Arzneimittel und Therapie

Cave: Nierenfunktion und Elektrolyte

Ein Gastkommentar zum Einsatz von Spironolacton

Dr. med. Christian Fechtrup Facharzt für Innere Medizin – Kardiologie/Angiologie, Münster

In der Behandlung der arteriellen Hypertonie hat sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel vollzogen. Lange Zeit war man der Auffassung, dass es vorteilhaft sei, durch Ausreizen der Dosierung einzelner Wirkstoffe die Zahl der einzunehmenden Medikamente gering zu halten. In den letzten Jahren hat sich demgegenüber die frühzeitige Kombination unterschiedlicher Wirkstoffe als überlegen erwiesen, da dosisabhängige Nebenwirkungen durch jeweils unterschwellige Dosierungen vermieden werden können und sich durch sinnvolle Kombinationen additive Wirkungen entfalten. Durch den Einsatz von Kombinationspräparaten, die häufig Thiazid-Diuretika und/oder Calcium-Antagonisten enthalten, konnte zudem die Therapieadhärenz nachweislich verbessert werden. Dennoch werden häufig unter den gängigen Zwei- und Dreifachkombinationen (meistens aus ACE-Hemmer/Angiotensin-Rezeptor-Antagonist, Calcium-Antagonist und Diuretikum) trotz maximaler Dosierungen die Zielwerte bei der Blutdruckeinstellung nicht erreicht. In diesen Fällen ist von einer therapieresistenten Hypertonie auszugehen.

Überzeugende Evidenz

In der medikamentösen Einstellung der betroffenen Patienten bestanden immer wieder Unsicherheiten. Diese lassen sich nunmehr, nach Vorliegen der aktuellen Daten zu Spironolacton und Clonidin, weitgehend abbauen. Als viertes Antihypertensivum bei der Einstellung der therapierefraktären Hypertonie liegen die besten Daten für den Aldosteron-Antagonisten Spironolacton vor. Aufgrund der diuretischen Wirkung sowie der zusätzlichen Hemmung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems ist eine Therapie mit Spironolacton auch unter pathophysiologischen Gesichtspunkten überzeugend. Zudem liegt bei vielen Patienten eine Multimorbidität u. a. mit Hyperaldosteronismus und Herzinsuffizienz vor; auch hierbei hat der Einsatz von Aldosteron-Antagonisten im Gegensatz zu den anderen getesteten Substanzen (Clonidin/Diuretika) einen evidenzbasierten Platz.

Risiken beachten

Dennoch ist vor dem unkritischen Einsatz von Spironolacton zu warnen. Nierenfunktion und Elektrolyte (insbesondere Kalium) müssen regelmäßig kontrolliert werden, da es im Laufe der Behandlung auch bei Nierengesunden zu Verschiebungen mit potenziell gefährlichen Folgen kommen kann, z. B. durch Flüssigkeitsverluste (Diarrhö, Schwitzen) oder unzureichendes Trinken.

Medikationsfehler vermeiden

Ein besonderes Augenmerk verdienen darüber hinaus die Risiken durch eine unkontrollierte Polypharmazie. Hier kommt der Kooperation zwischen Arzt und Apotheker im Rahmen des interdisziplinären Medikationsmanagements eine besondere Verantwortung zu. Es sind insbesondere vermeidbare Medikationsfehler, z. B. durch OTC-Medikamente (insbesondere Schmerzmittel), die im Zusammenhang mit Aldosteron-Antagonisten zu Nierenfunktionsstörungen und Elektrolytentgleisungen führen können. Das sorgfältige Führen eines Medikationsplans durch den Patienten in Kooperation mit Arzt und Apotheker stellt eine der wirksamsten Maßnahmen dar, schwerwiegende arzneimittelbezogene Nebenwirkungen und Komplikationen zu vermeiden.

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