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Steilvorlage Stationsapotheker

Foto: DAZ/Kahrmann
Dr. Doris Uhl

Die Einführung des Stationsapothekers scheint zumindest in Niedersachsen beschlossene Sache. Die schon von der alten Landesregierung angestoßene Novelle des Krankenhausgesetzes und damit auch das Ziel, in jedem niedersächsischen Krankenhaus Stationsapotheker zu etablieren, wird konsequent weiterverfolgt. Anders als die ursprüngliche Idee, nach der die Stationsapotheker Teil des Mitarbeiterstabs der Krankenhausapotheke und der Klinik-versorgenden Apotheke sein sollen, soll jetzt aber nach dem neuesten Entwurf die Anstellung direkt über das Krankenhaus erfolgen. Das ruft heftigen Widerstand bei Krankenhaus- und Klinik-versorgenden Apothekern hervor. Sie sehen die Versorgung aus einer Hand in Gefahr.

Doch auch wenn das Wie noch zu diskutieren ist und viele Fragen zur bundesweiten Implementierung ungeklärt sind: Endlich wird im Schatten der endlosen Diskussionen um das Rx-Versandverbot auch von politischer Seite erkannt, dass auf die Kompetenz der Apotheker in Sachen Arzneimitteltherapiesicherheit nicht verzichtet werden kann, dass es dringend geboten ist, von deren Wissen zu profitieren.

Doch welche Kompetenzen sind gefragt? Unabdingbar für ein erfolgreiches Agieren als Stationsapotheker ist ein tiefes Verständnis von Pharmakologie, Klinischer Pharmazie und insbesondere der Pharmakotherapie. Schaut man sich hier die Landschaft der pharmazeutischen Institute an, in der es weder flächendeckend Pharmakologie-Lehrstühle geschweige denn Lehrstühle für Klinische Pharmazie gibt, dann wird klar, wo die Defizite trotz Verankerung in der Approbationsordnung heute immer noch liegen.

Der neu gewählte Präsident des Bundesverbandes Deutscher Krankenhausapotheker e. V. (ADKA e. V.), Prof. Dr. Frank Dörje, hat mit seinem Amtsantritt sofort das Thema Stationsapotheker ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Ein in der aktuellen Aus­gabe der Zeitschrift Krankenhauspharmazie veröffentlichtes ADKA-Grundsatzpapier zu aktuellen Fragestellungen der pharmazeutischen Ausbildung [KPH 2018; 39: 237] fordert vor diesem Hintergrund unverblümt: Sowohl die Pharmakologie als auch die Klinische Pharmazie müssen einen gleichberechtigten Platz im Fächerkanon der Lehrinhalte bekommen, jedes dieser ­Fächer muss mit 20% vertreten sein! Momentan fristen diese beiden für die Zukunft der Apotheker so entscheidenden Fächer ein Schattendasein: Sie dürfen sich gerade mal 12,4% der Gesamtstunden teilen. Für alle 22 Institute fordert die ADKA reguläre Lehrstühle für Klinische Pharmazie in Form von W3-Professuren. Zudem wünschen sich die Klinikapotheker W2-Professuren, die ortsnah im klinischen Bereich, vor allem an Universitätskliniken angesiedelt sein sollen. Das Studium soll einheitlich bleiben, die Studiendauer auf zehn ­Semester verlängert werden. Die Approbationsordnung müsse dringend „angepasst“ werden, so die klare Forderung der Klinik­apotheker.

Was die ADKA in Sachen Studium fordert, verdient die Unterstützung aller, denen nicht nur die Zukunft der Pharmazie, sondern vor allem das Wohl der Patienten am Herzen liegt. Denn auch in den Apotheken vor Ort werden bestens aus- und fortgebildete AMTS-Manager benötigt, die in enger Zusammenarbeit mit niederge­lassenen Ärzten, aber auch mit Klinikärzten und Klinikapothekern für eine ­sichere und optimale Arzneimitteltherapie im ambulanten Bereich sorgen.

Sicher, auch hier ist vieles in Bewegung. Doch Absichtsbekundungen, Ermahnungen, das Erarbeiten von Lernzielkatalogen und Grundsatzpapieren reichen schon lange nicht mehr. Es muss endlich an allen Fronten gehandelt werden. Und: es muss endlich ein Ruck durch unsere Hochschullandschaft gehen! Die Erfolgsformel lautet: fünf Fächer = fünfmal Gleichberechtigung in Forschung und Lehre.

Die „Stationsapotheker“ sind eine Steilvorlage, wie es sie noch nie gab. Wer diese nicht nutzt, verspielt eine der größten Chancen für die Zukunft der Pharmazie.

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ


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