben bedeuten

Die Erkenntnisse der Farbtherapie erklären die bunte Welt der Tapes:

  • Blau steht für Schmerzlinderung, Beruhigung, Detonisierung.
  • Rot wirkt anregend, steigert den Stoffwechsel, ist tonisierend und wird bei chronischen Beschwerden angewendet.
  • Gelb wirkt beruhigend, harmonisierend, unterstützt das Immunsystem und wird auch bei chronischen Beschwerden der Muskulatur eingesetzt.
  • Beige ist neutral und beliebt, da es unauffällig ist und trotzdem die genannten Wirkungen des Kinesiotapes aufweist.

Wichtig bleibt, dass trotz einfacher Anwendung das Kinesiotape in die Hände eines geschulten Therapeuten gehört, denn es ist Teil eines therapeutischen Gesamtkonzeptes. So wird beispielsweise bei einem postoperativen Lymphödem neben Physiotherapie zur Aktivierung der Muskelpumpe und Manueller Lymphdrainage zur Förderung des Lymphabflusses, die Behandlung mit dem Anbringen eines Kinesiotapes abgerundet und der Lymph­abfluss in der therapiefreien Zeit weiter verbessert. Für eine effektive Unterstützung des Lymphabflusses sollte die Lage der Lymphknoten bekannt sein.

Auch einer Anlage des Kinesiotapes bei z. B. HWS-Syndrom geht eine physiotherapeutische Behandlung mittels manueller Therapie, Kräftigungs- und/oder Dehnübungen voraus. Das Kinesiotape entlastet im Anschluss an die Behandlung die verspannte Muskulatur, unterstützt sie und führt dadurch zur Schmerzreduktion.

Zur korrekten und damit effektiven Anlage eines Tapes sollten mindestens anatomische Grundkenntnisse vorhanden sein. Auch wird die Wirkung verbessert, wenn man weiß welche Technik bei welchem Krankheitsbild zum Einsatz kommt, z. B. Vordehnung des Tapes oder Anlage ohne Vordehnung, Vordehnung der Muskulatur oder nicht, Anlage vom Muskel­ursprung zum Muskelansatz oder umgekehrt, y-förmige oder fächerförmige Anlage, parallele Streifen, usw. Zwar werden in der Regel durch unsachgemäße Anlage keine schlimmen Schäden entstehen, eine Schmerzverstärkung ist aber durchaus möglich.

Inzwischen gibt es auf dem Markt zahlreiche Bücher, DVDs und Praxisanleitungen, jedoch ist es empfehlenswert sich durch einen erfahrenen Therapeuten in die Tapeanlage einweisen zu lassen. Oft ist eine weitere Person zur Tapeanlage notwendig, z. B. bei Anlage am Rücken. Die Haut sollte ­außerdem fettfrei und nicht stark behaart sein. Bei empfindlicher Haut oder zu Allergien neigenden Personen kann eine Testklebung in der Ellenbeuge sinnvoll sein. Die Enden des Tapes sollten zur besseren Haftung abgerundet werden.

Es gibt auch Kontraindikationen

Zu beachten sind auch die wenigen Kontraindikationen:

  • Hauterkrankungen, z. B. Ekzeme, Schuppenflechte, Neurodermitis
  • Venenthrombose, Krampfadern
  • unversorgte Frakturen
  • Schmerzen unklarer Genese sollten immer erst abgeklärt werden
  • Vorsicht geboten ist auch im ersten Drittel der Schwangerschaft, bei Risikoschwangerschaften, vorzeitigen Wehen oder anderen Komplikationen.

Kein Arztersatz

Obwohl mit dem Kinesiotape in der Regel sehr gute Erfolge zu erzielen sind, handelt es sich eher um eine ergänzende Maßnahme, die keinen Arztbesuch ersetzt. |

Autorin

Pia Barbara Braun

Leiterin Physikalische Therapie, ­Logopädie und Ergotherapie, ­Leitung Zentrum für Physiotherapie.

Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt GmbH

Alle Fotos: Krankenhaus vom Roten Kreuz Bad Cannstatt GmbH
Abb. 1: Patellatape Stabilisierung der Patella.
Abb. 2: Schmerzen im Schultergelenk Anlage um den M. deltoideus zur Entlastung des Schultergelenks und Schmerzreduktion.
Abb. 3: Schmerzen im Lenden­säulenbereich Sternförmiges Tape führt zur muskulären Entlastung, gleichzeitig zur Stabilisierung der Wirbelsäule und dadurch zur Schmerzlinderung.
Abb. 4: Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule Anlage auf den oberen Teil des M. trapezius führt zur muskulären Entspannung und dadurch zur Schmerzlinderung, auch geeignet bei Kopfschmerzen aufgrund muskulä­rer Verspannungen.
Abb. 5: Tennis­ellenbogen ­Anlage über die ­Flexoren des Unterarms mit Stabilisierung des Handgelenks führen zur Schmerz­reduktion und Entlastung.
Abb. 6: Achillessehnenreizung und WadenschmerzenAnlage zur Entlastung der Achillessehne und Unterstützung der Wadenmuskulatur führt zur Schmerzreduktion.
Abb. 7: Lymph­abflussstörung Anregung des Lymph­abflusses am Bein und dadurch Verbesserung des Ödems, auch geeignet bei Hämatomen postoperativ.

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