Aus den Ländern

Kritik an der ABDA und Neues zu SecurPharm

Zwei Themen dominieren Kammerversammlung in Hamburg

HAMBURG (tmb) | Bei der Kammerversammlung der Apothekerkammer Hamburg am 26. Juni dominierten zwei Themen: Christian Krüger, Geschäftsführer der Netzgesellschaft Deutscher Apotheker (NGDA), berichtete über den Stand des SecurPharm-Projektes, und Kammerpräsident Kai-Peter Siemsen kritisierte die ABDA. Wie schon bei anderen Kammerversammlungen, die vor der ABDA-Mitgliederversammlung am 28. Juni stattfanden, sollte offenbar ein Signal an diese Versammlung vermittelt werden.

Siemsen kritisierte sowohl das Schweigen der ABDA zu politischen Themen als auch den steigenden ABDA-Haushalt und wählte dafür ein drastisches Bild: Beim Anblick der Würgeschlangen im Tierpark Hagenbeck komme Siemsen die ABDA in den Sinn, erklärte er, denn „wir hören nichts, es ist völlig ruhig, keine Regung ist zu erkennen. Sie verschlingt jährlich 361.000 Euro – das ist ein Drittel unseres gesamten Haushalts (gemeint sind der Haushalt und der ABDA-Beitrag der Apothekerkammer Hamburg, der Berichterstatter), um sich dann jährlich um drei bis fünf Mitarbeiter zu vermehren“.

Foto: DAZ/tmb
Laut Kai-Peter Siemsen (li.) nehmen Apotheker seit geraumer Zeit nicht mehr an der wirtschaftlichen Entwicklung im Gesundheitswesen teil. Christian Krüger berichtete über den Stand von SecurPharm.

„Zu hohe Kosten, zu wenig Output“

Siemsen beklagte, dass die ABDA die aktuelle Gesundheitspolitik nicht reflektiere und die Gespräche mit Gesundheitsminister Spahn nicht kommentiere. Mit einer solchen Vorgehensweise seien die Apotheker in den letzten Jahren nicht erfolgreich gewesen, erklärte Siemsen und ergänzte: „Unser Präsidialsystem ist leider nicht bereit, effektive Selbstreflektion zu betreiben.“ Hinterzimmerdiplomatie könne in bestimmten Fällen sinnvoll sein, doch würden die Erfolge fehlen. „Seit geraumer Zeit nehmen wir Apotheker nicht mehr an der wirtschaftlichen Entwicklung im Gesundheitswesen teil“, sagte Siemsen. Außerdem beklagte Siemsen die „Qual mit all den bürokratischen Herausforderungen“. Neben der Zeit fehle die Wertschätzung, die sich in Geld ausdrücken sollte. Doch die Apotheker würden für ein Honorar in der Höhe wie vor 15 Jahren arbeiten.

Für diese Leistung koste die ABDA zu viel Geld. Als Vorsitzender des Haushaltsausschusses habe er bereits auf verschiedene Missstände hingewiesen und Transparenz gefordert. Nun wachse der Widerstand in den Ländern. „Viele Kammern sind nicht mehr willens, diesen Selbstbedienungsladen so zu finanzieren“, erklärte Siemsen. Daher werde die Kammer Hamburg bei der Mitgliederversammlung zwei Tage später gegen den ABDA-Haushalt stimmen. Denn das Kosten-Nutzen-Verhältnis sei nicht ausgeglichen. „Zu viele Mitarbeiter, zu hohe Kosten, zu wenig zählbarer Output“, resümierte Siemsen. In Zeiten, in denen die Mehrheit der Apotheken den Gürtel immer engen schnallen müsse, sei es nicht mehr zu vermitteln, „so viel Geld für suboptimale Ergebnisse zu zahlen“, erklärte Siemsen.

Petition und weitere Themen

Zudem machte Siemsen auf die Petition des Apothekers Christian Redmann für das Rx-Versandverbot aufmerksam. Die Klarstellung der ABDA, Petitionen seien kein Mittel der Lobbyarbeit, sei für die Petition sogar förderlich, argumentierte Siemsen. Denn Petitionen würden im Petitionsausschuss nicht behandelt, wenn sie durch Verbände oder Institutionen initiiert worden seien.

Weitere Themen in Siemsens Bericht waren die EU-Datenschutzgrundverordnung und das SecurPharm-System. Das Umprogrammieren der Kammerwebseite und zusätzliche Vorbereitungen für die Ausgabe der Heilberufeausweise hätten ein großes Loch in den Kammerhaushalt gerissen. Zu SecurPharm verwies Siemsen auf den jüngsten Vorschlag der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Krankenhäuser sollten Online-Lieferscheine mit Packungscodes erhalten, um die Packungen en bloc auszubuchen. Doch Siemsen warnte davor, dass solche Daten in unbefugte Hände kommen könnten. Als regionale Neuigkeit berichtete Siemsen über den neuen Gesundheitsblog www.gesundheits-schnack.de der Apothekerkammer Hamburg (s. auch DAZ 2018, Nr. 23, S. 77). Die Resonanz in den ersten Tagen nach dem Start sei sehr positiv, insbesondere bei lokalen Medien.

SecurPharm liegt im Zeitplan

Vor Siemsens Bericht hatte Krüger ausführlich das SecurPharm-System vorgestellt. Krüger betonte, dass die NGDA viel für die Apotheker leiste. „Wir schützen langfristig die Interessen der öffentlichen unabhängigen deutschen Apotheken“, erklärte Krüger, denn der Weg der Daten über die NGDA ermögliche einen anonymen Zugriff auf die Herstellerdatenbank. So blieben die Daten der Apotheken geschützt. Außerdem würden Simu­lationsmöglichkeiten für die Softwarehäuser geboten, und es sei ein Verfahren entwickelt worden, bei dem sich das Warenwirtschaftssystem jeder Apotheke das Zertifikat zur Authentifizierung der Apotheke selbst herunterladen könne. So müsse nicht in jede Apotheke ein Techniker fahren. Nach der Umsetzung von SecurPharm erwarte Krüger zudem weitere Nutzenanwendungen des gemeinsamen Netzes.

Seit Mai hätten sich bereits über 6000 Apotheken bei der NGDA angemeldet, und dies sei weitgehend reibungslos geschehen. Für die Anmeldung müssten eine Kopie der Betriebserlaubnis und ein „Aktivitätsnachweis“, beispielsweise eine Bescheinigung eines Rechenzentrums oder eine Kopie einer Rezeptabrechnung, per Post eingesandt werden. Der Anmeldeprozess müsse leider mehrstufig sein, weil einige Vorgaben von der europäischen Ebene noch nicht vorlägen. Mittler­weile hätten weitere EU-Länder einen ähnlichen Stand wie Deutschland erreicht, und er sei zuversichtlich, dass der Starttermin am 9. Februar 2019 überall eingehalten werde. Am Stichtag dürfte aber außer Testpackungen noch keine Packung mit den neuen Merkmalen in den Apotheken sein.

Software beeinflusst Abläufe

In der Diskussion wurde deutlich, dass für einige Detailfragen zum Umgang mit dem SecurPharm-System die Umsetzung in der jeweiligen Software entscheidend ist. So unterscheidet das SecurPharm-System zwischen der mehrmals möglichen Kontrollabfrage und dem nur einmal pro Packung möglichen Ausbuchen. Doch hängt es von der Programmierung des Softwarehauses ab, mit welchem Handlungsschritt das Ausbuchen verknüpft ist. Daher können einige Fragen nicht pauschal für jede Software beantwortet werden. Krüger empfahl den Apotheken dringend, vor dem Stichtag die eigenen Prozesse zu überprüfen, im Team gemeinsam einheitliche Vorgehensweisen für besondere Fälle wie Nachlieferungen, Abholer und Retouren festzulegen und diese im QMS-Handbuch festzuschreiben. |

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